Geesthacht. Auf Spurensuche in der alten Heimat: Der Schauspieler ist am Rothenburgsorter Weg in Geesthacht aufgewachsen.
Wie es ist, wenn Sprachassistenten die Kontrolle über das Leben übernehmen oder die Familie beschließt, einen eigenen kriminellen Clan zu gründen – dann kommt die Extra 3-Familie aus dem gleichnamigen Satiremagazin des NDR ins Spiel. Am Beispiel einer fiktiven Familie werden gesellschaftliche Trends und Alltagsphänomene satirisch aufs Korn genommen. Den Vater dieser TV-Familie mimt der in Geesthacht aufgewachsene Schauspieler Janis Zaurins.
Zum Interviewtermin, um sich auf Spurensuche in der alten Heimat zu begeben, kommt der in Eimsbüttel lebende 50-Jährige mit Bus und Bahn. „Ich brauchte nie einen Lappen“, sagt er ganz unprätentiös. Aufgewachsen ist er ab 1981 in einfachen Verhältnissen in einem Mehrfamilienhaus am Rothenburgsorter Weg 5. Zuvor wohnte er in Trittau. Der Vater, ein Reiseverkehrskaufmann war beruflich viel unterwegs, und auch die Mutter, die als OP-Schwester im Marienkrankenhaus arbeitete, verließ meist früh das Haus.
Janis Zaurins aus Geesthacht entdeckte seine Lust fürs Theater
Die mittlere Reife an der Realschule (heute BVS) schaffte Zaurins „mit Ach und Krach“. Er jobbte als Pizza-Bäcker bei „California“ und entdeckte erst an der höheren Handelsschule in Bergedorf seine Lust fürs Theater. Nach dem Zivildienst schloss er sich den „University Players“ an und beschloss, an eine Schauspielschule zu gehen. Wie die Protagonisten im Film „Kleine Haie“ von Sönke Wortmann (1992) erhielt er Absage auf Absage.
Schließlich nahm er Privat-Unterricht. Doch apropos Sönke Wortmann: Als dieser „Der Campus“ verfilmte, bekam Zaurins eine Rolle, die jedoch der Schere zum Opfer fiel. Zaurins: „Ich stehe nur im Abspann. Immerhin bin ich so in eine Schauspiel-Agentur gekommen“.
Seit Jahren fester Bestandteil im Ensemble des Imperial Theaters
Es folgten einige Tagesrollen, etwa in einem Evelyn-Hamann-Special und das erste Engagement im Imperial-Krimi-Theater auf der Reeperbahn, bei dem er seit Jahren zum festen Ensemble gehört.
Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeitete er zehn Jahre als Warm-Upper, also Einpeitscher des Studio-Publikums von Fernsehproduktionen. Erst bei Talkshows wie „Vera am Mittag“, später bei Quizsendungen und Kochshows im öffentliche-rechtlichen Fernsehen. Zudem war er „Walking Act“ im Hamburg Dungeon.
Später kamen Auftritte in Werbespots (Expert, Klarmobil), als Hörspielsprecher (Drei Fragezeichen, Fünf Freunde) oder Computerspielen (Castle Wolfenstein, Schlümpfe) hinzu. Seit 2012 ist er regelmäßig in Extra 3 zu sehen. Zuletzt in der Sendung vom 10. Mai.
Der letzte Besuch in Geesthacht liegt schon ein paar Jahre zurück
„Ich komme damit ganz gut über die Runden. Aber Corona hat schon reingehauen. Zum Glück bin ich über die Künstlersozialkasse abgesichert“, betont Zaurins. Dennoch: Ein gut dotiertes Engagement in einer Serie à la Großstadtrevier würde er nicht ausschlagen.
„Sonderlich bekannt bin ich nicht, aber auf Extra 3 werde ich schon angesprochen“, sagte der erfrischend uneitle Schauspieler. Beispiel gefällig? „Der Stimmbruch ist an mir vorbeigegangen. Ich spreche wie ein Tenor, singe aber leider nicht wie einer.“
Derweil liegt sein letzter Besuch in Geesthacht einige Jahre zurück, die Mutter lebt heute in Schwarzenbek. „Als ich mit dem Bus gekommen bin, habe ich bis zur Post nichts erkannt. Aber hier ist die Luft besser“, sagt Zaurins.
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Die Erinnerungen kommen wieder als er vor der alten Wohnung am Rothenburgsorter Weg oder an seiner alten Schule steht. „Ich war gerade auf dem Weg zu meinem besten Kumpel Claas Adler. Als ich an der Schule war, lief das erste Mal West End Girls von den Pet Shop Boys auf dem Walkman. Daran muss ich jedes Mal denken, wenn ich das Lied höre“, erzählt Zaurins.
Die regelmäßigen Fahrten zum Baseball-Training nach Winsen mit dem Fahrrad oder die Besuche im alten Kino (heute Polizei) sind auch hängengeblieben. Zaurins: „Da habe ich zweimal die Rückkehr der Jedi-Ritter gesehen.“
Im Imperial Theater ist er selbst gerade in „Die Tür mit den sieben Schlössern“ zu sehen. Ab August mimt er „Van Helsing“ in Dracula.