Geesthacht. Finanzierung von günstigem Wohnraum ist wegen des dramatischen Preisanstiegs kaum möglich. Viele Unternehmen streichen Projekte.

Eine Bebauung mit Giebelhäusern und unterschiedlichen Fassaden, angelehnt an die Fachwerk-Optik in der Lüneburger Altstadt, hat die Wohnraumentwicklung Geesthacht GmbH & Co. KG (kurz WoGee) für ihre 50 Sozialwohnungen im Neubaugebiet Finkenweg-Nord auserkoren. Damit will man sich vom gängigen Geschosswohnungsbau wie in der Hafencity abheben. „Das passt auch besser in ein Gebiet mit Einzelhäusern“, sagt WoGee-Geschäftsführer Markus Prang.

Den für dieses Jahr vorgesehenen Baustart am Weizenring 13-19 möchte die WoGee aber ins kommende Jahr verschieben. Das erklärte Prang im Geesthachter Hauptausschuss. Grund dafür sei die schwierige Lage auf dem Wohnungsbaumarkt. Die KfW-Fördermittel, auf die die WoGee angewiesen sei, seien erschöpft. Und ohne diese Finanzierung sei die bei der WoGee geläufige Sozialmiete von neun Euro pro Quadratmeter nicht zu halten.

Immobilien Geesthacht: Baustart für Sozialwohnungen verschoben

Diese Einschätzung bestätigt der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der in Norddeutschland 405 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften vertritt. In ihren 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Ursächlich seien der dramatische Preisanstieg bei Baumaterialien, gestörte Lieferketten bei Holz, Stahl und Dämmstoffen und der Personalmangel in der Bauwirtschaft. Weitere Aspekte seien die Unklarheit darüber, wie die öffentliche Förderung des Wohnungsbaus aussehen werde, sowie steigende Bauzinsen. Die Hypothekenzinsen seien seit Februar von rund einem auf 2,14 Prozent gestiegen.

„Die Baukonjunktur wird sinken. Betroffen wird vor allem die Errichtung des bezahlbaren Wohnraums sein. Viele Führungskräfte können im Sinne einer ordnungsgemäßen Unternehmensführung derzeit den Start von Neubauprojekten nicht verantworten“, sagt Andreas Breitner, der Direktor des VNW und ergänzt: „Die hohen Baukosten sind für alle gleich. Wer keine Mondmiete nehmen will, ist raus.“

Immobilien Geesthacht: Baufirmen wollen sich nicht auf konkrete Preise festlegen

Einer Umfrage des VNW von Ende März zufolge werden 31 Prozent der Mitgliedsunternehmen in 2022 geplante Neubauprojekte verschieben. Betroffen sind rund 3000 Wohnungen. 29 Prozent der Unternehmen sind noch unsicher. 76 Prozent berichten, dass Baufirmen sich weigerten, sich auf Preise festzulegen.

Derweil laufen die Erschließungsarbeiten im Finkenweg-Nord weiter. In Geesthachts letztem großen Neubaugebiet entstehen auf 11,9 Hektar rund 300 Wohneinheiten für rund 1000 neue Bewohner. Rund zwei Drittel der Fläche werden von der städtischen Grundstücksverkehrs- und Erschließungsgesellschaft (GVE), der Rest von der Gerner Projekt KG erschlossen. Jeder ist verpflichtet, in seinem Bereich 25 Prozent Sozialwohnungen zu bauen.

Einfamilienhäuser, Doppel- sowie Reihenhäuser im Finkenweg-Nord

Zwischen Zöllnersweg und Wilhelm-Holert-Straße entstehen Einfamilienhäuser, Doppel- sowie Reihenhäuser. Diese werden entweder mit Luft-Wärmetauschern oder Wärmepumpen beheizt. Bei der Vergabe sollen Geesthachter Familien, die bauen wollen, vorrangig behandelt werden. Für die GVE rechnet Geschäftsführer Markus Prang mit Quadratmeterpreisen von 380 bis 400 Euro. Sämtliche Grundstücke der GVE sollen in diesem Jahr verkauft werden.

Die WoGee, die im Finkenweg-Nord etwa 17 Millionen Euro investiert, baut auch die Kita mit 150 Betreuungsplätzen, die später vom Arbeiter-Samariter-Bund betrieben wird. Der Bau soll planmäßig erfolgen.