Geesthacht. Rüdiger Tonn aus Geesthacht hat mehr als 270 Stellplätze in Europa angefahren. Welche Traumreise noch aussteht, was er Urlaubern rät.
Ob Rüdiger Tonn diesen Satz in seinen Sommerferien mit dem Wohnmobil wohl wieder hören wird? „Schöne Grüße aus Geesthacht“, sagte eine Frauenstimme vor zwei Jahren mitten in Tübingen unvermittelt hinter seinem Rücken. Der FDP-Fraktionsvorsitzende stand an einer Schlange an und war wegen der damaligen Maskenpflicht kaum zu erkennen. Es war die ehemalige Ehefrau eines Mitspielers aus der Fußballmannschaft, die ihn dennoch identifizierte. Sie war ebenfalls zu Besuch in Tübingen.
Und einmal seien er und seine Frau auf Reisen von anderen Geesthachtern an ihrem mittlerweile verstorbenen Hund beim Gassigehen erkannt worden, einem seltenen Louisiana Catahoula Leopard Dog, den sie aus dem Tierheim geholt hatten. Solche Begegnungen kämen immer mal wieder vor, berichtet Rüdiger Tonn.
Sommerferien im Wohnmobil: Dieses Reiseziel mag die Geesthachter Familie am liebsten
Er und seine Frau sind begeisterte Wohnmobilisten, wie viele andere Geesthachter. „Ich weiß alleine um den Heuweg herum von mindestens sechs weiteren Wohnmobilen. In Geesthacht sind es bestimmt 30 bis 40“, schätzt Tonn. Auch Fraktionskollege Joachim Knüppel hat sich 2010 eins gekauft, kurz nachdem Rüdiger Tonn vom Wohnwagen auf Wohnmobil gewechselt hat.
Die Lieblingsecke der Tonns ist die Bodenseeregion – aber nicht nur. 76 Übernachtungen dort an wechselnden Orten sind zwar nicht zu toppen, „aber insgesamt haben wir 270 Stellplätze in ganz Europa angefahren“, zählt Tonn auf.
Eine malerische Route in Nordeuropa ist für die nächsten Jahre geplant
Zählt man die 26 Jahre mit dem Wohnwagen hinzu, wurden Regionen vom Geirangerfjord in Norwegen bis zur französischen Riviera angefahren. Eine Traumreise steht noch aus: Die Ostseeumrundung von Polen über das Baltikum, Finnland und Schweden zurück nach Deutschland. Die war eigentlich mal für dieses Jahr vorgesehen.
Und in die Bretagne, dahin, wo das Festlandeuropa im Westen endet. Ein anderes Land dagegen ist tabu. „Nach Spanien kriege ich meine Frau nicht“, sagt Rüdiger Tonn schmunzelnd. „Es ist zu heiß.“ Mit dem Wohnwagen in Südfrankreich, das habe damals gereicht.
Politische Sitzungen haben für den FDP-Fraktionsvorsitzenden Priorität
„Normalerweise fahre ich 10.000 Kilometer im Jahr“, sagt Rüdiger Tonn. Alle Kilometer fährt er allein – seine Frau hat keinen Führerschein. „Unser Ziel war, mit dem Eintritt in die passive Altersteilzeit kaufen wir uns ein Wohnmobil – das haben wir dann zwei Jahre vorher gemacht“, berichtet Rüdiger Tonn. So sind die beiden seit 2010 bis zu 100 Tage im Jahr unterwegs, der längste Zeitraum waren 120 Tage. Und trotzdem: Bei Ratsversammlungen oder Ausschüssen anwesend zu sein, ist Rüdiger Tonn wichtig. Die Reisen werden um die politischen Termine herumgebastelt.
Das neue Wohnmobil ist das dritte. Gekauft wurde es am 12. Mai 2021 beim Freizeit-Center Albrecht in Winsen, das Nummernschild verrät das Jahr. „Wir sind losgefahren und wollten mal gucken“, sagt er. „Der stand dann da und war fertig, genau so, wie ich ihn haben wollte“, erzählt er.
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Sogar eine kleine „Garage“ hat das Wohnmobil der Familie Tonn
Das rollende Zuhause hat 140 PS bei 2,3 Liter Hubraum. Der Verbrauch liegt bei 10 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Und: Es gibt im Heck eine sogenannte Garage. Hier gibt es reichlich Stauraum, Rüdiger Tonn hat kleine Regale eingebaut für bessere Raumnutzung, hier parken zudem die E-Bikes.
Sogar die Fotovoltaikanlage, die beim Vorgänger noch nachgerüstet werden musste, war schon auf dem Dach, gleich neben der Satellitenschüssel. Fotovoltaik lohne sich unbedingt, weiß Rüdiger Tonn. So wird der Stromverbrauch bei schönem Wetter fast ausschließlich mit Sonnenenergie gedeckt.
Für eine sichere Fahrt im rollenden Zuhause ist bestimmtes Equipment nötig
Zum wichtigen Equipment gehören Werkzeug, Stromkabel, Gießkanne, Wasserschläuche, Gasflaschen, Feuerlöscher, Sitzgelegenheiten für draußen und Unterlegkeile für die Reifen. Eine Gaswarnanlage reagiert auf K.O.-Gas von Räubern als auch auf austretendes Kohlenmonoxid, und die Rahmenfenster machen es deutlich schwerer, sie aufzuhebeln.
Die „Bibel“ für Wohnmobil-Urlauber von Promobil mit dem Verzeichnis aller Plätze darf nicht fehlen. Es gibt auch eine App dazu. Hier ist auch der Geesthachter Platz am Elbufer erfasst. Er sei sehr bekannt und beliebt, hat Rüdiger Tonn auf seinen Reisen erfahren. Viele Wohnmobilisten machten an der Elbe Zwischenstation.
Für Geesthacht wünscht der Politiker sich eine bessere Ausschilderung
Was er aber auch erfahren hat: Kaum jemand wusste von Sehenswürdigkeiten, wie Europas größter Fischtreppe gleich um die Ecke oder dem Pumpspeicherwerk. Die Ausschilderung könnte besser sein, ein CDU-Antrag, der seit ein paar Jahren als Wiedervorlage immer mal auf Tagesordnungen steht, fordert zusätzlich zur Überarbeitung der Hotelroute genau dies, nämlich auf die Attraktionen hinzuweisen.
„Grundsätzlich müssen wir hier was tun, da fehlt die Ausschilderung“, meint auch Rüdiger Tonn. Er hofft, dass das Thema in seinem Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz angesprochen und vorankommen wird.
„Wer mit dieser Art Urlaub anfangen will: Erstmal ein Wohnmobil mieten, bevor man sich eins kauft, vielleicht gefällt es ja doch nicht so“, rät Rüdiger Tonn. „Und wer in eins reinguckt und sagt, ,das ist aber eng’, der braucht gar nicht erst anzufangen.“