Büchen. Immobilie im Ortskern soll eine zu kleine Einrichtung entlasten. Die Planung soll auch mehr Platz für Gastronomie und Ärzte schaffen.

Es ist gerade einmal 20 Jahre alt, doch das Bürgerhaus Büchen platzt aus allen Fugen. Weil es nicht mit einem kleinen Anbau getan ist, soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Und nicht nur dafür: Die Verantwortlichen der Gemeinde wollen zugleich den Weg ebnen, um rund um den Bürgerplatz die Grundlagen für weitere Entwicklung zu schaffen.

Im Gespräch ist etwa, das frühere Lokal Bürgerstube abzureißen und das eingeschossige Gebäude durch einen größeren Neubau zu ersetzen. Der könnte neben neuer Gastronomie auch Platz bieten für Ärzte, Apotheke und Wohnraum. Seit der Sitz von Gemeinde- und Amtsverwaltung zu Beginn des Jahrhunderts bezogen wurde, ist nicht nur Büchen selbst gewachsen, auf inzwischen 6700 Einwohnern. Auch die Orte herum haben sich entwickelt. Damit nicht genug, ist ihre Zahl deutlich gestiegen.

Immobilien Büchen: Millionenprojekt im Zentrum geplant

„Bei Fertigstellung des Bürgerhauses 2004 gehörten zehn Gemeinden zum Amt, seit 2007 sind es 15“, erinnert Amtsdirektorin Tanja Volkening. „Und mit Orten wie Gudow sind nicht die kleinsten hinzugekommen.“ Der flächenmäßig mit Abstand größte Ort ist mit gut 1800 Einwohnern nach Büchen selbst die zweitgrößte Kommune.

Die Amtsgemeinden zählen heute zusammen rund 15 500 Bürger. Das sind mehr, als die Stadt Lauenburg Einwohner hat. Aber etwas weniger als die Stadt Schwarzenbek. Deren Personal zählt jedoch etwa doppelt so viele Mitarbeiter wie das des Amtes Büchen.

Zwei Schreibtische in vielen Einzelbüros

„Hätten wir die Entwicklung vorausgeahnt, hätten wir anders gebaut“, sagt Tanja Volkening. Die zunächst großzügige Planung hat sich inzwischen in das Gegenteil verkehrt. „In Einzelbüros stehen heute zwei Schreibtische, das ist eigentlich schon zu eng. Ausbildenden bringen wir meist nur noch an Katzentischen unter.“ Jetzt ist im Gespräch, das Bürgerhaus für rund 1,3 Millionen Euro zu erweitern.

Die Mitarbeiterzahl ist seit 2004 um gut 50 Prozent auf aktuell rund 70 gestiegen. Bevölkerungszuwachs und gewachsener Amtsbereich seien jedoch nur zum Teil dafür verantwortlich, so Volkening. Überall werde von Bürokratieabbau geredet, doch es geschehe das Gegenteil.

Bürokratie-Abbau? Fakten weisen in andere Richtung

Die Aufgabenfülle wächst, schon ohne gestiegene Flüchtlingszahlen. „Die neuen Regeln für Kita-Bedarfserhebung und Planung sorgen ebenso für Mehraufwand wie das Wohngeld-Plus-Gesetz. Wir erhalten viele neue Anträge dazu.“

Aktuell in Planung ist die Aufstockung des Bürgerhauses um ein Geschoss, um zusätzliche Büros zu schaffen. Geeignet halten die Planer dafür besonders den Raum über dem Polizeirevier. Weniger Platz bei möglicherweise höheren Kosten böte ein Anbau, der den Eingang weiter auf den Bürgerplatz verlagert.

An das Bürgerhaus anbauen oder besser aufstocken?

Unabhängig davon, was umgesetzt wird, die Zeit drängt. Volkening: „Wenn wir nicht langsam loslegen, muss ich unseren letzten verbliebenen Besprechungsraum auch noch in Büros umwandeln.“ Der zuletzt umgebaute, frühere Mehrzweckraum im Erdgeschoss beherbergt inzwischen die Tiefbauabteilung der Amtsverwaltung.

„Zuerst schien mir das Bürgerhaus ein wenig zu groß geplant, heute reicht der Platz nicht“, bestätigt Markus Räth, langjähriger Vorsitzender der ABB-Fraktion in Büchens Gemeindevertretung. Angesichts immer neuer Aufgaben und wachsender Mitarbeiterzahlen seien bereits Büros ausgegliedert und in andere Gebäude verlegt worden. „Der Umstand, dass das Amtsarchiv weiter in Papierform geführt wird, nicht digitalisiert werden kann, trägt ein Stück weit zur Platzknappheit bei.“

Aufgeblähte Verwaltung: Verantwortliche in Berlin, Brüssel und Kiel

Es sei kein Freund des Ausbaus, „Verwaltungen werden immer aufgeblähter“, sagt CDU-Fraktionschef Henning Lüneburg. Andererseits sei die Amtsverwaltung ein ausführendes Organ: „Ihre Größe hängt entscheidend davon ab, welche Gesetze in Berlin, Brüssel und auch Kiel beschlossen werden.“

Der Ausbau sei schon zu Zeiten des früheren Büchener Bürgermeisters Uwe Möller Thema gewesen, so Lüneburg. „Frau Volkening hat die Bedarfe dargestellt.“ Die Amtsdirektorin wolle gern ihre Verwaltung wieder unter einem Dach vereint sehen, das sei nachvollziehbar. „Es muss aber möglich sein, darüber zu reden, ob auch andere Lösungen denkbar sind.“

Gibt es eine Alternative zum Bürgerhaus-Ausbau?

Gesprächs- und Planungsbedarf macht auch Lüneburgs SPD-Pendant Thomas Gladbach geltend. „Es liegen erste grobe Vorschläge vor. Darüber muss natürlich gesprochen werden.“

Zweifel daran, dass ein Ausbau notwendig ist, bestehen für den SPD-Fraktionschef in Büchens Gemeindevertretung nicht. „Büchen ist gewachsen, es sind Amtsgemeinden hinzugekommen und die Aufgaben werden immer mehr: Das Bürgerhaus ist im wahrsten Sinne des Wortes zu eng geworden.“

SPD warnt vor Kostenfalle für Gemeinde Büchen

Das gelte jedoch auch für die Finanzierung. „Rund die Hälfte der Kosten fällt auf die Gemeinde Büchen“, mahnt Gladbach. „Und dies in einer Situation, in der der Kreis unseren Gemeindehaushalt nur unter Auflagen genehmigt hat, verbunden mit einer reduzierten Kreditaufnahme der Gemeinde.“

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Wie die Fraktionsvorsitzenden von ABB, CDU und SPD sieht auch Büchens Bürgermeister die aktuelle Entwicklung als Chance. Für eine beabsichtigte Aufstockung würde ein Bebauungsplan notwendig, so Dennis Gabriel. Außer für das Bürgerhaus könne damit ein Rahmen für die weitere Entwicklung auf und um den Bürgerplatz geschaffen werden, etwa für weitere Ärzte und Gaststätten.

Bürgermeister: Ärztehaus und Gastronomie neu planen

„Es gibt Gastronomen, die sich vorstellen können, dort zu investieren, wo bislang die Bürgerstube steht“, berichtet Gabriel. Doch dies sei von verschiedenen Faktoren abhängig, der Größe eines möglichen Neubaus, „den Mieten und auch den Parkplätzen“.

Eines sei aus seiner Sicht allerdings bereits sicher: „Die rund zehn Jahre alten Planungen für ein Ärztehaus anstelle der Bürgerstube werden wir so nicht hernehmen können.“ Für das B-Planverfahren rechnet Gabriel mit voraussichtlich zwei Jahren bis zum Abschluss.