Geesthacht. Chef des Immobilienkonzerns spricht über Konsequenzen der Inflation. Der Mieterbund in Geesthacht und Umgebung ist entsetzt.

Millionen deutscher Mieter müssen sich auf stärker steigende Wohnkosten einstellen: Deutschlands größte Immobilienfirma, der börsennotierte Konzern Vonovia, hält angesichts der hohen Inflationsraten deutlichere Mieterhöhungen für unausweichlich. „Wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liegt, müssen auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend ansteigen“, sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch dem „Handelsblatt“. Sonst würden viele Vermieter in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Buch: „Wir können nicht so tun, als wenn die Inflation an den Mieten vorbeigeht.“

Der Immobilienriese besitzt rund 565.000 Wohnungen, die meisten davon in Deutschland. Allein in Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg sind es etwa 3050 Wohnungen, deren Kaltmiete laut Vonovia im Schnitt bei 7,30 Euro liegt.

Geesthacht: Vonovia plant Mietverhöhung

Der Deutsche Mieterbund (DMB), der in Geesthacht und Umgebung 1300 Mitglieder zählt, ist entsetzt über die Ankündigung. „Dass Mieter für den eingebrochenen Aktienkurs und höhere Zinsen am Kapitalmarkt herhalten, zeigt, dass die Geschäftsmodelle börsennotierter Wohnungskonzerne unsozial und spekulativ sind“, sagt der DMB-Präsident Lukas Siebenkotten zum Pressebericht.

Allein die Vonovia SE habe 2021 rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn erzielt und mit 1,66 Euro je Aktie die höchste Dividende der Unternehmensgeschichte ausgezahlt. Im gleichen Jahr wurden die Vonovia-Mieten im Schnitt um 3,8 Prozent erhöht, mit Steigerungsraten von bis zu acht Prozent etwa in Berlin.

Vonovia: Übernahme der Deutsche Wohnen für 19 Milliarden Euro

Zusätzlich wurde für 19 Milliarden Euro der zweitgrößte Immobilienkonzern an der Börse, die Deutsche Wohnen mit rund 150.000 Wohnungen, übernommen. „Die blumigen Ankündigungen der Vonovia-Spitze im Zuge der Übernahme, wonach Bestandsmieten um nicht mehr als ein Prozent pro Jahr steigen sollen, sind nichts als Makulatur. Politik und Kartellamt wurden am Nasenring durch die Manege gezogen“, sagt Siebenkotten.

Vonovia-Mieter sind das größte Klientel des DMB in Geesthacht und Umgebung. Betriebskostenabrechnungen werden am meisten bemängelt. Die Vorsitzende Christine Ritzer rechnet nun vermehrt mit Kunden, die in Sorge sind, ihre Miete nicht mehr zahlen zu können. Generell gelte, so Ritzer, dass Vonovia vor Ort den rechtlichen Rahmen möglicher Erhöhungen ausschöpfe.

Geesthacht: Mietenerhöhung um 1,65 Euro

Derweil relativiert Vonovia-Sprecher Christoph Schwarz die Aussagen seines Vorstandschefs. „In dem Handelsblatt-Interview spricht Rolf Buch über die Konsequenzen der Teuerung und wie diese auf die Immobilienbranche im Allgemeinen wirken. Es lassen sich daraus keine quantifizierbaren Aussagen für das Unternehmen ableiten.“ In Geesthacht seien im Zuge energetischer Modernisierungen im Hansa-Viertel, die Mieten „nur“ um 1,65 Euro erhöht worden – deutlicher weniger als rechtlich möglich.