Schwarzenbek. Nach über 70 Jahren neigt sich die Zeit des alten Gebäudes an der Breslauer Straße dem Ende entgegen. Was bisher geplant ist.
Es fühle sich schon ein bisschen besonders an, dass es jetzt bald losgeht, bekennt Bürgermeister Norbert Lütjens. Denn die Planungen für eine neue Grundschule an der Breslauer Straße laufen schon seit mehreren Jahren. Im Juli 2022 beschlossen die Schwarzenbeker Stadtverordneten einen Neubau. „Jetzt wird es konkret“, sagt Lütjens. Das bedeute, dass im Sommer aus aktuell sechs Entwürfen einer ausgewählt werden soll.
Dass zwischen politischem Beschluss und Umsetzung mehrere Jahre liegen, sei dem Umfang des Vorhabens geschuldet. „Das ist das größte Projekt nach dem Gymnasium, das wir in den vergangenen Jahren angegangen sind“, sagt Lütjens. Entsprechend brauche es minutiöse Planung. „Wir bauen hier nämlich ein Gebäude für die nächsten 60 Jahre“, so der Verwaltungschef.
Schule der Zukunft: So viel Aarhus wie möglich in Schwarzenbek
Nicht 60, sondern deutlich über 70 Jahre ist inzwischen der Hauptbau der Compeschule alt. Er wurde 1951 eingeweiht und schrittweise erweitert. Doch die Klassenräume entsprechen nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart. In der wachsenden Stadt Schwarzenbek werden im Jahr 2024 größere Räume benötigt.
Dass jedoch nicht nur die Größe des Neubaus eine entscheidende Rolle spielt, sondern auch das Design, machte Norbert Lütjens in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kita und Schule deutlich. Um Inspirationen für das pädagogische Konzept der neuen Compeschule zu gewinnen, fuhr eine Rathaus-Delegation samt Schulvertretern Anfang vergangenen Jahres nach Aarhus.
Kinder können auf mehreren Laufstrecken durch das Gebäude rennen
Dort besuchte die Gruppe die Frederiksbjerg Skole, deren pädagogisches Konzept als vorbildlich gilt. Gelernt wird dort teilweise öffentlich auf sogenannten Marktplätzen statt in Klassenräumen, Türen sind gläsern und die digitalen Möglichkeiten vielfältig. „Wir wollen so viel Pädagogik, so viel Aarhus wie möglich in dem Gebäude haben“, sagte Lütjens. Es gehe nicht um goldene Wasserhähne, sondern um ein tragfähiges Konzept.
Dazu gehört auch, dass für die Kinder ausreichend Bewegungsmöglichkeiten angeboten werden. In der Frederiksbjerg Skole können die Kinder auf mehreren Laufstrecken durch das Gebäude rennen, es gibt Röhrenrutschen und auch eine Kletterwand. Zudem sind vor den Klassenräumen verschiedene Spiele installiert.
Keine Zäune auf dem Gelände im dänischen Aarhus
Aber auch Ruheräume, in die sich die Schülerinnen und Schüler zurückziehen können, gehören zum Konzept. Zudem gibt es keine Zäune auf dem Gelände. Die Sportgeräte auf dem Schulhof dürfen außerhalb der Schulzeiten in Aarhus auch von den Anwohnern genutzt werden.
Dass es Elemente, wie sie in Aarhus zu sehen sind, auch in der neuen Schwarzenbeker Grundschule geben solle, erklärt Fachdienstleiterin Kathrin Kipke. „In Aarhus wurden in einer Pilotphase im Schulgebäude verschiedene Sachen ausprobiert, ob diese funktionieren“, sagt Kipke. Es nütze nämlich nicht, wenn Ideen entwickelt werden, diese aber nicht von den Menschen angenommen werden, die sie betreffen.
Neue Elemente werden bereits in alter Schule erprobt
Eine Pilotphase light gibt es auch in der Europastadt. Teilweise erproben Lehrkräfte gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern bereits pädagogische Ansätze, die dann auch im Neubau der Grundschule zur Anwendung kommen sollen. In der dänischen Frederiksbjerg Skole spielt die Digitalisierung eine große Rolle und auch in Schwarzenbek ist dies in der Planung ein Kernaspekt.
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„Wir sind in der luxuriösen Situation, auswählen zu können“, sagt Norbert Lütjens. Für die sechs Architektenbüros, die noch im Rennen sind, wird für weitere Konzeptionen ein Arbeitsbudget zur Verfügung gestellt, damit diese einen Entwurf mit Substanz ausarbeiten können. Wann tatsächlich die ersten Bagger an der Breslauer Straße anrollen, steht indes noch in den Sternen.
„Das hängt von so vielen Aspekten im Genehmigungsprozess ab. Es wäre unseriös, ein Startdatum zu nennen“, sagt Bauamtsleiter Ralf Hinzmann. Weder Baustart noch Fertigstellung lassen sich aktuell benennen.