Lauenburg. Städtepartnerschaften sollen nicht mehr nur auf dem Papier existieren. Wie Lauenburg als gute Gastgeberstadt punkten will.
Ob man eine eingeschlafene Beziehung wiederbeleben kann, darüber streiten sich die Geister. Doch Lauenburgs Städtepartnerschaften haben eine gute Chance auf einen Neuanfang. Schließlich sind es in den Rathäusern der fünf Städte alles neue Gesichter, die an den einst geschlossenen Städtebund anknüpfen wollen.
Anders als früher soll der Städtebund künftig nicht mehr nur auf dem Papier bestehen, sondern durch Kontakte der Bewohner lebendig bleiben. Eine Delegation aus Lauenburg hatte sich in der vergangenen Woche auf den Weg in zwei der Partnerstädte gemacht, um erste persönliche Kontakte zu knüpfen. Doch dabei ist es nicht geblieben. Inzwischen steht der Plan für ein Fest der Verbrüderung, das vom 6. bis 8. September in Lauenburg groß gefeiert wird.
Lauenburg will den Städtebund neu beleben, plant ein tolles Fest der Verbrüderung
Die beiden ältesten Städtepartnerschaften unterhält Lauenburg mit Düdelingen (Luxemburg) und Manom (Frankreich). Durch das Zusammenrücken wollten die Unterzeichner der Urkunde 1958 einen Schlussstrich unter die Nachkriegsjahre ziehen. Diese beiden Städte waren das Ziel der Reise von Bürgermeister Thorben Brackmann, Stadtpräsidentin Elif Karagöz, Verbrüderungssekretärin Martina Darda und Veranstaltungsmanager Andy Darm.
Düdelingen hat etwa 22.000 Einwohner. Vergessen hat man dort den Städtebund über all die Jahre nicht. 2011 wurde in der Stadt die „Passerelle des jumelages“ eingeweiht. Auf einer Länge von 100 Metern werden auf Schautafeln die Partnerstädte vorgestellt. Es gibt sogar eine Rue de Lauenburg und eine Stele mit der Aufschrift „Lauenburg“ mitten in der Stadt. Schwer hatte es die Lauenburger Delegation daher nicht, an die früheren Kontakte zu erinnern. „Wir sind sehr herzlich empfangen worden“, sagt Thorben Brackmann. Schon bei seinem Amtsantritt im April vergangenen Jahres hatte er es sich auf die Fahne geschrieben, Lauenburgs europäische Städtepartnerschaften wiederzubeleben.
Verbrüderungseid: Vom Lippenbekenntnis zu echter Partnerschaft
In Abständen von von fünf Jahren erneuerten die Städte zwar ihren Verbrüderungseid, das war in den letzten Jahren aber mehr ein Lippenbekenntnis. Jetzt wäre Lauenburg als Gastgeberstadt an der Reihe gewesen. Die Idee, es bei dem hochoffiziellen Akt nicht bewenden zu lassen, kam bei den Luxemburgern gut an. Drei Tage lang soll die neue Freundschaft nun gefeiert werden. „Wir kommen mit mindestens einem Reisebus“, kündigten die Luxemburger an.
Düdelingen und Manom hatten die Verbindung übrigens über all die Jahre nicht abreißen lassen. Kein Wunder: Nur 20 Kilometer entfernt von Düdelingen liegt die französische Partnerstadt von Lauenburg. Wobei der Begriff „Stadt“ vielleicht nicht ganz passend ist. Manom ist eine französische Gemeinde an der Mosel mit etwa 3000 Einwohnern. Verständigungsprobleme gab es übrigens nicht. „Unsere Gastgeber in Düdelingen sprachen alle gut deutsch und haben in Manom für uns übersetzt“, sagt Brackmann. Und weil die dann schon mal zusammensaßen, haben die Vertreter der drei Partnerstädte schon mal erste Details des Verbrüderungsfestes in Lauenburg besprochen. Auch die Franzosen waren sofort Feuer und Flamme. Klar, dass auch sie mit einer großen Delegation in Lauenburg anreisen werden.
Verbindungen knüpfen zu allen fünf Partnerstädten
An Thorben Brackmann ist es jetzt, auch die beiden anderen Partnerstädte ins Boot zu holen. Ein Besuch in der polnischen Partnerstadt Lebork steht jetzt auf seinem Programm. Dass im Spätsommer 2001 Lebork und Lauenburg einen Verbrüderungsvertrag schließen würden, hätten wenige Jahre zuvor nicht mal die größten Optimisten zu träumen gewagt. Das einzige, was die beiden Städte bis zum Fall des „eisernen Vorhangs“ verband, war ihr Name. Die Stadt Lebork, ehemals Lauenburg, wurde 1945 unter polnische Verwaltung gestellt und gehört seitdem zur Woiwodschaft Pommern. Die politische Wende in Osteuropa machte es schließlich möglich, dass Lebork das Quartett der Lauenburger Städtepartner wieder komplettierte.
Die Unterzeichnung der Städtepartnerschaft zwischen Lauenburg und Boizenburg fiel in eine Zeit der großen Emotionen. Bei der Grenzöffnung im November 1989 hatten sich die Bewohner beider Städte in den Armen gelegen. Ein halbes Jahr später schworen Lauenburgs Bürgermeister Hauke Matthießen und Boizenburgs Bürgermeister Uwe Wieben den Verbrüderungseid. Doch die wirtschaftliche Konkurrenz der beiden Nachbarstädte ließ keine wirkliche Freundschaft aufkommen. Es sollte noch über 30 Jahren dauern, bis die beiden jungen Bürgermeister Thorben Brackmann und Rico Reichelt einen Neuanfang wagten.
Verbrüderungstreffen: Gastfamilien werden gesucht
Besonders auf Martina Darda und Andy Darm kommt jetzt jede Menge Arbeit zu. Zwar steht der Plan für das Verbrüderungsfest, aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail. So feilen die Verbrüderungssekretärin und der Veranstaltungsmanager jetzt an den Einzelheiten. Hinter der Organisation einer Stadtrundfahrt am Freitag können sie schon mal einen Haken machen. Am Abend gibt es dann ein großes Rockkonzert im Fürstengarten. Am Sonnabendvormittag bauen die vier Partnerstädte jeweils einen Stand auf dem Wochenmarkt auf. Abends wird dann beim großen Fürstengartenfest wieder gemeinsam gefeiert.
Was noch nicht geklärt werden muss: Wo werden die Gäste übernachten? „Wir würden uns freuen, wenn sich Familien bereit erklären, jeweils einen Gast bei sich aufzunehmen“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Wer Interesse daran hat, Gäste während des Verbrüderungstreffens aufzunehmen, kann sich in der Stadtverwaltung bei Martina Darda unter Telefon 04153/5909103 melden.
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Sportliche Tradition in Sinne der Equipe Europa
Ein Kräftemessen der Sportvereine ist auch vorgesehen. Dieser Punkt des Verbrüderungsfestes knüpft an die Tradition der Equipe Europa an. Die Radsportler der fünf Partnerstädte waren es, die über viele Jahre lang die Fahne der Städtepartnerschaften hochgehalten haben. Höhepunkt war die große Tour der Freundschaft im Sommer 2014, bei der sich Radsportler aller fünf Städte auf den Weg bis nach Schergen in Luxemburg machten. Die Stadt, die durch das Schengen-Abkommen aus dem Jahre 1985 bekannt wurde.
Ob sich Lauenburg allerdings auf ein Fußballturnier mit den Partnerstädten einlassen sollte, will gut überlegt sein. In Düdelingen ist nämlich der Fußballverein F91 Düdelingen beheimatet. Das ist die Mannschaft, die seit dem Jahre 2000 die luxemburgische Fußballmeisterschaft 14 Mal gewann.