Geesthacht. Geesthachts langjähriger Fachdienstleiter Christoph Wieck geht in Ruhestand. Die Kitareform hat ihn besonders beschäftigt.

Nach der Kitareform in Schleswig-Holstein beträgt die Finanzierungslücke rund 120 Millionen Euro. Wie diese geschlossen werden soll, darüber hat der Kieler Landtag am Mittwoch debattiert. Klar ist: Viele Kommunen wird die Kitareform weiterhin vor große Herausforderungen stellen. In Geesthacht ist der Fachdienst Bildung, Familie, Sport und Kultur für die Umsetzung der Beschlüsse zuständig. Deren Leiter Christoph Wieck (62) ist jetzt, nach 21 Jahren bei der Stadt und fast 45 Jahren im Öffentlichen Dienst, in den Ruhestand gegangen – nicht ohne noch mal eine klare Botschaft nach Kiel zu senden.

„Sie ist seit 2020 in der Umsetzung und hatte eigentlich das Ziel, Eltern und Kommunen zu entlasten – beides steht gerade infrage. Das Land muss verlässlich Rahmenbedingungen formulieren, wie die Kitabetreuung künftig organisiert und vor allem finanziert werden soll – und das Land muss das schnell formulieren“, sagt der gebürtige Bonner, der seine berufliche Laufbahn in Meckenheim (Nordrhein-Westfalen) startete.

Kitareform: Große Herausforderung für die Kommunen

Aktuell stehe im Raum, dass die seit einiger Zeit gedeckelten Elternbeiträge, erhöht werden müssen. „Oder wir als Kommune müssen noch stärker finanziell einsteigen. Aber das ist eine Entscheidung der Politik“, so Christoph Wieck. Denn die bemessenen Finanzmittel für eine Standardkita sind an vielen Stellen nicht ausreichend. Zumal die Kitas in Geesthacht schon höhere Qualitätsstandards fahren, als die Kitareform finanzieren würde.

Zudem müsse die Zeitschiene der Landesregierung dringend verändert werden. „Bis der Haushalt steht, wird es Oktober oder November. Das ist für die Kommunen und die Kitaträger aber viel zu spät. Wir müssten jetzt bereits Verträge schließen, um unsere Kitaplätze zu sichern, wissen aber noch gar nicht, was das Land wirklich 2025 finanzieren wird. Und das, obwohl die Kitareform eigentlich ab Januar 2025 vollumfänglich greifen und die Finanzierung dann für die Kommunen kostenneutral sein sollte.“

Die Kitareform war Christoph Wiecks Tagesgeschäft

Formale Anpassungen der Geesthachter Satzung zu den Benutzungsgebühren für die Kindertagesstätten waren dann auch seine letzte Amtshandlung, über die im städtischen Sozialausschuss abgestimmt wurde. Doch außer seinem Tagesgeschäft „Kitareform“ gehörten zu auch die Einführung der Ganztagsbetreuung an Geesthachts Grundschulen, die Unterbringung von Geflüchteten, die Organisation von Jugendpflege und die Schaffung der ARGE/Jobcenter zu prägenden Aufgabenbereichen für ihn und die ihm unterstellten 200 Mitarbeiter.

Dieses Foto von Christoph Wieck entstand zu seinem 40. Dienstjubiläum.
Dieses Foto von Christoph Wieck entstand zu seinem 40. Dienstjubiläum. © Isabella Sauer | Stadt Geesthacht

Nach der Zeit in Meckenheim war Wieck 1990 der Liebe wegen in den Norden gekommen. Bis 2003 war er bei der Stadt Hamburg in Bergedorf beschäftigt. Nach dem Wechsel nach Geesthacht übernahm er den Posten des Sozialamtsleiters und zugleich des Werksleiters vom Seniorenzentrum, daraus wurde im Laufe der Zeit der heutige Posten.

Bewegend in beide Richtungen: die Flüchtlingssituation 2015

In der Rückschau aufs Berufsleben bewegte ihn am meisten die Flüchtlingssituation 2015. „Als schlimmsten Moment erinnere ich, als wir kurz vor Weihnachten die Turnhalle an der Berliner Straße für den Sport sperren und für die Unterbringung von Geflüchteten vorbereiten mussten. Das Land hatte uns so viele Personen angekündigt, die bei uns Schutz suchen werden, sodass es keine andere Möglichkeit gab. Anderen Wohnraum gab es nicht“, sagt Christoph Wieck.

Diese Zeit bescherte ihm aber auch die positivsten Momente: „Wir haben in dieser schwierigen Zeit viel Unterstützung von Ehrenamtlichen erfahren. Ohne das Engagement von Ehrenamtlichen könnten Kommunen dieses Thema nicht bewegen.“ Aktuell sind Plätze in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt an der Mercatorstraße frei.

Stellvertreterin Almedina Jahic übernimmt vorübergehend

Im Ruhestand will der auf der anderen Elbseite wohnende Wieck sich vielleicht selbst ehrenamtlich engagieren. „In welchem Bereich – mal schauen“, sagt Wieck. Mit seiner Frau möchte er auch gern Deutschland besser kennenlernen, nachdem beide schon viel im Ausland waren. Mehr Sport und Gartenarbeit sind weitere Hobbys, denen er sich widmen will.

Um die Veränderung in der Schullandschaft, mit dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung, muss sich derweil sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin kümmern. Die Stelle ist ausgeschrieben. Bis dahin hat Wiecks Stellvertreterin Almedina Jahic die Aufgaben übernommen. Es gilt, die Schulen räumlich zu erweitern und Lehr- sowie Betreuungskräfte zu finden, zu organisieren, zu strukturieren und zu bezahlen.

Auch interessant

Derweil bedankt sich Bürgermeister Olaf Schulze bei seinem langjährigen führenden Mitarbeiter: „Christoph Wieck hat über 20 Jahre lang in Geesthacht viel Verantwortung übernommen und für die Verwaltung und die Einwohnenden der Stadt viele Aufgaben gelöst. Er zeigt klare Haltung und packt zugleich die Themen in seiner ruhigen Art an – das macht ihn aus und so hat er viel für uns erreicht.“