Geesthacht. Der frühere Amateur-Fußballtrainer ist für seine besonders forsche Art bekannt. Nun feiert der 81-Jährige ein besonderes Jubiläum.

Mit seiner Meinung hat Gerd Stenner noch nie hinter dem Berg gehalten. Generationen von Amateur-Fußballern aus dem Heimatgebiet können ein Lied davon singen. Fast 30 Jahre lang stand der Geesthachter – Spitzname „Der General“ – als Trainer bis 2003 bei verschiedenen Vereinen aus der Region an der Seitenlinie.

Seine Anweisungen immer in einer Lautstärke zum Besten gebend, die keinem Anwesenden verborgen blieb. „Wenn Stenner über den ganzen Platz schrie und ich nur noch ,Herr Reppmann’ war, wusste ich, dass ich fünf Minuten später ausgewechselt werde“, hatte Michael Reppmann, ehemaliger Spieler des SV Altengamme, dem Autor dieser Zeilen einmal verraten.

Der „General“ Gerd Stenner kam nicht bei jedem gut an

Als dem Trainer Gerd Stenner auf seiner Station beim SV Hamwarde einige „Klugscheißer“, wie er sagt, reinreden wollten, stellte sich der Coach vor die versammelte Mannschaft: „Der General bin ich, dass das klar ist.“ Die Autorität war wieder hergestellt – und sein Spitzname geboren.

Mit Trainer Gerd Stenner (stehend, graue Haare) stiegen die Fußballer des FC Geesthacht 1993 in die Bezirksliga auf.
Mit Trainer Gerd Stenner (stehend, graue Haare) stiegen die Fußballer des FC Geesthacht 1993 in die Bezirksliga auf. © bz

Bei jedem beziehungsweise jeder kam Gerd Stenners forsche Art aber nicht auf Anhieb an. „Zuerst hatte ich eine zu große Schnauze für sie“, erinnert sich der 81-Jährige, wie er mit seiner gleichaltrigen Frau Elke zusammenkam. Beide kannten sich von der Buntenskampschule. Gefunkt hat es aber erst, kurz nachdem die 1. Herren des VfL Geesthacht 1958 von einer Ausfahrt zur Fußball-Weltmeisterschaft in Schweden zurückgekehrt waren.

Als Gerd, der eigentlich Gerhard heißt, bei einem Treffen sagte, dass er zum Sportplatz gehe, meinte Elke, sie könne ja mal mitkommen – und ist seitdem nicht mehr von seiner Seite gewichen. Am 24. August 1962, also vor etwas mehr als 60 Jahren, haben die Stenners geheiratet – beide waren gerade 21.

Söhne verbrachten ihre Kindheit auf dem Fußballplatz

Fiebern am Fernseher mit ihrem HSV: Gerd Stenner (r.) und seine Söhne Jörn und Ole.
Fiebern am Fernseher mit ihrem HSV: Gerd Stenner (r.) und seine Söhne Jörn und Ole. © Privat | Privat

Das hatte damals ganz praktische Gründe. „Mein Mann kam zur Bundeswehr, und eine verheiratete Frau hat 500 D-Mark Unterhalt im Monat bekommen“, erinnert sich Elke Stenner. Mit dem Geld hatten sie die Anzahlung für eine Eigentumswohnung an der Bahnstraße (7000 D-Mark) zusammen. Ein paar Jahre später kamen die Söhne Jörn und Ole zur Welt.

Diese verbrachten einen Großteil der Kindheit auf dem Fußballplatz. Nach Gerd Stenners eigener Laufbahn beim VfL Geesthacht trainierte er unter anderem den Post SV Lauenburg, Hamwarde, Altengamme, den FC Geesthacht und zuletzt den VfL Grünhof-Tesperhude. Die Bezirksliga-Aufstiege mit Hamwarde (1990) und Geesthacht (1993) sind die größten Erfolge.

Der „General“ war als aktiver Spieler eher bequem

Seine Spieler mussten dabei mitunter unter harten Konditionseinheiten leiden. Stenners Motto: „Erfolg kann man sich durch Fleiß erarbeiten.“ Dabei sei er selbst als aktiver Fußballer „ein kleiner Fauler“ gewesen. Als ihn der Autor dieser Zeilen 2003 zum Abschied von der Seitenlinie einmal mit Waldorf und Stadler, den beiden ständig meckernden alten Herren aus der Muppetshow, verglich, brach Gerd Stenner zwar in schallendes Gelächter aus. Doch im gleichen Gespräch räumte er ein, dass es ihm als Zuschauer Spaß machen würde, auf dem Fußballplatz zu meckern. Das tut er heute – nachdem Enkel Peer beim SV Börnsen aufgehört hat – nur noch ab und an bei Partien in Altengamme und Hamwarde.

Die Feier zur diamantenen Hochzeit wird übrigens nachgeholt. Elke weilt noch bis kommenden Freitag zur Reha an der Ostsee, Gerd ist als Begleitung mitgefahren. Zur Überraschung gab es dort von den Kindern aber einen Blumenstrauß und eine Foto-Collage.