Gülzow. Bei dem Wettkampf wird die sportlichste Wehr in Schleswig-Holstein gesucht. Das Kräftemessen hat jedoch einen ernsten Hintergrund.
Beim Kreisfeuerwehrlauf am Sonntag in Gülzow wetteiferten 260 Feuerwehrleute sportlich darum, wer am meisten Ausdauer oder Tempo zeigt. In einem Einsatz könnte dies über Leben und Tod entscheiden. Bei dem Wettkampf ging es aber erst einmal nur darum, als einzelner oder als Staffel eine fünf beziehungsweise zehn Kilometer lange Strecke in und um Gülzow walkend oder laufend möglichst schnell zu absolvieren.
„Wer in kompletter Atemschutzausrüstung in einen Einsatz geht, muss allein 20 Kilogramm schultern. Das geht schon an die Kondition“, weist Kreiswehrführer Sven Stonies auf die Belastungen hin, die Feuerwehrleute in einem Brandfall bewältigen müssen. Er feuerte vom Rand aus die Läufer an und lobte die gute Organisation durch die Gülzower Wehr.
Feuerwehrlauf: Retter beweisen in Gülzow ihre Fitness
Wenn der Atemschutzträger während eines Einsatzes auch noch einen Kameraden aus einer Notsituation befreien muss, kommen zu den 20 Kilogramm schnell weitere 80 Kilogramm hinzu. „Das bringt den einen oder anderen an seine körperlichen Grenzen“, sagt Stefan Jenke, Landesfachleiter Fitness und Feuerwehrmann in Mölln.
Das Brandschutzgesetz schreibe körperliche und geistige Fitness der Feuerwehrleute vor. Atemschutzträger müssen besonders fit sein und müssen sich einem regelmäßigen Test unterziehen. Doch nicht jeder Feuerwehrmann oder jede Feuerwehrfrau ist auch Atemschutzträger. „Wichtig ist, dass die Reihen voll sind. Man findet einen Platz für jeden“, sagt Jenke.
Einsatz beim Elbehochwasser zeigte Grenzen auf
Dass es um Fitness und Ausdauer nicht immer gut bestellt ist, weiß der 59-Jährige aus seinem Einsatz als Leiter beim Elbehochwasser 2002 in Lauenburg. „Einige Feuerwehrleute waren vom Schleppen der Sandsäcke ziemlich schnell erschöpft und brauchten eine Pause, während Zivilisten munter weitermachten. Das hat mir zu denken gegeben“, sagt Jenke. Seitdem ist es sein Anliegen, den Sport in die Wehren zu bringen. So war er 2010 Mitbegründer des Kreisfeuerwehrlaufs.
Mittlerweile gebe es durchaus erste Erfolge zu verzeichnen, auch wenn noch viel Luft nach oben sei, sagt der Fitnessfachleiter. „Im Vergleich zu anderen Kreisen stehen wir aber schon gut da“, sagt Jenke und freut sich, dass der Gülzower Kreisfeuerwehrlauf der größte im Land Schleswig-Holstein ist.
Sportlichste Feuerwehrwehr des Nordens kommt aus Bröthen
Stolz mache ihn auch, dass eine Wehr aus seinem Kreis, die aus Bröthen, schon dreimal den Titel „sportlichste Wehr im Norden“ einheimsen konnte und besonders viele Deutsche Sportabzeichen vorweisen kann.
Einer, der großen Anteil daran hat, ist Kai Böckler. Der 49-jährige Feuerwehrmann trainiert regelmäßig in der Fit-for-Fire-Trainingsgruppe, in der Kameraden aus Bröthen und Gülzow gemeinsam ihre Muskelkraft stärken. Kein Wunder, dass er nun beim Lauf in Gülzow mit links die fünf Kilometer lange Strecke sowie die Staffel absolvierte. „Ich bin gut im Training“, sagt Böckler.
Kreisfeuerwehrlauf: Ältester Teilnehmer ist 67 Jahre alt
So ganz ohne war die zu absolvierende Strecke nicht: „Da gab es eine Steigung, die hatte es durchaus in sich“, sagt Jürgen Lempges. Der Feuerwehrmann war für den Kreisfeuerwehrverband angetreten und hatte bei der Walkingrunde von 28 Teilnehmenden die Nase vorn. Und das, obwohl er mit 66 Jahren zu den älteren Absolventen zählte, aber nicht der älteste auf der Startliste war.
Das war der ein Jahr ältere Dietmar Reimers von der Feuerwehr Büchen Dorf. Sein Alter aber merkte man dem pensionierten Bundespolizisten keineswegs an. Im Gegenteil: Reimers lief so manch jüngerem Teilnehmer am Ende sogar davon und spürte seine Muskeln nach dem Zieleinlauf nicht. Kein Wunder, denn Reimers hat schon einen Marathon und einen Halbmarathon absolviert, läuft zehn Kilometer unter einer Stunde und legt pro Jahr rund 800 Kilometer laufend zurück.
Dass sich das regelmäßige Training bezahlt macht, zeigt das gute Abschneiden der Gülzower Wehr: Marco Warneck konnte erneut seinen Titel über die zehn Kilometer lange Strecke verteidigen. Die Jugendwehr holte den Titel bei der Staffel. Martin Spiering von der Havighorster Feuerwehr in Stormarn siegte über die fünf Kilometer.
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Ziel des Kreisverbandes ist es, noch mehr Feuerwehrleute in Bewegung zu bringen. Dafür wurden 15 Feuerwehrfrauen und -männer zu Fitnesstrainern ausgebildet, die nun von Wehr zu Wehr touren sollen, um andere Kameraden zum Sport zu animieren. „Einen Fitnessraum oder eine Halle brauchen die Wehren dafür nicht“, sagt Jenke. „Geturnt werden kann in oder vor den Fahrzeughallen und mit den Gerätschaften der Feuerwehr.“ So eignen sich beispielsweise Schläuche bestens, ähnlich wie Schwingseile, um Arm- und Schultermuskulatur zu kräftigen. Wehren, die daran Interesse haben, melden sich beim Kreisfeuerwehrverband in der Elmenhorster Geschäftsstelle.