Geesthacht. Nur eine hauchdünne Mehrheit hat im Hauptausschuss für die Verlängerung des Mietvertrags gestimmt. Fass ohne Boden oder alternativlos?
Für die Gegner ist es eine Rechnung mit einer großen Unbekannten, für die Befürworter ein alternativloser Beschluss. Am Ende fiel die Entscheidung, ob das Krügersche Haus in Geesthacht weiterhin Heimat von Museum und Tourist-Information bleiben soll, mit 6:5-Stimmen denkbar knapp aus. SPD und Grüne unterstützen eine langfristige Verlängerung des Mietvertrages um 25 Jahre zu bestehenden Konditionen, CDU und BfG waren dagegen.
Beraten und abgestimmt wurde zwar hinter verschlossener Tür im Hauptausschuss, doch wie die einzelnen Fraktionen zur Sache stehen, ist kein Geheimnis. „Unsere SPD-Ratsmitglieder im Hauptausschuss haben der Mietvertragsverlängerung zu fairen Konditionen zugestimmt. Wir freuen uns sehr, dass es dafür eine Mehrheit gab“, schreiben die Sozialdemokraten in den sozialen Netzwerken. Und die Grünen teilen per Pressemitteilung mit: „Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat diesen Beschluss mit bewirkt. Das ist im Jahr des 100-jährigen Stadtjubiläums eine sehr gute Nachricht.“ In dem elfköpfigen Gremium haben SPD (4 Sitze) und Grüne (2) die Mehrheit.
Geesthacht: Krügersches Haus bleibt Standort für Museum und Tourist-Info
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, den seit 1982 bestehenden Mietvertrag mit den Nachfahren der Familie Krüger zu gleichen Konditionen für weitere 25 Jahre zu verlängern. Derzeit sind im städtischen Haushalt 16.400 Euro jährliche Miete für das 1723 erbaute Gebäude verankert. Bei rund 350 Quadratmetern Fläche sind das nicht mal drei Euro pro Quadratmeter. Im Gegenzug verpflichtet sich die Stadt, für alle anfallenden Kosten für Instandhaltung und Sanierung aufzukommen.
Diesen Passus lehnten CDU (4) und die Wählergemeinschaft BfG (1) ab, zumal das Krügersche Haus unter Denkmalschutz steht, was Reparaturen noch mal teurer werden lässt. „In einem Privathaus alle Kosten dem Steuerzahler zu überlassen, ist ein Risikospiel. Was ist, wenn wir einen Holzbock im Dachstuhl haben, um nur ein Beispiel zu nennen? Wir haben deshalb einen anderen Ansatz verfolgt und wollten nicht, dass Geesthacht alles alleine bezahlen muss“, sagt der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Björn Reuter über einen der Gründe, die für seine Partei gegen die Verlängerung des Mietvertrages sprachen. „Es ist ja auch nur vielleicht ein Drittel der Fläche nutzbar, was den Mietpreis relativiert“, ergänzt Reuter.
Eingeschränkte Traglasten in oberen Stockwerken
Hintergrund: In den oberen Stockwerken gibt es eingeschränkte Traglasten, sodass sich an bestimmten Bereichen nur bis zu zehn Personen gleichzeitig aufhalten dürfen. Zudem müssen für die Mitarbeiterinnen des Stadtmarketings neue Büroräume angemietet werden. Das erste Obergeschoss im Krügerschen Haus entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen des Arbeitsschutzes. Deshalb kommt Christoph Hinrichs (BfG) zu dem Schluss: „Bei 25 Jahren sind die Kosten nicht mehr kalkulierbar. Das dreht uns irgendwann den Hals um. Wir wollten deshalb höchstens um 10 Jahre verlängern.“
Die Verwaltung hatte im Vorfeld im Bildungsausschuss ein modifiziertes Nutzungskonzept für das Geesthacht-Museum, die Tourist-Information sowie Ausstellungen und Veranstaltungen vorgestellt. Allein eine neue Dauerausstellung würde mit rund 90.000 Euro zu Buche schlagen. Dazu kommt der Umzug der Tourist-Info innerhalb des Hauses, der Eingang wird an eine historische Tür an der Bergedorfer Straße verlegt. Darüber hinaus erhält das Krügersche Haus im Laufe dieses Jahres einen Fernwärmeanschluss über die Stadtwerke Geesthacht (städtische Tochtergesellschaft). Die Kosten trägt letztlich die Stadt.
„Eigentümer könnten Haus verfallen lassen“
„Einen kurzfristigen Mietvertrag halten wir für unwirtschaftlich angesichts der geplanten und bereits getätigten Investitionen durch die Stadt. Mit der Aufgabe der Immobilie wären auch die bisher getätigten Investitionen in das Haus sozusagen abgängig“, hatte die SPD im Vorfeld der Abstimmung mitgeteilt. Nach Informationen der Redaktion wollten die Christdemokraten den Ende März 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern und mit dem Eigentümer neu verhandeln. Selbst wenn das in letzter Konsequenz dazu geführt hätte, dass das Geesthachter Wahrzeichen nicht mehr für städtische Zwecke genutzt worden wäre.
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Drei mögliche Folgen davon skizzierte die SPD in den sozialen Netzwerken: „Der Heimatbund und Geschichtsverein wäre obdachlos geworden. Wir hätten einen zentralen, repräsentativen Veranstaltungsraum verloren. Was wäre z.B. die Kulturnacht ohne das Krügersche Haus?“ Bevor Geesthacht das älteste erhaltene ehemalige Wohnhaus angemietet hatte, diente es als Lager für das ehemalige Möbelhaus Krüger.
Was ohne eine städtische Nutzung passieren kann, darauf wies der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan hin, der es für die Nachwelt erhalten wissen wollte: „Die Eigentümer könnten das Haus auch verfallen lassen.“ Dafür gibt es Beispiele in der Region, etwa die Suck‘sche Kate in Glinde oder das letzte historische Fachwerkgebäude in der Lauenburger Oberstadt.