Inklusion ist mehr als nur abgesenkte Kantsteine. Was Geesthacht tun kann, um Teilhabe zu fördern, soll ein Fragebogen ermitteln.

Geesthacht. Jetzt sind die Geesthachterinnen und Geesthachter gefragt – junge wie alte, ob behindert oder nicht: Um die „inklusive Stadt Geesthacht“ voranzubringen, wurde ein Fragebogen entwickelt, der im Rathaus (Markt 15) ausliegt. Er kann zudem bei Kathrin Abras per Mail an Inklusionsbeauftragte@geesthacht.de und unter Telefon 04152/1 33 29 angefordert werden. Die Rückmeldefrist endet am 30. September. Wer Fragen zum Thema Inklusion hat oder sich mit eigenen Ideen an diesem Prozess beteiligen möchte, kann sich ebenfalls gern bei Kathrin Abras melden.

Sie ist seit August die neue Inklusionsbeauftragte der Stadt. Unter ihrer Federführung soll der Inklusionsgedanke neuen Schwung bekommen. Studiert hat sie in Potsdam, dort mit dem Master in Soziologie abgeschlossen. Zuletzt hat Kathrin Abras als Sachbearbeiterin im Sozialamt bei der Stadt Geesthacht gearbeitet.

Geesthacht: „Es geht nicht nur darum, Kantsteine abzusenken“

Das Vorantreiben der Inklusion im Stadtgebiet – es ist eine Wiederaufnahme des Themas. Seit 2019 gibt es das Ziel: Geesthacht möchte Inklusionsstadt werden. „Wir haben im Januar vor zwei Jahren eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und eine Auftaktveranstaltung gemacht, zu der unterschiedliche Gruppen eingeladen wurden. Dann ist Corona dazwischen gekommen“, berichtet Olaf Schulze. Diese Arbeitsgruppe soll im Oktober nun wieder die Arbeit aufnehmen. „Es ist ein breites Feld, es geht nicht nur darum, Kantsteine abzusenken“, erklärt der Bürgermeister.

Unter Inklusion versteht die Stadt Geesthacht die Möglichkeit einer umfassenden und uneingeschränkten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben jedes Einzelnen. Egal ob in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit“, betont Kathrin Abras. So soll die Stadt barrierefrei werden in dem Sinne, „dass Gegenstände, Medien und Einrichtungen von jedem Menschen uneingeschränkt genutzt werden können“, sagt die Inklusionsbeauftragte.

Fragekatalog mit Posten für jedes Alter

Weil dieses Anliegen ohne Einschränkung wirklich alle angehen soll, finden sich im Fragenkatalog Posten für jedes Alter. „Wo sind Problemlagen, wo gibt es Barrieren, die verhindern, dass Menschen mitwirken und teilhaben können, wo sind die Baustellen, die die Bürger wahrnehmen“, das will Kathrin Abras herausfinden. „Daher ist es wichtig, dass die Geesthachterinnen und Geesthachter mithelfen, die Barrieren zu finden und an ihnen zu arbeiten“, sagt sie.

Die Fragen ergaben sich aus den fünf Themenfeldern, die die Arbeitsgruppe im Januar 2020 noch vor der Corona-Pandemie ermittelt hat. Es geht um die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, Mobilität, Pflege und Gesundheit, Wohnen sowie Bildung und Beschäftigung.

Platz für eigene Bemerkungen

Da wird zum Beispiel gefragt, über welche Medien sich die Geesthachter informieren (Zeitung, Webseite, Aushänge, Tourist-Information oder Social Media), welches Freizeitangebot gern genutzt werden würde (Stadtpark, KTS, Freibad, Minigolf, Vereine, Jugendzentren, Oberstadttreff, Spielplätze, Stadtbücherei, Restaurants / Cafés) und welche Faktoren dem Besuch entgegenstehen.

Gefragt wird nach der Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten und Bushaltestellen, Ampelzeiten, nach öffentlichen Toiletten, den Fahrzeiten des ÖPNV und medizinischen Einrichtungen. Ergänzt werden die Fragen mit Platz für eigene Bemerkungen und der Angabe der Wohngegend des Ausfüllenden.

„Wir möchten wissen, ob Sie in der Stadt gut leben können“

„Mit Ihrer Hilfe kann die Stadt Geesthacht Maßnahmen entwickeln, um den Geesthachtern und Geesthachterinnen sowie ihren Gästen die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben zu ermöglichen. In Geesthacht sollen sich alle wohl fühlen. Darum möchten wir wissen, ob Sie in der Stadt gut leben können. Bitte helfen Sie uns dabei“, bittet Kathrin Abras um eine rege Beteiligung beim Ausfüllen des Fragebogens.

Es gibt auch einen Modus „leichte Sprache“. Das Ausfüllen dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Es werden keine Daten erhoben, die auf auf eine Person rückschließen lassen.

Der Aktionsplan Inklusion, der zudem eine Zusammenarbeit auch mit Vereinen, Unternehmen und Vermietern vorsieht, wird dann konkret beschreiben, was in Geesthacht noch alles getan werden muss, um eine inklusive Stadt zu werden.