Bergedorf-West. 1998 stieg der kleine Verein in die Bezirksliga auf. Bis heute ist es der größte Erfolg von BeWe. Die Helden von einst erinnern sich.

Es gibt sie in jedem Verein: die magischen Momente. In einer Serie stellen wir Höhepunkte aus der Geschichte unserer Clubs vor. Heute: Der Aufstieg des SV Bergedorf-West in die Fußball-Bezirksliga im Jahr 1998.

Auf dem Originaltrikot, dass Patrick Eichentopf am 14. Juni vor 22 Jahren getragen hat, sind heute noch die staubigen Grandflecken zu erkennen. Mit rotem Filzstift hat jemand seinen Namen unter den des Clubs geschrieben. Zwischen der Rückennummer sind ein paar Autogramme verewigt. „Ich habe es seitdem nicht gewaschen“, sagt der mittlerweile 43-Jährige.

Nach einem 4:2 in der Aufstiegsrunde gegen Niendorf stieg der 1971 gegründete Club erstmals in die Bezirksliga auf. „Sieg für die Vereinschronik“, schrieb unsere Zeitung damals. Bis heute ist es der größte Tag in der Geschichte von BeWe geblieben.

„Die Gegner haben unseren Platz gehasst“

Mehr als 300 Fans waren zur entscheidenden Partie an den heimischen „Käfig“ am Ladenbeker Furtweg gekommen. Von der Atmosphäre auf ihrem engen Platz, der nur Mindestmaße hatte, und den dicht am Spielfeldrand gedrängten Zuschauern lebten die „Westler“. „Die Gegner haben es gehasst“, weiß Waldemar Meya, der inzwischen 1. Vorsitzender ist.

Auf ihrem Platz war BeWe eine Macht. Dort holte das Team das Gros der Punkte für die Kreisliga-Vize-Meisterschaft hinter dem VfL Grünhof-Tesperhude. „Dabei wurden wir nach einem Umbruch vorab als Abstiegskandidat gehandelt“, erinnert sich Meya.

Das Erfolgsrezept? „Wir waren wie eine Familie“, betont der damalige Abwehrspieler Sven Grapow. Und die „Westler“ hatten ihr kongeniales Sturmduo Michael Bölke und Jörg Wendt, die zusammen für fast 80 der 92 Saisontore zuständig waren. Zu Hause sah das oft so aus: Langer Einwurf Wendt bis an den zweiten Pfosten, wo Bölke lauerte und einköpfte.

Zudem wusste Trainer Ernst Böhme, der heute auch mit fast 90 Jahren topfit ist, seine „Jungs“ richtig zu nehmen. „Er war ein Kumpeltyp, aber auch knallhart. Er konnte richtig böse werden“, erinnert sich der damalige Co-Trainer Winfried Meya. Und Kapitän Mike Grünthal ergänzt: „Ich sage heute noch nur Trainer zu ihm und nicht Ernst.“

Der Aufstieg war zwar nicht geplant, doch als die Chance da war, hielt der Club zusammen. „Zum ersten Relegationsspiel sind wir mit drei Bussen nach Pinneberg gefahren. Der Platzwart dort hatte nur eine Kiste Bier da und ist erst mal los, neue Getränke holen“, muss Grünthal heute noch schmunzeln.

Nach einem 2:2 in Pinneberg und einem 1:0 auf neutralem Platz gegen Wedel kam es dann zu Hause gegen Niendorf zu Entscheidung. Nach dem 4:2 (BeWe-Tore: Eichentopf 2, Bölke, Wendt) gab es kein Halten mehr. Coach Böhme wurde von den Spielern auf Händen vom Platz getragen und der Bezirksliga-Aufstieg wie eine Deutsche Meisterschaft gefeiert.

„Die Hose hat man mir geklaut“

Die Party ging auf dem Dach des inzwischen heruntergekommenen Kabinentrakts (Eichentopf: „Da blutet mir das Herz“) weiter. Einige Spieler schmissen sogar ihre Trikots in die feiernde Menge. „Mir hat ein Fan dafür sogar 100 D-Mark geboten“, erinnert sich Eichentopf. Er konnte es mit Händen und Füßen verteidigen. Bei der Hose war er weniger erfolgreich: „Die hat man mir geklaut.“

In der Saison nach dem Aufstieg schaffte BeWe als Tabellenzwölfter der Bezirksliga den Klassenerhalt. Danach stieg der Club ab und sollte nie mehr an die Tür zur Bezirksliga klopfen. Zehn Jahre nach dem Aufstieg spielte das Erfolgsteam noch einmal gegen ihre Nachfolger in der 1. Herren. „Wir haben gewonnen, und das würden wir heute auch noch“, ist sich Grünthal sicher.

Seit 2012 dümpelt der SV Bergedorf-West in den Niederungen der Kreisklasse. Die 1. Herren sind die letzte verbliebene Mannschaft. Zu Hoch-Zeit waren es mal elf.