Oldenburg/Holstein. Der Winter hat den Straßen im Land massiv zugesetzt. In Stormarn, Lauenburg und Ostholstein müssen zahlreiche Brücken erneuert werden.
Stilecht mit einer Auto-Metapher stellte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen am Donnerstag in Oldenburg/Holstein das Bauprogramm des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig Holstein (LBV.SH) vor. „Wir stehen mit beiden Füßen auf dem Gaspedal“, sagte Madsen bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit LBV.SH-Direktor Frank Quirmbach. Das „Gaspedal“ sind in diesem Fall 55 Millionen Euro, die das Land in den kommenden Monaten in den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein investiert.
64 Kilometer Straßen, über 22 Kilometer reine Radwege und zwölf Bauwerke sollen in den drei Kreisen saniert oder neu errichtet werden. Mit rund 32 Millionen Euro fließt der deutlich größte Teil des Geldes in den Kreis Ostholstein, wo der Ausbau der Bundesstraße 207 vorangetrieben wird. Diese mündet in den im Bau befindlichen Fehmarnbelttunnel.
Schleswig-Holstein investiert 55 Millionen in die Straßen im Südosten
Mit 15 Millionen Euro werden Bauprojekte aus dem Kreis Stormarn bedacht: Zwischen dem Kreuz Bargteheide und Lütjensee wird der dreispurige Ausbau der B404 fortgesetzt. Dieser Bauabschnitt soll nach aktueller Planung Ende Mai dieses Jahres fertiggestellt werden. Eine Geduldsprobe steht Pendlern zwischen Bad Oldesloe und Bad Segeberg und ganz besonders Anwohnern des Dorfes Sühlen bevor. Zwischen den beiden Kreisstädten wird die L83 auf einer Länge von 5,9 Kilometern saniert. Dort soll es für den Durchgangsverkehr eine Vollsperrung geben.
Doch auch die Anwohner müssen sich auf drastische Einschränkungen einstellen: Sollte die Zufahrt zu den Häusern sich in einem Bauabschnitt befinden, sind diese nur in der Zeit von 18 Uhr bis 6.30 Uhr zu erreichen. In der restlichen Zeit sind aus Gründen des Arbeitsschutzes Privatfahrten in der Baustelle nicht erlaubt. Für die Anwohner bedeutet dies, dass sie größere Strecken zu Fuß gehen müssen. Die Bauarbeiten sind für den Zeitraum vom 25. März bis zum 18. Mai angesetzt, wobei die Fahrbahn schon am 3. Mai freigegeben werden soll. In der restlichen Zeit wird dann der Radweg erneuert.
Viele Brücken in Schleswig-Holstein marode
Beispielhaften Charakter haben die Brückenarbeiten, die an der B207 zwischen Schwarzenbek und Elmenhorst anstehen. Dort wird die Brücke, die über die Steinau führt, grunderneuert. „Diese Brücke wurde 1949 erbaut und hat massive Schäden, sodass sie nicht mehr standfest ist“, sagt Frank Quirmbach. Viele Überführungen im Bundesland stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. „Wir hatten in den 1960er-Jahren einen Brückenbau-Boom“, so der LBV-Direktor weiter. Viele dieser Brücken erreichten langsam das Ende ihrer prognostizierten Lebenszeit und müssten daher saniert werden.
1,4 Millionen Euro lässt sich das Land den Ersatzneubau an der Bundesstraße kosten. Der Neubau wurde bereits im vergangenen Herbst beauftragt. Der Baubeginn steht unmittelbar bevor: Bereits Anfang kommender Woche, am Montag, 11. März, sollen die Arbeiten beginnen und bis voraussichtlich 15. April andauern. In dieser Zeit muss der Streckenabschnitt voll gesperrt und der Verkehr über Ausweichstrecken umgeleitet werden.
„Wir dürfen nicht alte Fehler wiederholen und die Infrastruktur noch weiter zerfallen lassen“, mahnte Madsen mit Blick auf das Sanierungspaket. Er erinnerte daran, dass für die Sanierung von Landesstraßen in ganz Schleswig-Holstein in diesem Jahr rund 80 Millionen Euro und für separate Radwege neun Millionen Euro veranschlagt sind.
Winter hat den Straßen stark zugesetzt
Auch Quirmbach sagte, dass gerade die Landesstraßen über Jahrzehnte kontinuierlich kaputtgespart worden seien. „Denn bei allen Sparzwängen: Die Aufarbeitung des Sanierungsstaus an unseren Landesstraßen ist ja noch nicht abgeschlossen. Die zahlreichen Schlaglochpisten zeigen uns doch, dass unser Engagement hier keinesfalls nachlassen darf, die Straßen in Schuss zu halten“, so Quirmbach. Herbst und Winter im vergangenen Jahr hätten den Straßen massiv zugesetzt. „Wir hatten im Herbst viel Niederschlag. Im Winter gab es hohe Tau- und Frostwechsel. Das zehrt sehr an den Straßen“, so Quirmbach. Gerade das Gefrieren von Wasser und die daraus resultierende Ausdehnung und der anschließende Schmelzvorgang setzten den Straßen zu.
Wie Quirmbach weiter erklärt, befinde sich der Landesbetrieb gerade in der Phase der Erfassung und Bewertung. „Schwere Schäden wie in diesem Jahr wollen wir nicht nochmal erleben“, sagt er. Zwar seien Beschädigungen zum Teil schon ausgebessert worden, in der kalten Jahreszeit seien die Arbeiten aber kompliziert. „Aktuell bekommen wir keinen Heißasphalt“, so Qirmbach. Dieser sei jedoch wichtig, um Schäden langfristig zu beheben.
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In dem 55 Millionen-Euro-Paket für die Kreise Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg sowie die Stadt Lübeck seien insgesamt 15 Landesstraßen-Projekte sowie zwölf Bauwerke enthalten. Der Rest entfalle auf acht Bundes- und acht Kreisstraßen, für die der LBV.SH in weiten Teilen ebenfalls zuständig sei.
Laut Madsen ist der Erhalt der Infrastruktur gerade in einem Flächenland existenziell: „Wie sollte man sonst auf dem Land leben können?“ Mit Blick auf die Mobilitätswende helfe es nicht, Straßen-, Rad- und Schienenverkehr gegeneinander auszuspielen. Gleichzeitig appellierte Madsen an die Autofahrer, Verständnis für Verzögerungen aufzubringen. „Nach einer kaputten Straße kommt eine Baustelle. Da ärgern sich die Leute dann. Aber eine Baustelle ist eine gute Nachricht – und wir haben viele gute Nachrichten.“