Mölln. Während Bauarbeiten wird ein Riss in der Fassade entdeckt. THW und Feuerwehr müssen bei der Sicherung mit Schwierigkeiten kämpfen.
Rund 40 Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr kämpfen in der Möllner Altstadt um ein historisches Gebäude. Während Bauarbeiten in der Nacht zum Donnerstag war Mitarbeitern des Bauunternehmens eine geborstene Fensterscheibe und auch ein Riss in der Fassade des Hauses an der Ecke Hauptstraße/Seestraße aufgefallen.
„Die Baufirma hat gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr die Situation bewertet und entschieden, das THW hinzuzurufen“, erklärte Torben Willhöft, Pressesprecher der Technischen Einsatzleitung des Kreises Herzogtum Lauenburg (TEL). Es habe sich um planmäßige Arbeiten an der Straße gehandelt. Diese werden nachts durchgeführt, um den Verkehr in der Stadt nicht zu beeinträchtigen.
Am Einsatzort stellten die Retter fest, dass die Giebelwand zu kippen droht. „Die Fassade ist akut einsturzgefährdet“, sagte Willhöft. Das Gebäude als Ganzes sei jedoch zurzeit nicht bedroht. Mehrere Einheiten des Technischen Hilfswerks wurden alarmiert, die seit den Morgenstunden am Donnerstag das Geschäftshaus Landau sicherten und versuchten, die Giebelwand zu stabilisieren. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Mölln waren auch die THW-Ortsverbände aus Ratzeburg und Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern) im Einsatz.
Haus in Mölln droht einzustürzen: Bedingungen für Helfer schwierig
Wie Torben Willhöft es schilderte, sind die Arbeiten mit einigen Schwierigkeiten verbunden: Da in der Hauptstraße aktuell gebaut werde, sei die Straße in weiten Teilen nicht asphaltiert. Den schweren Maschinen von THW und Feuerwehr fehle es mitunter an Standfestigkeit. Deshalb wurden schwere Metallplatten ausgelegt, auf denen der THW-Kran, der das Gerüst hebt, manövrieren kann. Außerdem befand sich eine Grube direkt vor dem Eingang des Gebäudes. Dieses sei aus Gründen der Statik mit Sand zugeschüttet worden.
Gegen 14.30 Uhr installierten die Einsatzkräfte vor Ort eine zweite Holzkonstruktion, die die vordere Außenwand stützen soll. „Das System stammt von den Kollegen vom THW Gadebusch“, berichtete Torben Willhöft. Aus mehreren stabilen Holzlatten wurde eine Art Gerüst gefertigt, das von außen die Hauswand stützt. Im weiteren Verlauf der Arbeiten musste das Gerüst noch an dem rund 400 Jahre alten Gebäude befestigt werden.
Technik wurde bei der Flutkatastrophe im Ahrtal genutzt
Dass eine derartige Konstruktion genutzt wird, hat durchaus Seltenheitswert, weswegen eigens eine aus dem benachbarten Bundesland geliefert werden musste. Wie Torben Willhöft erklärte, wurden auch während der Flutkatastrophe im Ahrtal derartige Stützkonstruktionen genutzt. Im Kreis Herzogtum Lauenburg sei eine solche Konstruktion zuletzt im Jahr 2021 zum Einsatz gekommen.
Zudem wurde während des Einsatzes moderne Lasertechnik eingesetzt, um Bewegungen in der Fassade rechtzeitig zu erkennen. Wie Willhöfft erklärte, wurden an der Außenwand des historischen Hauses sechs Reflektoren angebracht. Erkennen die Laser Bewegungen an den Reflektoren, wird ein Alarm ausgelöst. „Die Einsatzkräfte haben dann Zeit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen“, so Willhöft. Gegen 17 Uhr konnten die Arbeiten laut Torben Willhöft an der Hauswand abgeschlossen werden. Diese gelte nun als sicher.
Über die Ursache kann nur spekuliert werden
Für den Personenverkehr ist die Möllner Hauptstraße seit der Nacht zum Donnerstag gesperrt. Immer wieder standen Passanten an den Baken, die rund um den Einsatzort aufgebaut wurden. Schaulustige sammelten sich rund um die Baustelle, aus Fenstern beobachteten Anwohner das Geschehen. Auf dem Parkplatz hinter der Kreissparkasse hatten Feuerwehr, TEL und THW eine provisorische Einsatzzentrale eingerichtet. Dort wurden die Helfer auch mit Speisen und Getränken versorgt.
Wie Torben Willhöft erklärte, könne über die Ursache des Risses in der Fassade nur spekuliert werden. „Da können wir aktuell nur mutmaßen“, sagt er. Genaueres müssten spätere Untersuchungen ergeben. „Unsere Aufgabe ist es, die Gefahr zu minimieren“, betonte er.
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Schon seit Mittwochnachmittag hatte es immer wieder stark geregnet in weiten Teilen Schleswig-Holsteins – auch in Mölln. Einsatzkräfte musste zu zahlreichen Einsätzen ausrücken, da Straßen überspült wurden und Keller vollliefen. So erscheint es durchaus möglich, dass die statischen Probleme auf ein Aufweichen des Bodens zurückzuführen sind.