Wohltorf. Die PV-Anlage, die die Wohltorfer Genossenschaft realisieren will, ist riesig und gewaltig. Warum es sich lohnt, mitzumachen.
Die Zinsen auf Erspartes steigen zwar wieder, doch an fünf Prozent Rendite kommt noch kein Geldinstitut heran. Die aber erhoffen sich die Mitglieder der Bürgerenergie Bille von ihrem ersten Projekt, das die Genossenschaft zeitnah realisieren will.
„Ein großes Projekt steht uns bevor“, freut sich Fabian Lange, Vorstandsvorsitzender und Gründungsmitglied der Genossenschaft. Auf einer Dachfläche von rund 2500 Quadratmetern eines Gewerbegebäudes in Hamburg-Rahlstedt will die Genossenschaft eine PV-Anlage mit 1080 Modulen errichten. Den Kontakt zum Eigentümer der Immobilie stellte ein Reinbeker her.
Genossenschaft will erste große PV-Anlage für eine halbe Million Euro bauen
Für beide Seiten ist es eine Win-win-Situation: Die Genossenschaft mit Sitz in Wohltorf pachtet das Dach und bleibt Eigentümer der PV-Anlage, der Eigentümer der Immobilie braucht nicht zu investieren, kann aber den gewonnenen Solarstrom für einen günstigen Tarif nutzen. Davon wird es bei der riesigen Anlage viel geben – „darum wird der Rest zu unseren Gunsten ins Netz eingespeist“, sagt Lange. Langfristig sei das Ziel, dass auch die Genossenschaftsmitglieder den Strom nutzen können. Das ist aktuell nicht möglich.
Eine halbe Million Euro muss die Genossenschaft für den Bau der PV-Anlage aufbringen, sagt der Wohltorfer. 100.000 Euro hat die Genossenschaft durch dem Verkauf von Anteilen an die aktuell 125 Mitglieder bereits beisammen. Die meisten Mitglieder kommen aus der Umgebung, aber auch welche aus Berlin und Hannover sind darunter.
In Reinbek könnte das zweite Projekt realisiert werden
Bis zum geplanten Baubeginn im Januar – wenn das Okay vom Stromnetz Hamburg vorliegt – ist nicht mehr viel Zeit, dennoch ist der 39-jährige IT-Fachmann zuversichtlich, dass die restlichen 400.000 Euro schnell zusammenkommen. Denn neben der Rendite weist Lange auch auf Fördermöglichkeiten von bis zu 25 Prozent durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hin. Einzige Voraussetzung: Das Neumitglied muss mindestens für 10.000 Euro Anteile kaufen.
Lange wird nicht müde, für sein Herzensprojekt zu werben. Im August 2022 entschied sich der Wohltorfer und bekennender Solarenergiefan, die Energiewende voranbringen zu wollen und fand in den Wohltorfern Arne Ahrens, Stefan Bärenz, Thomas Repka und der Wentorferin Claudia Reinke schnell Unterstützer. „Ich hatte aber gehofft, dass wir schneller vorankommen“, gibt Lange nach einem Jahr ehrlich zu. Er hofft sehr, dass die Genossenschaft im kommenden Jahr noch weitere Projekte realisieren kann.
Mitglieder der Genossenschaft Bürgerenergie Bille berichten über ihre Projekte
So sind sie aktuell im Gespräch mit den Eigentümern einer Wohnanlage mit Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus am Wildenhofeck in Reinbek, auf deren Dächern sie ebenfalls eine PV-Anlage bauen wollen. Der gewonnene Strom soll dann auch zum Laden der E-Autos genutzt werden. Um die Ladeinfrastruktur will sich die Genossenschaft dann ebenfalls kümmern.
„Gerade für Hausbesitzer, die sich vor großen Investition scheuen, ist eine Zusammenarbeit mit uns eine gute Alternative“, sagt Lange. Zumal sie das notwendige Wissen mitbringen. Pachtverträge werden auf 20 Jahre geschlossen. „Das setzt allerdings voraus, dass die Dächer mindestens zwischen 200 und 300 Quadratmeter groß und in einem so guten Zustand sind, dass sie die nächsten 20 Jahre nicht mehr angefasst werden müssen“, beschreibt Lange eine der Hürden ihres Projekts.
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Wer sich vorstellen kann, sein Dach zu verpachten oder Mitglied der Genossenschaft werden will, sollte kommenden Mittwoch, 20. September, ins Café Chrysander im Bergedorfer Schlosspark kommen. Ab 19.30 Uhr berichten Mitglieder der Genossenschaft Bürgerenergie Bille hier über ihre Projekte.