Reinbek. Bei Kai Kröger stapeln sich zurzeit die Anträge von Hausbesitzern, die noch vor der geplanten Kürzung der Solarförderung eine Photovoltaikanlage ans Netz koppeln wollen. „Sonst hatte ich vielleicht einen pro Jahr“, sagt der Technische Leiter des E-Werks Reinbek-Wentorf.
Seit Anfang des Jahres liegen schon vier auf seinem Bürotisch. Die „Eilanträge“ haben ihm Union und FDP beschert. Die Fraktionen bringen in Berlin derzeit mit Hochdruck die Reform des Gesetzes für erneuerbare Energien (EEG) voran. Damit einhergehen erhebliche Kürzungen der Solarförderung, was auch die Nutzer kleinerer Dachanlagen zu spüren bekommen werden, ist Kröger sicher. Die Kappungen sollen ab Juli greifen: Wer noch vorher ans Netz geht, kommt in den Genuss der alten Vergütungen.
Im Gebiet des E-Werkes sind inzwischen 53 Anlagen angekoppelt, die Strom aus Photovoltaikanlagen in das Netz der Stadtwerke einspeisen. 2009 produzierten die Sonnenkraftwerke 316.000 KWh – die Jahresenergie für etwa 63 Einfamilienhäuser. Um den Boom der Solarenergie zu veranschaulichen, nennt Kröger die Zahlen von 2003: „Noch vor sieben Jahren gab es in unserem Gebiet elf Anlagen, die 19.000 KWh erzeugten.“
Zurzeit bekomme jeder, der von seiner Anlage aus einspeist, zwischen 40 und 50 Cent/KWh vergütet. Nach der Kappung der Solarförderung werden etwa sechs Cent weniger gezahlt, so Kröger. Für eine Standardanlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses könnte das pro Jahr Einbußen von 350 Euro bedeuten.
Einen Lichtblick kann Kröger jedoch für künftige Kraftwerksbesitzer ausmachen: „Zukünftig wird selbst verbrauchter Strom, stärker gefördert als direkt ins Netz eingespeister.“ Seit 2009 sei es auch möglich, den Strom direkt in das eigene Netz zu speisen.
Insgesamt soll die Förderung neuer Dachanlagen um 15 Prozent sowie für Solarparks auf Freiflächen um 16 Prozent gekürzt werden. Bei Konversionsflächen wie ehemalige Truppenübungsplätze oder belastete Industriegebiete sind es elf Prozent. Auf reinen Ackerflächen wird es gar keine Förderung mehr geben.
80 Prozent der Solaranlagen sind in Deutschland auf Dächern installiert. Die Solarhilfen insgesamt waren in die Kritik geraten, da die garantierten Abnahmepreise einen Boom ausgelöst hatten, der von allen Stromverbrauchern bezahlt werden muss: Über eine Umlage finanzieren sie die Differenz zum niedrigeren allgemeinen Preis.
„Das wird sich auch weiterhin auf der Stromrechnung bemerkbar machen“, so Kröger. Schon jetzt betrage der Anteil der Abgaben 45 Prozent des Strompreise. Die EEG-Abgabe (Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energien) hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und liegt jetzt bei 2,05 Cent/KWh.