Lauenburg/Kappeln. Grüner Bundeswirtschaftsminister lobt die Innovation. Was das Arbeitsschiff so besonders macht und wo es eingesetzt wird.
Es ist eine Weltneuheit, die innerhalb von zwei Jahren auf der Lauenburger Hitzler-Werft gebaut wurde: des weltweit erste federgelagerte Wallaby-Boat, das auch bei schwerer See eine ruhige Überfahrt zu Boorinseln oder Offshorparks ermöglicht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nahm am Montagvormittag (22. April) am Pierspeicher in Kappeln die Taufe des Schiffs vor. Unter dem Namen „Impulse“ wird es künftig seinen Einsatz auf Nord- und Ostsee finden.
Eine gute Zukunft ist dem in Lauenburg konstruierten Schiff wohl beschieden, denn Habeck haute die Sektflasche mit Schmackes an den Schiffsrumpf. Sie zersprang in Tausend Teile, was nach uralter Tradition Glück bringen soll. „Das Schiff ist ein Pionierstück deutscher Ingenieurskunst. Es ist unser Ziel, dass bis 2030 Offshorewindparks mit insgesamt 30 GW Leistung Strom in Deutschland produzieren. Dafür werden wir noch mehr Schiffe wie dieses brauchen“, stellte er während der Zeremonie in Aussicht.
Wallaby-Boat: Robert Habeck tauft innovatives Schiff aus Lauenburg
Diese Ankündigung hat die beiden Geschäftsführer der Hitzlerwerft, Marek und Kai Klimenko, besonders gefreut. Schon bei der Vorstellung des Projektes im Februar 2022 hatte der Geschäftsführer der Wallaby Boat GmbH, Harald Hübner, angekündigt, dass es bei dem Prototyp nicht bleiben soll. „Wir planen ein zweites Schiff zu bestellen und sind sehr gespannt auf die Leistungsfähigkeit dieser neuen Technik“, kündigte er damals an.
„Robert Habeck hat ja bestätigt, dass wir mit dem Projekt einen guten Weg beschritten haben. Es hängt natürlich vom Auftraggeber ab, aber wir würden uns natürlich freuen, weitere Schiffe dieser Art bauen zu können“, sagte Kai Klimenko nach der Taufe.
Ab Mai wird das Schiff seine erste Bewährungsprobe haben. Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) hat das Schiff für den Einsatz in ihrem Offshore-Windpark Baltic 2 in der Ostsee gekauft.
Wallaby-Boat soll den Arbeitsalltag auf rauer See erleichtern
Der Sturm peitscht das Meer, die Wellen türmen sich meterhoch – doch an Bord des Schiffes merkt man davon so gut wie nichts. Lotsen oder Arbeitern auf Bohrinseln und Offshore-Windkraftanlagen soll das künftig den Arbeitsalltag deutlich erleichtern. Die Wallaby Boats GmbH aus Kappeln hatte sich als Produktionspartner für den Bau ihres Prototyps WB-18 für die Lauenburger Werft entschieden. Das Prinzip des Schiffes ist effektiv: Die Rümpfe des Katamarans sind vom Brückendeck, dem sogenannten Chassis, getrennt und über vier Federbeinkonstruktionen mit diesem verbunden. Dadurch wird der Einfluss des Seegangs auf die Personen an Bord um gut 40 Prozent reduziert.
Dabei begann alles ganz bescheiden: Das Schiffbauunternehmen Wallaby Boats GmbH wurde Anfang 2021 eigens für die Entwicklung und den Bau der gefederten Schiffe gegründet. Die Idee gibt es schon seit 2015. Einige Jahre hatte Reeder Harald Hübner versucht, das Projekt zu realisieren. Es gab großes Interesse, aber niemand wollte bereits im Konzeptstadium einsteigen. Schließlich ist es die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein gewesen, mit deren Hilfe aus dem Konzept ein erster Entwurf entstand.
Weltneuheit kann mit Verbrennungsmotor als auch elektrisch angetrieben werden
Doch die Stiftungspartner fanden keine Einigung über ein gemeinsames Engagement. Dann half der Zufall: Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) suchte nach genau solchen Lösungen für ihre Windparks in der Ost- und Nordsee sowie für geplante Windparks vor Schottland, auf der Doggerbank in der Nordsee und vor den Küsten der USA. Und damit wurde das Projekt der Wallaby Boat GmbH auch finanziell interessant. Daran erinnerte Firmengründer Harald Hübner bei der Schiffstaufe: „Ohne die Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein, des Bundeswirtschaftsministeriums und der EnBW wären wir nie so weit gekommen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte er. Im Januar 2022 wurde die Entwicklung des Schiffes von dem technischen Magazin Windpower zur „best innovation 2021“ gekürt.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte sich schon Landeswirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen in Lauenburg über die Weltneuheit informiert. „Das Wallaby-Boat ist eine innovative Erfindung. Diese Lösung könnte auch im Tourismusbereich einen durchschlagenden Erfolg haben“, sagte der CDU-Politiker damals. Das Arbeitsschiff wurde mit einem der modernsten und umweltfreundlichsten Antriebe ausgestattet, die es heutzutage gibt. Das Schiff verfügt über einen Hybridantrieb, kann sowohl mit einem Verbrennungsmotor als auch elektrisch angetrieben werden. Zu den innovativen Merkmalen des Schiffes gehört außerdem, dass die von der Hydraulik erzeugte Wärmeenergie im Schiffssystem genutzt wird, zum Beispiel für die Decksenteisung im Winter. Das Schiff ist im Betrieb effizienter als andere Standartschiffe mit gleicher Leistung im Seegang.
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Für die Lauenburger Hitzler-Werft stehen auch in der nächsten Zeit größere Projekte an. Größtes Vorhaben ist derzeit der Bau des Forschungsschiffes „Coriolis“ für das Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht. Auch dieser Neubau zeichnet sich durch ein innovatives Antriebssystem aus. Das nächste Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Die Hitzler-Werft hat den Zuschlag bekommen, die neue Elbfähre zu bauen, die in Bleckede zum Einsatz kommt.