Lauenburg. Die Kreissparkasse baut Filialen zu Begegnungsstätten um, aber auch zu SB-Filialen. Was für den Standort Lauenburg gilt, ist offen.
Einen Termin bei der Bankberaterin machen, Kontoangelegenheiten klären oder nur mal schnell Geld wechseln: Wer heute noch einen Ansprechpartner seiner Hausbank vor Ort hat, kann sich glücklich schätzen. Die klassische Bankfiliale hat, so scheint es, ausgedient. Immer mehr Kunden setzen aufs Online-Banking, und darauf reagieren die Banken zunehmend mit Schließung von Filialen.
Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (KSK) geht einen anderen Weg. Im September vergangenen Jahres hat die KSK in Wentorf die erste „Filiale der Zukunft“ eröffnet. Das Konzept, das für künftige Um- und Neubauten Vorbild sein soll, entwickelt die Filialen zu einer Art Begegnungsstätte vor Ort. Auch dem geplanten Neubau in Schwarzenbek liegt dieser Gedanke zugrunde. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso rätselhafter, was die Kreissparkasse am Standort Lauenburg vorhat. Selbst die Stadtverwaltung ist in die Pläne nicht eingeweiht.
Lauenburg: Rätselraten um Pläne der Kreissparkasse
2016 war es beschlossene Sache: Die Lauenburger Stadtverwaltung kauft das KSK-Gebäude an der Alten Wache, um seinen Standort dorthin zu verlegen. Die Nutzung des Schlossgebäudes sollte indessen – so war damals der Plan – unter breiter Bürgerbeteiligung neu konzipiert werden. Es gab sogar schon Berechnungen: Der Umbau der Kreissparkasse zum Verwaltungsgebäude würde die Stadt etwa 4,8 Millionen Euro kosten.
Die Kreissparkasse hatte zuvor ein Grundstück an der Hamburger Straße erworben. Hier sollte ein moderner, zukunftsweisender Neubau entstehen. Wenig später machten die Stadt und der KSK-Vorstand Nägel mit Köpfen. Sie handelten einen Nutzungsvertrag für einen Teil des Gebäudes aus. Die durch die Stadt gezahlte Miete sollte später mit dem Kaufpreis verrechnet werden.
Umzugspläne der Verwaltung vom Tisch
Mittlerweile sind die Umzugspläne der Lauenburger Verwaltung vom Tisch. Stattdessen soll das Schloss als Verwaltungsstandort saniert werden, eines der großen Vorhaben der Stadt für die nächsten Jahre. Das Grundstück der Kreissparkasse an der Hamburger Straße ist noch immer eine Brachfläche, von Bautätigkeiten keine Spur.
Doch der 2017 abgeschlossene Nutzungsvertrag galt weiter. Die angemieteten Räumlichkeiten im KSK-Gebäude nutzten die Fraktionen der Stadtvertretung für ihre Zusammenkünfte. Auch der Bereich Straßensozialarbeit und vor allem der Ortsjugendring (OJR) fanden hier ihr Domizil. Im Dezember vergangenen Jahres flatterte der Stadt plötzlich die Kündigung des Nutzungsvertrages ins Haus. Innerhalb von vier Wochen wollte die KSK die Räumlichkeiten leergeräumt wissen.
Multifunktionale Filiale oder SB-Bereich?
„Auch wenn das der Kündigungsfrist entspricht, kam die Nachricht für uns total überraschend“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Insbesondere für den Ortsjugendring, der schon mitten in den Vorbereitungen für das nächste Sommerferienprogramm steckte, war die kurzfristige Kündigung der Räumlichkeiten wie eine kalte Dusche. Warum es die KSK so eilig hatte, die Räumlichkeiten freizubekommen, ist unklar. Auch nach über drei Monaten hat sich in den ehemaligen Räumlichkeiten des OJR augenscheinlich nichts getan.
Nach Informationen unserer Zeitung plant die KSK, dort die Lauenburger Filiale der Sparkasse einzurichten. Das wäre eine erhebliche Verkleinerung gegenüber der derzeitigen Filiale im angrenzenden Hauptgebäude, das ebenfalls der KSK gehört. Wie das in das 2021 entwickelte „Konzept zur Neuausrichtung der Filialstruktur der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg“ passt, ist unklar. Das Strategiepapier sieht einerseits den Ausbau multifunktionaler Filialen wie in Wentorf und geplant in Schwarzenbek vor, aber auch die Reduzierung der Angebote in SB-Filialen.
Stadt in Planung der KSK nicht eingebunden
Seitens der Sparkasse hält man sich derzeit bedeckt, was den Standort Lauenburg betrifft. Das gilt nicht nur für die Nachnutzung der derzeitigen Filiale, sondern auch, ob die Neubaupläne an der Hamburger Straße endgültig vom Tisch sind. „Derzeit sind wir inmitten der Planungen und loten die beste Lösung gemeinsam mit der Stadt Lauenburg aus“, sagt KSK-Sprecher Marc Euler.
Doch in Sachen Kommunikation knirscht es hier offenbar im Getriebe. In der Stadtverwaltung rätselt man nämlich auch über die Pläne der Kreissparkasse. „Wir würden uns natürlich über alle Planungen freuen, die unsere Innenstadt beleben. Aber wir haben dazu leider keine aktuellen Informationen“, bedauert der Bürgermeister.
Neubau vor 57 Jahren galt als Pilotprojekt
Vor 57 Jahren galt der Neubau der Kreissparkasse in Lauenburg als Pilotprojekt der Innenstadtentwicklung. Die Lauenburgische Landeszeitung vom 7. September 1967 berichtete über den geplanten Neubau der Kreissparkasse.
Das Modell zeigte einen flachen eingeschossigen Bau für die Schalterhalle, auf dem blockförmig drei Stockwerke vorgesehen waren, für zwei Büros und zehn Wohnungen. Heute undenkbar: Nur wenige Tage, nachdem die Baugenehmigung erteilt war, erfolgte der symbolische Spatenstich.
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Neue Räume für Ortsjugendring in Sicht
Bei allen Unklarheiten um die Pläne der Kreissparkasse könnte es zumindest für den Ortsjugendring ein Happy End geben. Die Stadt hat kurzfristig Ersatzräumlichkeiten im ehemaligen Reisebüro Oberelbe am Büchener Weg ausfindig gemacht. Der Ausschuss für Bildung, Soziales und Kultur entscheidet am Dienstag, 9. April, darüber, ob die Stadt die Mietkosten in Höhe von knapp 5500 Euro jährlich übernehmen wird.
Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung (Fürstengarten 29). Auf der Tagesordnung stehen außerdem unter anderem ein Bericht der Arbeitsagentur für Arbeit über die Situation auf dem regionalen Arbeitsmarkt sowie der Jahresbericht der Leitung des Jugendzentrums. Zu Beginn der Sitzung ist wie immer eine Einwohnerfragestunde vorgesehen.