Geesthacht. Mit 3100 Mitgliedern ist der 1923 gegründete Verein der größte in Geesthacht. Trotzdem bestehen wenig Chancen auf den Fortbestand.

Die Sterbekasse Geesthacht ist der größte Verein in der Elbestadt. Exakt 3097 Mitglieder zählt der 1923 gegründete Versicherungsverein, dessen Zweck es ist, den Hinterbliebenen im Todesfall ein Sterbegeld auszuzahlen. Doch trotz seiner Größe steht die Sterbekasse vor der Auflösung. Die Auflösung des 101 Jahre alten Vereins soll auf der Jahresversammlung am Sonnabend, 27. April, eingeleitet werden. Die Einlagen der Mitglieder sollen davon nicht betroffen sein.

Auf der Tagesordnung für die Versammlung im Gemeindehaus der Christuskirche Düneberg (Beginn 16 Uhr, Neuer Krug 4) sollen die Mitglieder unter dem achten und letzten Punkt die Auflösung und eine Bestandsübertragung auf die Solidar Versicherungsgemeinschaft aus Bochum beschließen. Dafür ist eine Mehrheit von drei Vierteln der abgegebenen Stimmen erforderlich.

Größter Verein Sterbekasse Geesthacht vor Auflösung

Für die Vorsitzende Katrin Wiegratz gibt es indes keine andere Alternative zum Aus für den Verein. „2018 war die Auflösung nur ein Gerücht, jetzt ist es ernst“, sagt Wiegratz, die nach der Versammlung vor sechs Jahren die Führung übernommen hatte. Der Hauptgrund ist die schwindende Mitgliederzahl. „Wir verlieren jährlich rund zwei bis drei Prozent an Mitgliedern und neue kommen nur schleppend hinzu“, sagt die Tochter von Hans-Werner und Ingeborg Schulte, die bis 2022 das gleichnamige Bestattungshaus leiteten.

„Sterben ist unumgänglich und verursacht immer Kosten, weil es in Deutschland ein Bestattungsgebot gibt. Aber trotzdem ist das Konzept Sterbekasse aussterbend“, sagt Katrin Wiegratz verwundert. Das Prinzip: Das Mitglied zahlt bis zum 85. Lebensjahr eine bestimmte Summe ein, dessen Nachkommen dann eine vorher festgelegte Sterbegeldsumme ausgezahlt bekommen.

Gelder sollen Eins zu Eins übergehen

Ein weiterer Punkt, mit dem der fünfköpfige Vorstand zu kämpfen hat, sind die zu erfüllenden Auflagen. „Wir müssen der Landesaufsicht ein Notfallmanagement vorlegen, wie wir uns unter anderem gegen Cyberattacken wehren, müssen für etwaige Ausfälle von Vorstandsmitgliedern Ersatz vorhalten und es gibt eine Berichtspflicht. Das ist ehrenamtlich nicht zu machen“, betont Wiegratz.

Aus all diesen Gründen ist für sie die Auflösung unumgänglich. Aus dem Fünfer-Vorstandgremium sind Kassen- und Schriftführer sowie ein Beisitzer ohnehin neu zu wählen, die beiden anderen (Wiegratz und ein Beisitzer) würden ihr Amt niederlegen, sollte es keine Mehrheit für die Auflösung geben. Diese hätte nach dem vorgelegten Vorschlag keine Nachteile für Mitglieder der Geesthachter Sterbekasse.

4,2 Millionen Euro in der Bilanz

„Die eingezahlten Gelder und Versicherungsverträge würden Eins zu Eins übergehen. Die Solidar würde uns so schlucken, wie es uns gibt. Das ist eigentlich der gangbarste und beste Weg“, wirbt Wiegratz. Die Solidar aus Bochum ist mit 90.000 Mitgliedern Deutschlands größte Sterbekasse und beschäftigt etwa acht hauptamtliche Beschäftigte. „Sie haben eine Bilanzsumme von 200 Millionen Euro“, sagt Wiegratz. Zum Vergleich: Mit ihren 4,2 Millionen Euro gehören die Geesthachter in Schleswig-Holstein zum oberen Bereich.

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Für eine Teilnahme an der Jahresversammlung wird um eine Anmeldung gebeten, entweder per E-Mail an info@sterbekasse-geesthacht.eu oder per Telefon unter 04152/849691.