Schwarzenbek. Nach dem geplanten Umzug der Feuerwehr könnte an der Lauenburger Straße neu gebaut werden. Supermarkt und Ärztehaus sind möglich.
Das Grundstück an der Lauenburger Straße 46 dürfte eines der heißesten Eisen in der Schwarzenbeker Stadtpolitik sein. Dort befindet sich das Feuerwehrgerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr der Europastadt – noch. Denn Pläne, eine neue Feuerwache an anderer Stelle zu bauen, bestehen schon länger. Das Grundstück, das der Stadt gehört, würde dann frei werden. SPD, Grüne und Freie Wähler haben nun auf der Stadtverordnetenversammlung Pläne für ein sogenanntes Stadttor auf dem Gelände ins Gespräch gebracht.
Hintergrund ist, dass im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) der Bereich rund um die Lauenburger Straße als „unzureichend definierter Stadteingang“ ausgemacht wurde. Bedeutet: Auswärtige, die nach Schwarzenbek hineinfahren, finden am Ortseingang weder Geschäfte noch Orte, an denen Dienstleistungen angeboten werden. „Wenn ich durch die Lauenburger Straße fahre, ist da ganz lange nichts“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Christian Wruck. Erste Geschäfte gibt es hinter der Kerntangente. Das angedachte Bauprojekt soll deswegen Stadttor-Charakter haben, also dem Ortseingang ein Gesicht geben.
Großes Bauprojekt auf Feuerwehrgelände
Als vergleichbare Punkte in der Stadt nennt Christian Wruck den Lupuspark, an dem Autofahrer vorbeifahren, wenn sie aus Elmenhorst kommen, und den Rewe am anderen Ende der Stadt an der B207. Direkt an der Kerntangente gelegen, könnte ein Bau auf dem Grundstück Lauenburger Straße 46 eine ähnliche Funktion erfüllen. Und was soll nach Vorstellung der Politiker dort entstehen? In dem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung heißt es, dass das Areal baurechtlich als Sondergebiet und/oder als Mischgebiet ausgewiesen werden soll. Dort könnte dann ein Supermarkt mit Wohneinheiten oder auch ein Ärztehaus mit Apotheke und anderen Dienstleistern entstehen, wie Wruck es erklärt.
Wruck selbst betont als Anwohner der Rülau, dass der Stadtteil nahezu abgehängt sei und es keine Einkaufsmöglichkeiten gebe. Die nächsten Supermärkte seien Lidl auf der anderen Seite des Bahndamms oder Kratzmann am Hans-Koch-Ring – aus der Rülau kaum fußläufig zu erreichen. Daher könne er sich mit der Idee eines Supermarktes anfreunden. „Wenn ich sonnabends um 18 Uhr kochen möchte, ich aber keine Kokosmilch mehr habe, muss ich ins Auto steigen“, sagt er. Das ergehe den rund 1500 Einwohnern der Rülau so, von denen viele älter seien. „Ein Supermarkt würde wahnsinnig viele Probleme lösen.“
Zwei weitere große Bauprojekte nahe Lauenburger Straße
In der Stadtverordnetenversammlung verwies Wruck zudem auf zwei umfangreiche Bauprojekte, die in unmittelbarer Nähe zur Lauenburger Straße geplant sind. Zum einen sollen auf einem ehemaligen Gelände von Fette an der Meiereistraße 99 Wohnungen entstehen. Das Baugrundstück umfasst eine Fläche von rund 12.000 Quadratmetern. 2800 davon sollen bebaut werden. Die Wohnungen sollen zwischen 40 und 90 Quadratmetern groß sein und Platz für eine bis vier Personen bieten. Zum anderen ist südlich der Lauenburger Straße auf der Fläche 7.1 im Flächennutzungsplan der Stadt mittelfristig ein neues Baugebiet geplant. Bisher sei dabei jedoch nicht bedacht worden, dass Hunderte Bewohner dann auch Einkaufsmöglichkeiten benötigen.
Ohnehin ist die Lauenburger Straße von Leerstand geplagt. Nach dem Aus des Modehauses CML am Jahresende 2023 kündigten auch die Inhaber des Schuhhauses Krützmann an, sich zurückzuziehen. Ende April dieses Jahres schloss auch das beliebte Restaurant Palazzo Andrea. In dem Stadttorprojekt sehen die Antragsteller eine Möglichkeit, der Lauenburger Straße neues Leben einzuhauchen.
Stadt soll Investor suchen
Dass der Antrag jetzt schon gestellt wird, begründet Christian Wruck damit, dass Bauprojekte in Schwarzenbek stets lange Zeit benötigen würden und es deshalb sinnvoll sei, jetzt schon mit den Planungen zu beginnen, obwohl der Neubau der Feuerwache noch nicht begonnen hat. Schließlich müsste auch ein Investor gefunden werden, der Supermarkt mit Wohnungen oder ein Ärztehaus realisiert.
Dass dies zu früh komme, sagt Hans-Jürgen Stribrny als stellvertretender Fraktionsvorsitzer der CDU-Fraktion. Er verweist darauf, dass die Stadt nur wenige eigene Flächen in der Stadt besitze. Die Flächenknappheit ist einer der Faktoren, wieso es der Stadt schwerfällt, einen Kindergarten zu bauen. „Es wäre nicht klug, die Fläche aus der Hand zu geben“, sagt er. Daher werde er gegen den Antrag stimmen. Stribrny betonte, dass es jedoch keine übereinstimmende Meinung bei den Christdemokraten zu dem Antrag gebe.
Bekenntnis zur neuen Feuerwache
Das Vorhaben von SPD, Grünen und Freien Wählern ist laut Nils Hilger (SPD) auch als Bekenntnis zum Neubau einer Feuerwache zu verstehen. Zuletzt war in der Stadt Unruhe aufgekommen, da Gerüchte die Runde machten, dass es gar keinen Neubau geben solle, da Gelder stattdessen für Modulbaucontainer für Schulklassen genutzt werden. Bürgermeister Norbert Lütjens stellte gegenüber unserer Redaktion klar, dass es sowohl eine neue Schule, als auch einen Kindergarten und eine Feuerwache geben soll.
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Bei der finalen Abstimmung stimmten 22 der nur 27 anwesenden Stadtverordneten für den Antrag. Für die Stadtverwaltung bedeutet dies, dass sie zügig mit der Suche nach potenziellen Investoren beginnen muss. Ein erster Zwischenstand soll schon im vierten Quartal dieses Jahres präsentiert werden.