Wohltorf/Wacken. Holy Moses mit Frontfrau Sabina Classen haben eine beschwerliche Anreise nach Wacken. Musikerin gibt Fans Tipps fürs Regen-Outfit.
Zum Abschied von der Bühne in Wacken bekommt die Thrash-Metal-SängerinSabina Classen (mit bürgerlichem Namen Hirtz) noch einmal die volle Ladung von oben: Die extremen Regenfälle haben die Campingflächen der Fans derart aufgeweicht, dass das Organisationsteam des Metal-Festivals die Anreise stoppen musste. Deshalb staut sich der Anreiseverkehr auf sämtlichen Straßen rund um das Festivalgelände. Für die 59 Jahre alte Wohltorferin, mit der unsere Redaktion am Dienstagvormittag telefoniert hat, bevor sie zu Hause in ihren Camper gestiegen ist, ist das jedoch zunächst noch kein Problem.
„Wir treten am Mittwoch, 2. August, von 16 bis 17 Uhr, auf – jetzt sogar auf der großen Bühne“, sagt die Musikerin. „Die Show wird von Magenta-TV im Livestream übertragen. Unser Hauptmanager ist schon vor Ort. Für uns ist die Anreise natürlich kein Problem, wir kennen alle Schleichwege in Norddeutschland.“ Außerdem sei der Backstage-Bereich für die Künstler erreichbar, gut befestigt, größtenteils sogar asphaltiert. „Wir müssen doch pünktlich auf der Bühne stehen“, sagt Sabina Classen. Die Frontfrau der Thrash-Metal-Band Holy Moses ist mit ihren Musikerkollegen unter dem Titel „Final Reign“ noch bis zum 27. Dezember auf Abschiedstour rund um die Welt.
Sabina Classen ist Stammgast In Wacken – nicht nur auf der Bühne
85.000 Menschen hat das Organisationsteam für das Festival erwartet, 241 Auftritte sind geplant. Sabina Classen ist Stammgast beim Wacken-Open-Air (WOA) sowohl als Musikerin als auch als Fan: „Für uns ist Wacken immer wie ein großes Klassentreffen“, sagt sie. „Ich werde viele Freunde aus der Szene treffen. Schließlich war ich immer dabei, seit 1990 habe ich nur ein Festival verpasst.“ Das war 1999, da konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Wacken fahren.
Auch dieses Jahr will sie nach dem Auftritt noch bleiben: „Iron Maiden, Helloween aus Hamburg und Jutta Weinhold spielen auch, die werde ich mir ansehen“, sagt die 59-Jährige..
Beim Wetter ist die Holy-Moses-Frontfrau hart im Nehmen
Was das Wetter angeht, bleibt sie zuversichtlich. „Hier in Wohltorf kommt gerade noch die Sonne heraus, das wird schon“, sagt sie bei ihrer Abfahrt. „Wir hatten doch 2015 und 2019 auch viel Regen. Allerdings ist es in diesen Tagen schon extrem.“ 40 Liter Regen pro Quadratmeter sind am Montag – traditioneller Anreisetag – über Wacken niedergegangen. Etwas mehr „rain als shine“, um einen alten Schlachtenruf der Festivalfans aufzugreifen.
- Forstwirtschaft: Wie Drohnen Förstern im Sachsenwald wichtige Daten liefern
- Regen fehlt: Landwirte und Förster in großer Sorge
- Kantor aus Reinbek erinnert sich: „Und plötzlich war ich Kirchenmusiker“
Sabina Classen findet es großartig, wie alle Menschen der Umgebung die Fans unterstützen: „Die Baumärkte und Discounter beispielsweise in Itzehoe öffnen ihre Parkplätze, alle haben Buden aufgebaut – das ist doch toll“, sagt sie. „Und die Fans helfen sich gegenseitig: Wer noch Platz im Wohnmobil oder im Zelt hat, lädt andere zu sich ein. Da zeigt sich wieder der legendäre Zusammenhalt unter den Metal-Fans.“
17 Uhr: Finaler Anreisestopp für Autos
Doch am Dienstag gegen 17 Uhr kommt die niederschmetternde Nachricht über die Sozialen Medien: Das Organisationsteam hat die Anreise im Auto bis zum Festivalende gestoppt. Es dürfen keine Fahrzeuge mit Metalheads mehr anreisen. Zu dem Zeitpunkt steht Sabina Classen mit ihrem Wohnmobil in der Schlange einen Kilometer vor dem Check-in für Künstler und Mitarbeiter.
„Wir haben drei Stunden gebraucht, weil ich Umwege genutzt habe“, sagt die Sängerin am Telefon, die von einer Freundin begleitet wird. Sie hört erst im Gespräch mit unserer Redaktion vom endgültigen Anreisestopp. „Echt? Wir sind aber noch guter Dinge und gehen davon aus, dass das Festival nicht abgesagt wird, dass ich morgen um 16 Uhr auf der Bühne stehe. Wir haben etwas zu essen, Sekt – allerdings alkoholfreien – und ein Bett. Meine Bandmitglieder sind auch alle angereist und haben sich Übernachtungen in den umliegenden kleinen Dörfern gesucht. Morgen um 12 Uhr habe ich mein erstes Interview“, sagt die Wohltorferin.
So wappnet sich die Künstlerin beim Open-Air gegen den Regen
Was die richtige Ausstattung angeht, ist Sabina Classen kampferprobt. Denn unter dem Namen Sabina Hirtz, unter dem sie als Spezialistin für Messie-Erkrankungen auch ihre Heilpraktiker-Praxis für Psychotherapie führt, arbeitet sie auch mit Therapiebegleitpferden. „Wer Pferde im Offenstall hält, hat sowieso immer die passende Kleidung für jedes Wetter“, sagt sie.
Sie schwört auf ihre regendichte Jacke und das Zwiebelprinzip beim Anziehen: Eine Schicht über der anderen. Ansonsten empfiehlt sie für Wacken auch eine regenfeste Hose, die man einfach über die Lederhose drüber ziehen kann. „Im Zweifel würde ich mir im Baumarkt einen dieser Regenponchos holen“, rät die Musikerin. „Auf jeden Fall sollte man eine Mütze und ausreichend Handtücher mit einpacken, damit man zumindest zwischendurch wieder trocknen kann.“