Geestacht. Schüler der Hachede-Schule und der weiterführenden Schulen sollen zusammen malen. Warum die Idee entstanden ist.

Die Aufforderung in Museen und Galerien „bitte nicht berühren“ wird bei den Bildern von Jens Buchschmid ins Gegenteil verkehrt. „Bitte unbedingt anfassen“ heißt es für die farbenfrohen, meist abstrakten Werke. Das Besondere: Sie bieten keine ebenen Flächen, sondern sind so gearbeitet, das sich der darüberstreichenden Hand einiges an haptischem Erleben bietet.

Das lassen sich die Kinder der Klasse 5a von der Hachede-Schule nicht zweimal sagen und prüfen Bild für Bild die ertastbaren Strukturen. Sie sind mit ihrer Lehrerin Maike Klein zu Gast im benachbarten Geesthachter Oberstadttreff, in der gerade eine Werkschau von Jens Buchschmid mit gut 35 seiner Werke frei zugänglich für alle aushängt.

Schulkooperation zwischen Schulen in der Oberstadt in Geesthacht

Die Kinder sind Feuer und Flamme, umlagern in Trauben die Bilder. „Da sind ja Augen drin“, entdeckt ein Junge in einem der Bilder. „Eine Maus“, entschlüpft es einem Mädchen bei einem anderen Werk – eigentlich sollte es sich um Impressionen aus dem Weltall handeln. Da muss auch der anwesende Jens Buchschmid schmunzeln. „Was die Kinder alles darin sehen“, sagt er lachend.

„Acryl Pouring“ nennt sich die Technik, basierend auf dem Gießen von flüssigen Acrylfarben. „Die Struktur entsteht mit der Heißluftpistole und Klebestift, auch mal mit dem Bunsenbrenner“, erklärt Jens Buchschmid.

Bei anderen Bildern hat er „Plastik genommen, rauf­gelegt und abgezogen“ oder mit einem Zirkel Kreise und Glitter eingearbeitet. „Am Ende weiß ich manchmal selber nicht, was draus wird“, meint er. Aber genau das ist auch das Besondere an der speziellen Technik: Sie soll ein Experiment bleiben mit Ergebnissen, die nicht vorhersehbar sind.

Offenes Atelier ist Idee vom Leiter des Oberstadttreffs

Willi Blum, der Leiter des Oberstadttreffs, hat aber noch mehr vor mit Jens Buchschmid. Er spielt eine große Rolle bei der Umsetzung des Projekt eines offenen Ateliers, wie er am Ende der Führung erklärt. Das Konzept: Vom Frühjahr an wechseln Hachede-Schüler einmal in der Woche zwei bis drei Stunden auf die gegenüberliegende Seite in den Oberstadttreff, um hier Kunstwerke zu fertigen. Das kommt gut an, die Kinder sind begeistert. „Jaaa!“ rufen alle.

Aber einfach nur Bilder malen ist noch nicht alles. Denn Willi Blum geht es vor allem um Integration. Und deshalb sollen die Schüler der weiterführenden Schulen in Geesthacht ebenfalls in dieses Projekt eingebunden werden.

Zusammenarbeit der Schüler soll geübt und selbstverständlich werden

„Das ist ein Stück Herzblut von mir“, erklärt er. „Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört“, sagt Willi Blum. „Egal, wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen. Zum Beispiel lernen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in der Schule.“

Der Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen Schülern beider Schulen soll geübt und dadurch selbstverständlich werden. Beide Schülergruppen sollen einen wertschätzenden Umgang miteinander haben.

Künstler wie Jens Buchschmid und Pädagogen begleiten das Projekt

Die Teilnehmenden der Hachede Schule und der weiterführenden Schulen treffen sich im Rahmen des Projektunterrichts ab der Klasse 5 und des Kunstunterrichts der Hachede-Schule dann, um gemeinsam künstlerisch zu arbeiten – zum Beispiel, um zu malen oder auch zu fotografieren. Künstler wie Jens Buchschmid und Pädagogen begleiten das Projekt.

Die Bilder, die hier entstehen, sollen ebenfalls im Mehrgenerationenhaus Oberstadttreff öffentlich ausgestellt werden. Was die Kinder malen würden, hat Willi Blum bereits in Erfahrung gebracht. Heraus kamen Riesenroboter, Traktoren, Puzzle und Tiere. „Rot“, sagt ein Mädchen. Das klingt doch nun wirklich schon nach Kunst.