Geesthacht. Das ist ein Novum in der 129-jährigen Geschichte der Schützengesellschaft. Ein weiterer wichtiger Posten bleibt unbesetzt.
Im Clubheim der Geesthachter Schützen mit dem Schießstand an der Elbuferstraße hängt die Geschichte der 1895 gegründeten Geesthachter Schützengesellschaft an der Wand. Alle Schützenkönige ab 1925 sind hier in zwei großen Bilderrahmen abgebildet. Nach dem Schützenfest 2024 gibt es jetzt ein Novum nach 129 Jahren: Der Platz für den Schützenkönig bleibt frei, erstmals gibt keinen Pulverschützen, der die „Zehn“ auf der Königsscheibe traf.
Nachdem die Amtszeit von Matthias Junge, dem Unerwarteten, nun endete und sich kein Nachfolger fand, verkündete der zweite Vorsitzende des Vereins, Andreas Friedrich, bei der Proklamation: „Es lebe die Geesthachter Republik!“ Kein Schützenkönig und auch kein erster Vorsitzender, denn auch für den im Frühjahr nach 18 Jahren zurückgetretenen Carsten Engelbrecht wurde kein Nachfolger gefunden, weshalb Friedrich die Aufgaben kommissarisch übernimmt.
Schützenverein Geesthacht erstmals ohne Majestät
Dabei hatten mit Andreas Friedrich selbst und Stefan Zabel zwei Pulverschützen sogar auf die Königsscheibe geschossen, allerdings verfehlten beide die Zehn, die es hätte sein müssen, um zum Schützenkönig ernannt werden zu können. Bei mehreren Treffern hätte die beste Zehn gewonnen.
Die offiziellen Aufgaben des Schützenkönigs, wie die Wahrnehmung von Terminen bei anderen Schützenvereinen, werden in diesem Jahr auf mehrere Schultern verteilt. Und zwar von den Siegern in den übrigen Kategorien, die beim Schützenfest ausgeschossen wurden. Torben John ist erster Ritter, Laura Manuela Friedrich wurde Damenbeste, Julia Bäuerle ist neue Bürgerkönigin und Mario Remers ist der erste ausgeschossene Bogenbeste des Vereins.
Der Schützenkönig muss den Verein repräsentieren
Auch die weiteren Vorstandsmitglieder werden Termine übernehmen. Eigentlich ist es die Aufgabe des Schützenkönigs, den Verein bei Schützenfesten und Schützenbällen anderer Vereine zu repräsentieren – was vor allem ein großer zeitlicher Aufwand ist. Dazu kommt der finanzielle Aspekt, der allerdings nicht mehr so groß wie früher ist: „Der Schützenkönig bekommt einen Obulus vom Verein, aber die Eintritte muss er selber zahlen. Im Jahr gibt es zehn Bälle und acht Schützenfeste“, sagt Damenleiterin Christine Schmeling.
Am kommenden Wochenende steht bereits das Schützenfest in Aumühle an, wohin die Geesthachter 2023 ausgewichen waren, weil ihr neuer Schießstand noch nicht offiziell abgenommen war. Ohne König dazustehen, ist vielleicht in Geesthacht Neuland, aber anderorts keine Seltenheit. „In den Vierlanden gab es einmal einen König, der nur 24 Stunden regiert hat. Ihm war die Aufgabe dann aber doch zu groß, sodass er seine Königskette 24 Stunden nach der Proklamation wieder abgegeben hat“, weiß Andreas Friedrich.
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Beim Schießen um den Bürgerkönig gab es derweil eine gute Resonanz. 49 Geesthachter waren angetreten. Am besten war die 35-jährige Julia Bäuerle aus dem Ortsteil Grünhof-Tesperhude. Der erste beste Bogenschütze, Mario Remers, kommt aus einer längeren Schießpause. Erst im Herbst 2023 begann er nach sechs Jahren wieder mit dem Sport.