Bislang müssen Radfahrer vor dem Restaurant in Krümmel absteigen. Eigentlich. Macht aber kaum einer. Bald ändern sich die Regeln.
Geesthacht. Im vierten Teil unserer Serie in Kooperation mit der Stadt um verzwickte Fahrradwege in Geesthacht steht die Strecke entlang der Elbe im Fokus. Seit Jahren kontrovers diskutiert: Die Wegesituation vor dem Restaurant Sebastians in Krümmel. An der Hausmauer verengt sich der Weg stark und darf bisher nur zu Fuß begangen werden.
„Der Weg ist dort sehr schmal. Darum entstehen bei dessen gemeinsamer Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger zum Teil Konflikte“, schildert Andrej Wink vom Fachdienst Öffentliche Sicherheit der Geesthachter Stadtverwaltung. Ausgewiesen ist die gesamte Wegstrecke entlang der Elbuferstraße zwischen Geesthacht und Grünhof-Tesperhude als „Gehweg“ mit dem Zusatz „Radfahrer frei“. Bis auf eine Ausnahme: Die ist direkt vor dem Sebastians.
Das kurze Stück zwischen der Bushaltestelle und der Fortführung des wassergebundenen Elbewanderwegs gilt ausschließlich als Gehweg und ist dementsprechend mit einem runden, blauen Schild ausgewiesen, das zwei weiße Figuren (Mutter und Kind) zeigt.
Wenn der Engpass in Krümmel weg ist, dürfen Radfahrer „legal“ durchfahren
Auf Gehwegen mit dem Zusatz „Radfahrer frei“ (kleines, rechteckiges weißes Schild mit schwarzem Fahrrad) gilt: Radfahrer sind verpflichtet, auf Fußgänger Rücksicht zu nehmen, denn Fußgänger haben Vorrang. Der Fußgängerverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Bis zur Umgestaltung des Bereichs bleibt Radfahrern streng genommen nur Absteigen und Schieben oder der Weg auf die Straße. Was so gut wie niemand macht an dieser Stelle.
Ein Missstand, dem nun abgeholfen wird. Am Montag, 15. August, fangen die Bauarbeiten an. „Geplant ist es, den Gehweg an dieser Stelle zu verbreitern und auch dort als Gehweg mit ,Radfahrer frei’ fortzuführen. Durch die dann größere Breite des Wegs soll der Eingangsbereich vom Sebastians geschützt werden“, erklärt Andrej Wink.
Änderungen auch für Autofahrer während der Bauzeit
Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum 5. September, danach rollen die Radler hier ganz legal durch, wie auf dem Rest der Strecke. Bis dahin gibt es Behinderung wegen der Baumaßnahme. Die südliche Gehwegseite wird gesperrt. Die Umleitung wird ausgeschildert. Die Radfahrer sollten diesen Weg zu Fuß in Anspruch nehmen oder auf die Fahrbahn ausweichen.
Auch für Autofahrer ändert sich etwas. Bei der Verkehrsführung im Kreuzungsbereich Elbuferstraße/Nobelplatz aus Richtung Hamburg kommend wird die Geradeausspur gesperrt, dafür die reine Linksabbiegerspur aufgehoben.
Generell ist die Elbuferstraße zwischen Geesthacht und Grünhof-Tesperhude nicht nur bei Radtouristen beliebt. Den etwa fünf Kilometer langen Elbuferwanderweg zwischen Freizeitbad und Elbkantinchen nutzen Pendelnde für ihren Weg zur Arbeit, Umweltbewusste für ihre Fahrt in die Innenstadt, Jugendliche für die Fahrt zur Schule oder ins Bad. Teilen müssen sich die Radler den Weg zwischen Elbuferstraße und Elbe mit Fußgängern. Vor allem am Wochenende und bei schönem Wetter wird es schon mal sehr eng. Das macht das Kennen der Rechte und Pflichten besonders wichtig.
Schilderwald für Radfahrer in Richtung Geesthacht
Radfahrer, die in Grünhof-Tesperhude Ecke Tesperhuder Straße/Strandweg auf dem gepflasterten Weg zwischen Elbkantinchen und Bushaltestelle auf Höhe der Schiffsschraube stehen und Richtung Geesthacht fahren wollen, sehen außer der Elbe fünf Schilder. Ein rundes blaues mit zwei weißen Figuren, ein eckiges weißes mit einem schwarzen Fahrrad, ein eckiges weißes mit zwei entgegengesetzten schwarzen Pfeilen, ein kleineres weißes Schild mit einem grünen Fahrrad und einem Pfeil Richtung Geesthacht sowie ein kleineres weißes Schild, das in Grün eine radfahrende Person zeigt neben weiteren Angaben.
„Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Vorschriftszeichen und Hinweiszeichen“, erklärt Andrej Wink. Vorschriftszeichen werden in Ge- und Verbotszeichen unterteilt. Diese Verkehrszeichen sind klassischerweise in Blau, Rot und Weiß gehalten – und sie sind für alle bindend. Hinweisschilder hingegen – die mit dem grünem Druck – formulieren Empfehlungen. „Das weiße Schild mit dem grünen Fahrrad und dem Pfeil in Richtung Geesthacht sagt den Radfahrerinnen und Radfahrern: Hier wäre eine gute Strecke für dich“, sagt Andrej Wink. Vorgeschlagen wird für Radfahrer per grünem Schild das Fahren auf dem Weg an der Elbe durch Krümmel, vorbei am Pumpspeicherwerk und Wohnmobilstellplatz bis zum Freizeitbad.
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Rücksicht auf Fußgänger
Auf der gesamten Strecke gilt für Radfahrer verpflichtend: Sie müssen auf Fußgänger Rücksicht nehmen, denn die haben Vorrang – das regeln die blauen Hinweisschilder mit stilisierten Fußgängern. Sie weisen den Elbewanderweg als Gehweg aus. Nur die sogenannten Zusatzzeichen darunter (weißes Schild mit Fahrrad und weißes Schild mit Doppelpfeil) räumen Radfahrern in beiden Fahrtrichtungen eine Mitnutzung ein. „Streng genommen dürfen Radfahrer hier nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Wenn nötig, müssen sie warten“, erklärt Andrej Wink.
Dabei macht es keinen Unterschied, ob Radfahrer in Grünhof-Tesperhude direkt an der Elbe fahren oder ob sie zu Beginn der Strecke das asphaltierte Teilstück direkt an der Elbuferstraße bis zum gepflasterten Weg nutzen. „Wer nicht die Ausnahmeregelung auf dem Gehweg nutzen will, dem bleibt das Fahren auf der Straße“, erklärt Andrej Wink.