Geesthacht. Industria Wohnen erwirbt Bauabschnitt in Geesthachts Hafencity, bevor die erste Baugrube ausgehoben ist. Das sind die Gründe.

Noch steht kein Stein auf dem anderen, aber fünf Wohnblocks vom Bauabschnitt „Elbterrassen IV“ der Hafencity Geesthacht sind bereits verkauft. Seit Anfang der Woche ist die Tinte trocken unter dem Vertrag zwischen dem Bauträger Ed. Züblin AG und dem Investmentunternehmen Industria Wohnen mit Sitz in Frankfurt/Main.

Insgesamt 155 Wohnungen mit 10.200 Quadratmetern Mietfläche, davon 59 öffentlich gefördert, hat Industria Wohnen zum Preis von rund 53 Millionen Euro erworben. Der gesamte Bauabschnitt „Elbterrassen IV“ wird am Ende aus 235 Wohnungen bestehen.

Hafencity Geesthacht: Großteil der Elbterrassen IV hat neuen Eigentümer

Zu den verkauften Gebäuden, deren Baugruben in Kürze ausgehoben werden, gehört eine gemeinsame Tiefgarage sowie ein begrünter Innenhof mit einem Kinderspielplatz. Fertigstellung soll nach Worten von Züblin-Prokurist Olaf Dose im Frühjahr 2025 sein. Industria Wohnen kauft das Paket für einen Immobilien-Spezialfonds „Wohnen Deutschland VII“.

Anteile bietet das Unternehmen institutionellen Investoren wie Firmen und Organisationen als Beteiligung an. An Privatanleger darf dieser Fonds nicht vertrieben werden.

Auch Bergedorf-Bille und WoGee haben schon gekauft

Der Verkauf ganzer Wohnungskontingente an Großkunden entspricht dem Geschäftsmodell der Ed. Züblin AG in der Hafencity. „Auch die Bergedorfer Baugenossenschaft Bergedorf Bille und die Wohnraumentwicklung Geesthacht GmbH & Co. KG (WoGee) haben hier ganze Blocks erworben“, berichtet Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze.

„Private Anleger können bei uns direkt nebenan zum Zug kommen“, erklärt Züblin-Prokurist Dose. Dort errichtet die Firma nahezu zeitgleich vier Gebäude mit insgesamt 80 Eigentumswohnungen, die im Sommer 2025 fertig werden sollen. Diese können einzeln direkt vom Bauträger Züblin erworben werden.

80 Eigentumswohnungen für Privatanleger

Großkunde Industria Wohnen ist Teil der Becken-Gruppe, einem inhabergeführten Hamburger Immobilien- und Investmentunternehmen, das seit 1978 in den führenden deutschen Metropolregionen tätig ist. Aktuell verwaltet Industria rund 18.600 Wohneinheiten mit einem Volumen von mehr als 4,7 Milliarden Euro. Es stützt sich dabei auf die Erfahrung aus rund 70 Jahren Tätigkeit am deutschen Markt.

18.600 Wohnungen im Wert von 4,7 Milliarden Euro

Das Ankaufsvolumen von Industria betrug 2021 rund 670 Millionen Euro. Die Akquisitionsstrategie des Hauses ist sowohl auf Neubau- als auch auf Bestandsimmobilien bei einem Mindestobjektvolumen von 10 Millionen Euro gerichtet.

Neben geschäftlichen Aktivitäten in Metropolen wie Düsseldorf, Dresden, Berlin oder Mannheim ist das Unternehmen auch östlich von Hamburg kein unbeschriebenes Blatt mehr. In Geesthacht erwarb Industria – ebenfalls für Fonds-Anleger – kürzlich vom Bauträger Bonava zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen im Baugebiet am Besenhorst / Weidentrift.

Käufer ist in Berlin, Düsseldorf und Geesthacht aktiv

Und auch im „Hamburger Bezirk Barsbüttel“, so der Investor nicht ganz korrekt auf seiner Internet-Homepage, wurde Industria schon mit Bonava handelseinig. Es erwarb 16 Wohnungen eines Neubauvorhabens in zweiter Reihe an der Hauptstraße 34 in der schleswig-holsteinischen Gemeinde.

Mit welchen Kaltmieten die Bewohner bei Industria in der Geesthachter Hafencity rechnen müssen, darüber gibt es keine Auskunft. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir keine Mietpreise zu dem Objekt kommunizieren“, erklärt Unternehmenssprecherin Kathrin Dräger auf Anfrage

Die – derzeit komplett vermieteten – frei finanzierten Industria-Wohnungen am Besenhorst hat seinerzeit ein Makler zu Quadratmeterpreisen zwischen 11 und 13 Euro Kaltmiete angeboten – rund einen Kilometer von der Elbe entfernt, zwei Kilometer vom Zentrum Geesthachts. Direkt am zentrumsnahen Elbufer in der Hafencity dürfte das Unternehmen für die nicht geförderten Wohnungen höhere Mieten aufrufen.

Züblin plant in der Hafencity weitere 350 Wohnungen

Unterdessen schreiten die Planungen für weitere Bauabschnitte in Geesthachts Hafencity voran. „Für den nächsten Abschnitt Westhafen IV kommt am 23. August der Aufstellungsbeschluss“, berichtet Züblin-Prokurist Olaf Dose.

Dort plant das Unternehmen weitere 350 Wohnungen. Wenn das Großprojekt Hafencity Geesthacht in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts komplett fertiggestellt ist, soll das Neubauviertel am Elbufer etwa 1500 Wohnungen bieten.