Halstenbek/Uetersen. Netze und Erzeugung sollen in Bürgerhand. Im Kreis werden immer mehr Zusammenschlüsse gebildet. Zwei Beispiele.
Energie ist ein knappes Gut – und wird nicht nur wegen des Ukraine-Krieges immer teurer. Um die Energiewende voranzutreiben, sind auf Kreisebene zahlreiche Initiativen entstanden. Zwei davon sind vor Kurzem an den Start gegangen. In Halstenbek hat sich die Solar-Initiative als Genossenschaftsmodell gegründet. Und in Uetersen wurde die Genossenschaft „Neue Energie Region Uetersen“, kurz NERU, aus der Taufe gehoben. Ihre Eintragung im Genossenschaftsregister wird derzeit vollzogen.
Kreis Pinneberg: Halstenbeker gründen Solar-Genossenschaft
In Halstenbek ist dies bereits erfolgt, Vorstand und Aufsichtsrat haben ihre Tätigkeit aufgenommen. Zwölf Aktive haben Ende Februar nach langer Vorbereitungszeit die Genossenschaft aus der Taufe gehoben, deren Ziel der Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen – meist auf öffentlichen Gebäuden – ist. Die Initiative ist 2019 aus dem Klimabündnis hervorgegangen. Sechs Standorte sollen allein in Halstenbek auf öffentlichen Gebäuden verwirklicht werden – zwei Kitas, zwei Schulen, die Volkshochschule und das Rathaus. Aber auch nach Rellingen, Quickborn und in das Amt Pinnau haben die Aktiven ihre Fühler ausgestreckt.
So ist mit Rellingen bereits eine Absichtserklärung für eine Solaranlage auf dem Dach der Caspar-Voght-Schule unterzeichnet worden. Gleiches gilt für eine Solar-Anlage auf dem Dach des Wolfgang Borchert-Gymnasiums in Halstenbek. Diese sollte in den Sommerferien installiert und die erste Anlage der Genossenschaft werden.
Kreis Pinneberg: Viele Fachfirmen sind ausgebucht
Die Ernüchterung kam allerdings am Montagabend, als sich die Gemeindevertretung mit dem Thema befasste. Eine rechtliche Prüfung der Gemeinde hat Probleme aufgezeigt, da das Gebäude von der Baufirma Hochtief mit einer öffentlich-privaten-Partnerschaft errichtet worden ist und von Hochtief verwaltet wird. Wer wird nun Vertragspartner für den Dachnutzungs- und den separaten Stromliefervertrag? Hochtief oder die Gemeinde, die als Kommune auch noch an das Vergaberecht gebunden wäre? Weil hier noch Klärungsbedarf besteht, ist eine Realisierung in den Sommerferien kaum wahrscheinlich.
Ein Trauerspiel, befanden Politiker aller Parteien, die sich bei einer Hauptausschusssitzung noch einmal mit dem Thema befassen wollen. Auch Matthias Döring, der als Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft fungiert, ist über die neuen Schwierigkeiten alles andere als glücklich. Bereits im Sommer 2020 hatten er und seine Mitstreiter die einhellige Unterstützung durch Politik und Verwaltung erhalten. Doch auch zwei Jahre später ist Stillstand.
„Es ist momentan schwer, Fachfirmen zu finden, die ein Angebot machen und zeitnah bauen“, so Döring. Für die Sommerferien wäre dies gegeben gewesen. Möglicherweise wird die Initiative nun ihr erstes Projekt in Rellingen verwirklichen. „In Rellingen läuft das ganz gut“, sagt der Genossenschaftschef. Dort sind die rechtlichen Rahmenbedingungen einfacher, da nur die Gemeinde der Vertragspartner wäre.
Kreis Pinneberg: Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden
Diese – und die weiteren Anlagen – sollen die Anteilseigner der Genossenschaft finanzieren. Ein Anteil ist ab 200 Euro zu haben, 1500 Anteilseigner wären notwendig, um das Kapital aufzubringen. Allerdings können Interessierte auch mehr als einen Anteil zeichnen, maximal sind 50 Anteile möglich. In dem genossenschaftlichen Verbund kann jedes Mitglied mitentscheiden – jeder hat eine Stimme, unabhängig von der Anzahl der Anteile. Auch über die Ausschüttung der Genossenschaft wird mitentschieden.
Der durch die jeweilige Solaranlage erzeugte Strom soll an die Nutzer des Gebäudes verkauft werden – bei kommunalen Gebäuden also an Stadt oder Gemeinde. Da der Fokus auf öffentlichen Gebäuden liegt, sind insbesondere Schulen erste Wahl. Döring kann sich später auch Firmen als Vertragspartner vorstellen, Privatnutzer dagegen weniger. Sie könnten aber – eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft vorausgesetzt – von den Aktiven über Photovoltaik beraten werden, zudem kann die Genossenschaft als Einkaufsgemeinschaft fungieren.
Ein Kontakt zur Solar-Initiative ist unter Telefon 04101/60 65 72 oder unter info@solar-initiative.net möglich. Weitere Informationen gibt es unter https://www.solar-initiative.net im Internet.
Kreis Pinneberg: Uetersener investieren in Windpark
Die Bürgerenergiegenossenschaft in Uetersen verfolgt einen etwas anderen Ansatz. Sie wird sich zu 8,2 Prozent an der neuen, für das Repowering des Windparks Uetersen gegründeten Gesellschaft beteiligen. Zudem sollen weitere Projekte im Bereich erneuerbare Energien angestoßen und umgesetzt werden.
65 interessierte Personen erschienen Ende April zur Gründungsversammlung. Das Projektteam hatte zur Gründungsveranstaltung in die Stadthalle in Uetersen eingeladen. Nach der Vorstellung der Satzung trugen sich mehr als 60 Personen als künftige Genossen in eine Liste ein und erhielten damit auch eine Stimmkarte für die nachfolgenden Wahlen. In den Vorstand wurden Thorsten Berndt als Vorsitzender, Silke Reuß-Hennschen als Stellvertreter und als weitere Mitglieder Ann Christin Hahn, Rüdiger Schöning und Olaf Bade gewählt. Auch ein Aufsichtsrat hat sich bei der Gelegenheit konstituiert.
Derzeit wird der Verkauf weiterer Genossenschaftsanteile für Anfang Juni vorbereitet. Aktuelle Informationen rund um die Genossenschaft in Gründung findet sich auf der Website www.neru-eg.de. Interessierte können sich hier über die Beteiligungsmöglichkeiten informieren und auch gerne Fragen direkt über die E-Mail info@neru-eg.de stellen.