Hohenhorn. PS gegen Bremskraft: Beim Trecker Treck Hohenhorn fährt Julia Wessels vorn mit. Gefragt ist: Fingerspitzengefühl.

Anderthalb bis 14 Tonner rattern beim Trecker Treck Hohenhorn über die Piste, die Fahrzeuge schwärzen die Luft mit dicken Rußwolken. Beim anschließenden Ackerbeat feiern die Besucher bis in die frühen Morgenstunden.

4200 Besucher haben sich übers Wochenende aufgemacht, um das Kräftemessen der Ackergiganten auf dem Stoppelfeld zwischen Dassendorf und Hohenhorn zu verfolgen. Die Bedingungen sind ideal. Moderator Mike Albrecht hat kecke Sprüche auf Lager. „Bei der hübschen Blonden fahre ich jetzt mit“, entscheidet er und wechselt seinen Platz vom Bremswagen mit dem Sozius im Traktor von Julia Wessels. Die 25 Jahre alte Hausfrau und Mutter aus Mildstedt bei Husum nimmt zum ersten Mal an einem Wettbewerb im Traktoren-Kräftemessen teil. Und sie beweist Fingerspitzengefühl, lenkt den roten Case IHC 1255 über die 80-Meter-Marke und landet auf dem zweiten Platz der 7,5-Tonner.

Trecker Treck Hohenhorn: Schnelligkeit spielt keine Rolle

Beim Trecker Treck geht es nicht um Schnelligkeit, sondern darum, das in diesem Fall 80 Meter entfernte Ziel überhaupt zu erreichen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Der an die Zugmaschinen angehängte Bremswagen macht die Sache im wahrsten Sinne schwer. An seinem Hinterteil sind Räder und vorn eine Kufe befestigt. Während der Fahrt rutscht das Gewicht von hinten nach vorn. Das Ziehen wird dadurch immer schwerer. Wer in seiner Klasse am weitesten zieht, gewinnt. Sobald die 80 Meter Marke erreicht ist, leuchtet „Full Pull“ an der Anzeigetafel auf, und das Publikum jubelt.

Den ersten Full Pull erreicht Sven Aßmuss aus Walsrode um 19.37 Uhr auf seinem John Deere. Nur diejenigen, die es ins Ziel am Ende der Piste schaffen, starten ins Stechen – allerdings mit noch mehr Gewichten auf dem Bremswagen. Und davon gibt es an beiden Tagen einige zu sehen.

Trecker Treck Hohenhorn: Auch der Reifendruck ist wichtig

Bei den Fahrern ist Fingerspitzengefühl beim Gasgeben gefragt, und auch der richtige Luftdruck in den Reifen spielt eine Rolle. Wie viel PS die Fahrer tatsächlich unter der Haube haben, verraten sie nicht. Schließlich lassen sie sich von ihren Konkurrenten nicht gern in die Karten schauen. Und auch die anderen Tricks wie etwa die Zugabe von Lachgas oder Methanol, um kurzfristig zu beschleunigen, werden von dem einen oder anderen Fahrer angewandt.

Die Tribüne wird schnell von den Zuschauern erklommen. Alle wollen die beste Sicht auf die Startbahn haben. 255 Teilnehmer sind gemeldet. In die einstige Männerdomäne haben mittlerweile auch Frauen Einzug gehalten. Elf Fahrerinnen sind mit ihren Maschinen dabei. Auch Pauline Dibbern ist eine von ihnen. Die 20-Jährige arbeitet eigentlich als Bestatterin. Seit einem Jahr startet sie beim Full Pull. Ihr blauer Ford 8790 ist genauso alt wie seine Fahrerin. Der 9-Tonner ist ein Nutzfahrzeug und wird von ihrem Vater zum Stoppelmulchen genutzt.

Wie viel PS unter der Motorhaube stecken, verrät auch Dibbern nicht. „Es sind wesentlich mehr als 300“, sagt sie verschmitzt. Wie es ist, in einem von Männern dominierten Sport mitzumachen? Die Hornbekerin sagt: „Es gibt noch viele Vorurteile, oft erntet man einen spöttischen Blick. Schön ist es dann, wenn man als Frau beweisen kann, dass man gut fahren kann.“