Geesthacht. Die Atomkatastrophe in Fukushima hat die Diskussion um die Kernenergie neu entfacht. Die Geesthachter Familie Pingel tut schon seit zehn Jahren etwas für die Energiewende. Das Dach ihres Hauses in Grünhof ist mit Solarmodulen gepflastert.

„Für mich ist keine Frage, ob es sich finanziell lohnt, sondern eine Frage des Gewissens. Ich will einfach von der herkömmlich erzeugten Energie weg“, sagt Holger Pingel, der als Chemieingenieur im Helmholtz-Zentrum arbeitet. Sein technischer Sachverstand war beim stufenweisen Aufbau des „Solarzentrums“ auf dem Dach durchaus von Nutzen. Im Jahr 2000 ließen Pingels die ersten beiden Platten montieren – eine Solar-Anlage, die Warmwasser produziert. 2001 folgte eine Photovoltaik-Anlage mit 2 Kilowatt Peak (kWp) Leistung für die Stromproduktion. 2006 kam wieder eine Solar-Anlage, diesmal für die Heizungsunterstützung, und 2009 eine weitere Photovoltaik-Anlage mit 7,2 kWp.

Gut 60 Module bedecken das Dach an der Matthias-Claudius-Straße, sogar auf dem Vordach für die Terrasse wird Sonne „geerntet“. „Wir haben immer wieder investiert“, sagt Holger Pingel. Wie viele tausend Euro es waren, kann er kaum sagen, denn viel wurde in Eigenleistung installiert. Und für jede Etappe gab es Zuschüsse der Stadt.

So kommt es, dass Pingels Waschmaschine, die während unseres Gesprächs läuft, Geld verdient. Denn die Sonne scheint, der Strom ist selbst erzeugt und für jede Kilowattstunde, die sie selbst nutzt, bekommt die fünfköpfige Familie von den Geesthachter Stadtwerken 21 Cent. Was sie nicht selbst verbraucht, sondern ins Netz einspeist, wird bei der ersten Anlage mit 51 Cent pro kWh vergütet, bei der zweiten mit 43 Cent. 2010 hat die Familie damit rund 3300 Euro eingenommen. Damit werden allerdings auch noch Kredite abbezahlt, mit deren Hilfe die Anlagen finanziert wurden.

Beim Gas wird durch die beiden Solar-Anlagen kräftig gespart. Nur wenn sie bei bedecktem Himmel oder Schneedecke nicht ausreichen, wird mit Erdgas Wasser erwärmt und die Wohnfläche von 170 Quadratmetern geheizt. Holger Pingel: „Unser Jahresverbrauch liegt bei rund 15000 Kilowattstunden.“ Das ist nur die Hälfte des deutschen Durchschnittsverbrauchs für ein Einfamilienhaus.

„Unser Haus soll irgendwann unabhängig von fremden Energieversorgern sein. Das ist unsere Mahnwache“, sagt der Familienvater. Mit seiner jüngsten Investition kommt der 50-Jährige diesem Ziel wieder einen Schritt näher. In zwölf mannshohen Röhren im Keller will er Wärme speichern. „Sie enthalten Parafin, das die Wärme dann abgibt, wenn sie gebraucht wird “, so Pingel. Dieser Latenzwärmespeicher kostet noch einmal 10000 Euro. Holger Pingels Tipp: „Beim Hausbau eine Solaranlage gleich mit einplanen, das ist nicht so aufwendig und günstiger.“