Escheburg. Die erste Fahrt nach Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln war für vier Frauen aus Escheburg mit vielen Hürden versehen.

Jörn Stenner und Doris Rathje sowie deren Schwester Ina Rathje und Jürgen Wirobski wohnen gemeinsam in einem geräumigen ehemaligen Bauernhaus in Escheburg. Dort haben sie am 10. März sieben Flüchtlinge aus der Ukraine, drei Frauen mit ihren Kindern, bei sich aufgenommen. Wir begleiten die „Ukrainerinnen aus Escheburg“ während ihrer Zeit in Deutschland und berichten, wie es ihnen hier ergeht.

Ukrainerinnen aus Escheburg: Erste Fahrt mit Bus und Bahn

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für die erste Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in einem fremden Land. Und ganz besonders, wenn die lateinische Schrift ungewohnt ist. Als die kyrillische Buchstaben gewöhnten Ukrainerinnen neue Sim-Karten für ihre Mobiltelefone brauchten, ging es mit den „Öffis“ ins große Hamburg.

Genauer gesagt nach Barmbek. Die dortige Telekom-Filiale gab die Karten kostenlos ab. Die Probleme begannen bereits in Escheburg, als die Frauen zwar einen Bus der richtigen Linie nahmen, aber in die verkehrte Richtung einstiegen. „Wir haben im Bus dann auf Russisch diskutiert, wo wir schnell wieder aussteigen können. Das hat ein Mädchen mitbekommen und uns auf Russisch angesprochen und hat uns dann geholfen“, erzählt Kateryna alias Katia Bubnova.

Ukrainerinnen aus Escheburg sind am Hauptbahnhof Hamburg verloren

In der S 21 wiederholten sie dann die Aussprache der Stationen, prägten sich die Buchstaben ein, ehe sie verloren am Hauptbahnhof das richtige Gleis für den Umstieg suchten. „Wir konnten auch niemanden die Adresse zeigen, weil unsere Handys da noch nicht gingen. Wir sind da fast eine Stunde umher geirrt“, kann Katia heute darüber lachen. Dass sie Probleme mit der Verständigung haben, ärgert die Frauen am meisten. Inzwischen haben sie ein paar Brocken Deutsch aufgeschnappt, doch so richtig freuen sie sich auf die Zeit nach Ostern, wenn ihr Deutschkursus beginnt.

Die Bevölkerung der Ukraine wächst zweisprachig auf. Amtssprachen sind Ukrainisch und Russisch. „Es ist ganz normal, dass wir uns mal auf Russisch und mal auf Ukrainisch unterhalten“, sagt Katia.

Rückkehr in die Heimat ist immer wieder Thema

Bei den Treffen für unsere Flüchtlingsserie ist sie das Sprachrohr der Gruppe. Sie spricht passables Englisch, die anderen nur Bruchstücke. Und die deutsch-ukrainische Übersetzungs-App taugt für Unterhaltungen auch nur bedingt. Dafür hat Katias Hund Joy, ein Mops, den Reporter ins Herz geschlossen und will bei den Treffen gar nicht mehr von dessen Schoss herunter.

Katia und Luda wohnen mittlerweile in einem kleinen Apartment neben ihren Gastgebern mit ihren am vergangenen Wochenende eingetroffenen Freundinnen Olha und Anastasia Franchuk. „Von unseren Nachbarinnen hier, Gisela und Maike, haben wir auch schon ganz viele Sachen bekommen. Die sind so hilfsbereit“, sagt Katia, die vor allem aber Gastgeberin Ina Rathje für die Hilfe bei Behördengängen lobt. Diese sei der „Chef der Kompanie“.

Derweil ist eine Rückkehr in die Heimat immer ein Thema. Aber: „Wir gehen erst zurück, wenn unser Präsident Selenskyj sagt, dass es auch sicher ist.“