Geesthacht/Hamburg. Lehrermangel beeinträchtigt den Unterricht in Schleswig-Holstein. Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist besonders betroffen.
Kennen Sie einen Kunstlehrer, der einen Job sucht? Sport geht auch, oder Informatik, Musik, Geographie, Philosophie und evangelische Religion. Dann dürfen Sie sich gern in Geesthacht beim Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) melden. Als die Schule die Eltern zum Halbjahreswechsel über die anstehenden Veränderungen im Unterricht informierte, stand dieser Aufruf eingangs quasi als Entschuldigung. Dafür, dass fortan – nur um ein Beispiel einer längeren Auflistung zu nennen – in der siebten Klasse eine Stunde Deutsch sowie Kunst ganz gestrichen werden müssen und zudem auch Geografie nicht gegeben werden kann, obwohl es im Lehrplan vorgesehen ist. Alternativ bleibt dafür Geschichte.
Lehrer werden in Schleswig-Holstein dringend gesucht
Wohlgemerkt: Das OHG ist in Schleswig-Holstein kein Einzelfall. „Lehrermangel ist ein großes Problem“, räumt Michael Harder ein. Der 53-Jährige aus Kirchwerder ist seit Februar neuer Schulrat im Kreis Herzogtum Lauenburg. In seine Zuständigkeit fallen Grund- und Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe sowie Förderzentren. Hier sind im Kreis 20 Planstellen unbesetzt.
Die absoluten Zahlen für das Bundesland und alle Schulformen klingen auf den ersten Blick gar nicht mal dramatisch. So sind etwa 98 Prozent aller Grundschulstellen besetzt. Aber: „Der Bedarf an Lehrkräften ist je nach Schulart und Region unterschiedlich. Und man muss zwischen Stellen und Personen unterscheiden“, gibt David Ermes, Sprecher im Kieler Bildungsministerium, zu bedenken. Trotz guter Quote gibt es wegen Krankheit oder Elternzeit also Engpässe.
In Stormarn fehlen verhältnismäßig viele Grundschullehrer
Vor allem an Gemeinschaftsschulen, Berufsschulen und Förderzentren werden Lehrkräfte besucht. Regional haben die Kreise Herzogtum Lauenburg, Dithmarschen, Segeberg und Steinburg Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen. In Stormarn fehlen verhältnismäßig viele Grundschullehrer. Und schließlich gibt es auch in manchen Fächern einen Lehrkräfte-Mangel: in Mathe, Informatik, Musik, Kunst oder Sonderpädagogik. „Die Hälfte der Mathe-Fachschaft macht Überstunden“, sagt Jan Kunze, stellvertretender Leiter am OHG.
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In Hamburg gibt es keinen generellen Lehrermangel
„Einen generellen Lehrermangel hat Hamburg derzeit nicht“, sagt Peter Albrecht, der Sprecher der Hamburger Schulbehörde. Gleichwohl gibt es auch hier in bestimmten Fächern wie in den Naturwissenschaften, Musik und Kunst großen Bedarf. Zudem kalkuliert die Behörde mit einem Anstieg der Schülerzahlen um 25 Prozent.
Auf der anderen Seite hat die Hansestadt die Zahl der Referendariatsplätze um gut 45 Prozent von 855 auf 1215 angehoben. Auch Kiel schafft mehr die Ausbildungsplätze. Um die Attraktivität des Berufs zu steigern, haben die Bundesländer weitere Maßnahmen ergriffen. Lehrer werden unbefristet eingestellt und verbeamtet. In Hamburg wird die Besoldung von Grundschullehrern schrittweise angehoben, in Schleswig-Holstein an das Hamburger Niveau angepasst. Und es besteht die Möglichkeit zum Seiten- oder Quereinstieg.
- Quer- und Seiteneinstieg: Was ist der Unterschied?
Ein Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst (früher Referendariat) ist nur möglich, wenn es nicht genügend Lehramtsanwärter gibt. Zudem ist es auf Grund- und Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe sowie Berufsbildungs- und Förderzentren begrenzt. Erforderlich ist ein abgeschlossenes Masterstudium, von dem eine Fachqualifikation herleitbar ist. Nach dem 18-monatigen Vorbereitungsdienst folgt der Eintritt in den Schuldienst.
Ein Seiteneinstieg ist dagegen an allen Schulformen möglich. Hat eine Schule eine Stelle zweimal erfolglos ausgeschrieben, kann sie diese für einen Seiteneinsteiger öffnen. Die angehende Lehrkraft bewirbt sich also direkt bei einer Bildungseinrichtung. Dort fängt sie nach einer zweijährigen Qualifizierung an. Denkbar ist, dass der Seiteneinsteiger nur ein Fach unterrichtet. Voraussetzung ist auch ein abgeschlossenes Masterstudium.