Escheburg. Die Kinder lernen in der Schule oder Kita die neue Sprache, ihre Mütter im Kursus. Auch Hund “Joy“ bekommt Kommandos auf Deutsch.

Jörn Stenner und Doris Rathje sowie deren Schwester Ina Rathje und Jürgen Wirobski wohnen gemeinsam in einem ehemaligen Bauernhaus in Escheburg. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sie sieben Flüchtlinge – drei Frauen mit ihren Kindern – und einen Hund am 10. März bei sich aufgenommen. Wir begleiten die „Ukrainerinnen aus Escheburg“ während ihrer Zeit in Deutschland und berichten, wie es ihnen hier ergeht.

Vier Wochen sind seit unserem letzten Besuch bei den Ukrainerinnen aus Escheburg vergangen – vier ereignisreiche Wochen. Alle Ukrainerinnen leben inzwischen in eigenen vier Wänden, ihre Gastgeber haben ihnen zwei freie Mietwohnungen im Bauernhaus zur Verfügung stellt. Nachdem die beiden zwölfjährigen Kinder Vanja und Alina bereits seit Ende März in einer DaZ-Klasse am Geesthachter Otto-Hahn-Gymnasium unterricht werden, geht auch die kleine Arina (2) inzwischen in den Kindergarten.

Fast alle Ukraine-Flüchtlinge drücken die Schulbank

Und die Erwachsenen drücken nun ebenfalls die Schulbank. „Wir lernen Deutsch“, sagt Luda Bubnova zur Begrüßung. Zählen bis zehn oder einfache Begrüßungsformeln hat sie drauf. Besonders bei ihrem zweiten Deutschlehrer Andreas hätten sie viel gelernt. Vier Stunden stehen an vier Tagen in der Woche auf dem Programm. „Mein Hund Joy versteht auch schon Deutsch“, ergänzt Tochter Katya Bubnova mit einem Augenzwinkern und sagt bestimmt „Sitz!“ Klappt so mittel.

In dieser Woche soll ein Installateur den Internetanschluss in der Wohnung herstellen. Bei der Verständigung hilft Nachbarin Maike. Als diese zufällig um die Ecke kommt, begrüßt Luda sie mit den Worten „Guten Tag, meine liebe Nachbarin!“

Langfristige Zukunftspläne schmieden sie nicht

Nachbarn und ihre Gastgeber, mit denen sie einmal in der Woche beim Essen zusammentreffen, unterstützen die Flüchtlinge beim Start in Deutschland. „Wie schnell die Zeit vergeht, sind das wirklich schon zwei Monate?“, fragt Katya. Um sich selbige zu vertreiben, waren sie schon auf einer Hafenrundfahrt oder dem Hamburger Dom und kennen jetzt das berühmte Fahrgeschäft „Wilde Maus“. Zudem fuhren Katya und Luda mit dem Bus für ein Wochenende nach Prag, wo Katyas Onkel und Tante leben. „Die Karlsbrücke war noch genauso schön wie vor 24 Jahren“, sagt Luda.

Langfristige Zukunftspläne schmieden sie nicht. „Es ist schwer, sich von seinem alten Leben zu trennen“, sagt Katya. Für sie ist Deutschland eine Episode. Natürlich verfolgen sie intensiv die Nachrichten, telefonieren täglich mit den Verwandten in ihrer Heimatstadt.

Kropywnyzkyi ist eine Großstadt in der Zentral-Ukraine. „Vor dem Krieg hatten wir 250.000 Einwohner. Jetzt sind es vielleicht noch 100.000“, erzählt Katya. Neulich sind erstmals Raketen über der Stadt niedergegangen, die Preise für Lebensmittel in der Folge stark angestiegen. Die Großeltern kümmern sich um ihre alte Wohnung, die noch unbeschädigt ist.

Jüngst hätte Babuschka („Oma“) Kleidung an Flüchtlinge aus anderen Landesteilen verteilt. „Die brauchen die Sachen gerade dringender als wir“, sagt Katya.