Büchen. ABB-Fraktion fordert bessere Kostenkontrolle. Büchens Bürgermeister hält dagegen: Politische Entscheidungen treiben Preisspirale.

Explodierende Baukosten haben in den vergangenen Jahren in Städten und Gemeinden massiven Ärger ausgelöst. Wenige Vorhaben wurden aufgegeben, manche Projekte vertagt, wieder andere wurden gestoppt, um sie abzuspecken. Dass zeitliche Verzögerungen die Preise weiter emporschnellen ließen, sorgte vielerorts für Unfrieden. In Büchen werfen die Aktiven Bürger Büchen (ABB) Bürgermeister Uwe Möller vor, er habe das Planungs- und Kostenmanagement nicht im Griff. Doch der Kritisierte wehrt sich: Mit ihren Entscheidungen trage die Politik erhebliche Mitverantwortung an den Mehrkosten.

Kosten: ABB-Fraktion und Bürgermeister weisen sich gegenseitig Schuld zu

Ein Vorhaben ist vom Tisch. Die Idee, auf dem Bürgerplatz die Bürgerstube zu einem Jugendzentrum umzubauen, hat die Politik gestoppt. In einer ersten Schätzung hatte eine Architektin den von der ABB formulierten Wunsch auf gut 300.000 Euro taxiert. Als sich das Vorhaben schließlich auf 750.000 Euro addierte, zog die Politik die Notbremse.

Bürgermeister Möller zeigt sich von dieser Kostenentwicklung nur mäßig überrascht: „Wer eine solche Umnutzung in einem Gebäude aus den 1980er-Jahren realisieren will, muss damit rechnen, dass viele Installationen erneuert werden müssen, so etwa die Elektrik.“

Büchens Bauhof deutlich abgespeckt realisiert

Deutlich weiter gediehen war der Bau des neuen Bauhofes, bis Büchens Politik die Ampel dafür auf Rot stellte. Am Anfang mit rund 1,6 Millionen Euro veranschlagt, ergab die Ausschreibung eine tatsächliche Bausumme von 2,4 Millionen für das geplante Projekt. Die Ausschreibung wurde aufgehoben, die Politik beschloss einen Kostendeckel von 1,8 Millionen Euro und die Umplanung. Ergebnis: Das abgespeckte Vorhaben wurde im Kostenrahmen fertiggestellt.

Bürgermeister Uwe Möller (r.) und Bürgervorsteher Axel Bourjau auf der Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal.
Bürgermeister Uwe Möller (r.) und Bürgervorsteher Axel Bourjau auf der Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Über ein Projekt hat jüngst die Gemeindevertretung in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl entschieden. Nach langem hin und her erhält das Feuerwehrgerätehaus Büchen jetzt doch den lange geplanten Anbau. Die Kosten hatten sich über die Jahre von zunächst 1,8 Millionen auf deutlich mehr als 3 Millionen Euro fast verdoppelt. Über Planung und Genehmigungsverfahren war reichlich Zeit ins Land gegangen.

Feuerwehr-Anbau erst nach langen Diskussionen

Die CDU sorgte dann im Frühjahr mit ihrem Vorstoß, besser einen Neubau an anderer Stelle zu planen, für weitere Diskussionen. Inzwischen sind die voraussichtlichen Kosten für die Modernisierung des alten Gebäudes und den Anbau auf gut vier Millionen Euro weiter gestiegen.

„Obwohl es als Politiker schwerfällt, solche Kostensteigerungen zu akzeptieren, hat die Gemeindevertretung einstimmig den Anbau beschlossen“, sagt Markus Räth, Vorsitzender der ABB-Fraktion. Allein mit der Preisentwicklung auf dem Baumarkt sei die Entwicklung aber nicht zu begründen, so der Unternehmer und Chef der Kreishandwerkerschaft. Kostensteigerungen müssten über die Jahre fortgeschrieben werden: „Hier hat es zunächst unverändert geheißen, die Kosten lägen bei 1,8 Millionen Euro“, zum Schluss sei dann das böse Erwachen gefolgt.

Preisentwicklung über Jahre nicht aktualisiert?

Probleme im alten Feuerwehrgebäude und nicht zuletzt eine wachsende Zahl versagender Tore haben nicht nur zur Kostensteigerung beigetragen. Sie und steigender Unmut in der Feuerwehr haben allen Verantwortlichen vor Augen geführt, dass das Vorhaben keine weiteren Verzögerungen mehr duldet.

Deutlich weiter auseinander liegt die Wahrnehmung im Fall der neuen Sporthalle. Von Seiten der ABB wird kritisiert, dass das Projekt bislang nicht ausgeschrieben ist. Und: Der Bürgermeister habe in den Planungen den Kostenrahmen aus den Augen verloren.

„Die Dinge sind komplex, wir leben in Krisenzeiten. Wir fordern, dass uns die Verwaltung nach den Beschlüssen planbare Kosten aufzeigt, sodass nicht immer wieder die Reißleine von der ABB gezogen werden muss“, sagt Gemeindevertreter Stefan Dreschke.

Wenn eine Sporthalle zur Veranstaltungshalle mutiert

Für den von der ABB genannten Preis lasse sich nur eine normale Einfeldhalle bauen, hält Möller dagegen. Von der Politik sei jedoch einstimmig eine Halle mit Veranstaltungsfunktion favorisiert worden, so der Bürgermeister: „Entsprechend der Vorgabe wurde ein Planer beauftragt.“ Damit bis zu 600 Menschen die Halle gleichzeitig besuchen dürfen, ist ein erheblicher Mehraufwand notwendig.

Der beginnt bei größeren Toren und breiteren Fluchtwegen, erfordert mehr Sanitärräume und Toiletten, umfasst eine leistungsfähigere Be- und Entlüftung und endet noch nicht bei höheren Anforderungen an Brandschutz und Gebäudedämmung. Als am Ende eine Entscheidung über ein 4,8-Millionen-Euro-Projekt anstand, verweigerte die Politik die Zustimmung.

Hallenbau wird erst nach Überplanung ausgeschrieben

Bevor an eine Ausschreibung zu denken sei, müsse nun komplett umgeplant werden, das dauere, stellt Möller klar. Und: In die inzwischen von der Politik gestoppten Planungen für eine Sport- und Veranstaltungshalle seien bereits rund 200.000 Euro geflossen.

Für Büchen reiche eine zusätzliche normale Sporthalle, meint Räth, der sich freut, dass er für diese Einschätzung schließlich auch eine politische Mehrheit gefunden hat. Die benachbarte Mehrfeldhalle lasse sich gut für größere Veranstaltungen in Büchen nutzen: Dies habe zuletzt die Vorstellung der drei Bürgermeisterkandidaten vor rund 200 Zuhörern gezeigt.