Aumühle. Jörg Baumgard hat sein Hobby sogar zum Beruf gemacht. Einige Hamburger Eltern dürften eine besondere Erinnerung an ihn haben.

Jörg Baumgard, aktuell Hauptlöschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Aumühle, wurde für seinen jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz ausgezeichnet: Er gehört seit 50 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr an. Der 63-Jährige ist ein Aumühler Urgestein: Aufgewachsen ist er in Friedrichsruh, später nach Aumühle umgezogen, wo er bis heute lebt. Schule, Berufsausbildung, erste Berufsjahre und freiwilliges Engagement: alles fand und findet in Aumühle statt.

„Ich bin mit zwölf Jahren in die Jugendwehr eingetreten“, erinnert sich Baumgard. Zu Beginn der 70er-Jahre gab es in der Sachsenwaldgemeinde neben dem Sportverein und einem kleinen Stamm der Pfadfinder nicht viele Angebote für Jugendliche. „Ich fand die Feuerwehr cool“, erinnert sich Baumi, wie er von allen genannt wird.

Jörg Baumgard für 50 Jahre in der Feuerwehr Aumühle ausgezeichnet

Hier fand er, was einen Jungen begeistert: Ein tolles Miteinander, große Fahrzeuge und Technik. Damit war er seinem Kindheitsberufswunsch zumindest etwas näher gekommen: „Ich wollte Lokführer auf einer Dampflok werden“, erzählt Jörg Baumgard. Als Kind hat er noch die Dampfloks erlebt, die aus dem Sägewerk in Friedrichsruh das Holz abtransportierten.

Nächste Stufe auf der Leiter bei der Feuerwehr war der Eintritt in die aktive Wehr. Jörg Baumgard hatte der Ehrgeiz gepackt: Er hat mit 15 Jahren die Leistungsspange, eine Art Gesellenprüfung bei der Feuerwehr, gemeistert. „Damit durfte ich schon bei den Einsatzfahrten dabei sein“, erzählt er. Wenn nachts die Sirene heulte, wurde der Jugendliche von seiner Mutter geweckt. „Mein Vater hat mein Fahrrad bereitgestellt, und dann ging es durch den dunklen Wald zum Gerätehaus nach Aumühle.“

1980 hat Baumgard bei der Feuerwehr Hamburg angefangen

Die Jugendlichen waren bei den Einsätzen immer in Begleitung eines erfahrenen Feuerwehrkameraden und nie an vorderster Front. „Ich habe schon sehr früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“

Heute liegen Handy und Signalpieper neben dem Bett. Wenn nachts Alarm ausgelöst wird, schnappt sich Jörg Baumgard schnell die Autoschlüssel und ist im Handumdrehen im Gerätehaus.

Nach der Ausbildung zum Kfz- Mechaniker, die er in Aumühle absolviert hat, wechselte Jörg Baumgard 1980 zur Berufsfeuerwehr nach Hamburg, wo er 39 Jahre lang gearbeitet hat und parallel Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Aumühle blieb.

Jörg Baumgard war 36 Jahre lang Jugendfeuerwehrwart in Aumühle

Die Jugendwehr in der Sachsenwaldgemeinde begleitet ihn sein ganzes Feuerwehrleben: 36 Jahre lang, von 1980 bis 2016, war er Jugendwart in Aumühle. „Damit bin ich deutschlandweit der dienstälteste Jugendfeuerwehrwart“, sagt er stolz. Als er 2010 die Goldene Leistungsspange erhielt, die für herausragende Jugendarbeit verliehen wird, hat sich Jörg Baumgard sehr gefreut. „Diese Spange wird nur ganz selten verliehen.“

Ein weiteres wichtiges Amt hat Jörg Baumgard noch länger inne: Seit 1978 sorgt er als Gerätewart dafür, dass alle Fahrzeuge und Gerätschaften stets einsatzbereit sind.

„In meiner Anfangszeit in Aumühle war die Einsatzbereitschaft noch sicher“, erinnert er sich. Wenn die Sirene heulte, machten sich die Feuerwehrleute auf den Weg. Und in den fünf Handwerksbetrieben, die es damals in der Sachsenwaldgemeinde noch gab, wurde nicht weitergearbeitet, denn die meisten Mitarbeiter waren bei der Feuerwehr.

Als Berufsfeuerwehrmann in Hamburg drei Babys auf die Welt geholfen

Heute sieht das anders aus: Wenn tagsüber ein Alarm ausgelöst wird, rücken die Wehren aus Aumühle und Wohltorf meist gemeinsam aus, um mit genügend Rettern vor Ort zu sein. Viele der aktiven Feuerwehrleute arbeiten in Hamburg, insgesamt fehlen den Freiwilligen Wehren aktive Mitglieder.

In fünf Jahrzehnten bei der Feuerwehr hat Jörg Baumgard vieles erlebt. Häufig waren es belastende Momente, einige Bilder wird er nie vergessen. „Wenn mein Mann nach einem Einsatz nach Hause kommt, sehe ich schon an seinem Gesicht, ob er reden möchte“, sagt seine Frau Monika.

Aber es gibt auch viele schöne Erinnerungen: Gleich dreimal hat Baumi in seiner Zeit als Berufsfeuerwehrmann in Hamburg Babys auf die Welt geholfen, wenn die Eltern es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft haben.

Sohn Mathias bewegt sich in den Fußstapfen des Vaters

Sein eigener Sohn Mathias ist ihm beruflich gefolgt: Der 30-Jährige ist ausgebildeter Kfz- Mechatroniker und ebenfalls bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg beschäftigt.

Die Feuerwehr ist Jörg Baumgards Leben und sein Hobby, aber es gibt auch noch andere Dinge, mit denen er sich gern beschäftigt. Das Wasser ist sein Element: Ob Schwimmen im Tonteich oder Hallenbad, Paddeln, Stand-up-Paddeln oder Segeln – alles macht ihm Spaß. Gemeinsam mit seiner Frau geht es auf E-Bike-Touren und immer wieder an die Nordsee – die Insel Föhr ist erklärtes Lieblingsziel.