Schwarzenbek/Büchen. Für 2027 müssen Bahnanlieger zwischen Schwarzenbek und Büchen mit deutlich mehr Güterverkehr rechnen. Dauerhaft soll er anders fließen.

Geht es nach den Wünschen der Hansestadt Lübeck, muss der Kreis Herzogtum Lauenburg für die kommenden Jahrzehnte mit mehr Güterverkehr auf dem Wasser, vor allem aber auf der Schiene rechnen. Lübeck drängt unter anderem auf einen Ausbau der bislang eingleisigen Bahntrasse Lübeck–Büchen–Lauenburg–Lüneburg. Und macht sich zugleich dafür stark, für den Verkehr auf dem Elbe-Lübeck-Kanal den Bau eines passenden Schiffstyps zu fördern. Im Kreis stoßen einige Wünsche der Ostsee-Metropole auf Vorbehalte.

Ob und wann mehr Güterzüge rollen, lässt sich nicht sicher sagen, ist vor allem stark davon abhängig, über welche Trassenabschnitte gesprochen wird. Nach derzeitigem Planungsstand müssen Bahnanwohner in Ratzeburg und Mölln wie auch in Büchen und Schwarzenbek damit rechnen, dass durch ihre Orte 2027 deutlich mehr Güterzüge rollen werden: Ein halbes Jahr lang wird die Hauptgütertrasse zwischen Hamburg und Lübeck für den notwendigen Ausbau gesperrt, sollen Güterzüge durch das Kreisgebiet umgeleitet werden.

Mehr Güterzüge durch den Kreis Herzogtum Lauenburg

Neben einer Grundsatzentscheidung zu einer Mobilitätsstrategie für 2035 steht das Lübecker Papier im Mittelpunkt der nächsten Sitzung des Ausschusses für Regionalentwicklung und Mobilität (27. Februar, 17.30 Uhr, Feuerwehrzentrale Elmenhorst). Grundsätzlich solle die Rolle Lübecks in der Region unterstützt werden, herrscht weitgehend Einigkeit zwischen Kreisverwaltung und Politik.

Doch liegt es in der Natur der Sache, dass die frühere „Königin der Hanse“ für die eigenen Belange kämpft. Vor allem, dass ihr Hafen nicht weiter an Bedeutung verliert, wenn künftig weit mehr Güter auf dem Schienenweg über die neue Fehmarn-Belt-Querung statt über den Seeweg und damit auch über den Hafen Lübeck von und nach Skandinavien transportiert werden. Die Stadt steht mit ihren Überlegungen in Konkurrenz zu anderen Häfen etwa in Kiel, Rostock oder auch Sassnitz auf Rügen.

Die Verantwortlichen der Hansestadt werben derzeit bei ihren Nachbarn um Unterstützung. Ihr Ziel: Den Lübecker Hafen zu einer Logistik-Drehscheibe mit verbesserter Anbindung an einen leistungsfähigen Schienenverkehr und einen besser nutzbaren Elbe-Lübeck-Kanal (ELK) zu machen.

Rumpeln bald überlange Güterzüge durch den Kreis?

Die Lübecker wollen eine verbesserte Schienenanbindung für Güterzugverkehr Richtung Osten wie auch nach Süden durch den Kreis Herzogtum Lauenburg. Dort ist die Begeisterung für dieses Vorhaben gering. Weniger weil befürchtetet würde, die Güterzüge könnten den dort verkehrenden Akku-Personenzügen der Firma Erixx Holstein auf der Strecke zwischen Lübeck und Lüneburg Schienenzeiten streitig machen.

„Lange, laute Güterzuge, die durch Orte und die verhältnismäßig dicht besiedelte Region rumpeln, da fehlt mir die Fantasie, wie das zur Zufriedenheit aller geregelt werden soll“, sagt der Ausschussvorsitzende Michael Sauerland. Umso mehr, als viele Güterzüge aus Skandinavien mit bis 700 Meter deutlich länger sind als die in Mitteleuropa üblichen.

Deutsche Bahn drängt auf rasche Fortschritte

Der Christdemokrat favorisiert stattdessen eine Linienführung für den Güterverkehr durch das dünner besiedelte Mecklenburg und dann Richtung Süden durch Sachsen-Anhalt. „Die Nutzung der Osttangente dürfte leichter möglich sein als der Versuch, die eingleisige Strecke im Kreisgebiet zweigleisig auszubauen und voll zu elektrifizieren. Mit hohem Zeitaufwand, langwierigem Genehmigungsprozess und folgenden Gerichtsverfahren“, schätzt Sauerland.

Der Deutschen Bahn ist an einer schnelleren Lösung interessiert. Allerdings vorerst nur für den Abschnitt zwischen Lübeck und Büchen. Dort sollen Güterzüge Richtung Hamburg einfädeln, um Bauarbeiten auf der Hauptstrecke zwischen beiden Hansestädten im Kreis Stormarn zu umfahren.

Die ICE-Strecke Hamburg–Berlin ist schon heute stark ausgelastet. Regionalzüge müssen immer wieder schnellere IC passieren lassen.
Die ICE-Strecke Hamburg–Berlin ist schon heute stark ausgelastet. Regionalzüge müssen immer wieder schnellere IC passieren lassen. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Für einen Komplettausbau der eingleisigen Strecke durch das östliche Kreisgebiet – samt aufwendiger Tunnel- oder Brückenlösung in Büchen – gebe es bislang keine Planungen. Auch einen Auftrag des Eigentümers, also des Bundes, gebe es nicht, hat jüngst die Deutsche Bahn eine Anfrage beantwortet.

Bahnanschluss über Geesthacht bis Lauenburg

Sauerland wirbt dafür, vorrangig den Schienenanschluss von Geesthacht voranzutreiben. Aus Sicht des Kreises sei es wichtiger, den Pendlern in der Region eine Alternative zum eigenen Auto und der langsamen Busanbindung zu bieten. Werde über die Fortführung der alten AKN-Trasse auch Lauenburg angebunden, könne im Gegenzug der öffentliche Busverkehr auf der Strecke Hamburg–Geesthacht–Lauenburg deutlich zurückgefahren oder eingestellt werden.

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Grüne: Die Verkehrswende fordert Kompromisse

Sein grünes Pendant, Rainer Plewe, übt zum Thema Güterschienenverkehr vorerst Zurückhaltung. „Jetzt geht es zuerst einmal darum, dem Landrat grünes Licht für Gespräche mit Lübeck zu geben“, sagt der stellvertretende Ausschussvorsitzende. Sicher sei aber, wer die Verkehrswende wolle, müsse abwägen. Und auch bereit sein, Kompromisse einzugehen.

Das seien keine leichten Entscheidungen für die Grünen, sagt Plewe. „Wir sind prinzipiell für eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und das Wasser.“ Doch ein Ausbau der Bahnstrecke würde neben der Natur auch touristische Highlights im Kreis treffen. „Einen zweigleisigen Ausbau der Strecke etwa durch Mölln, versehen mit hohen Lärmschutzwänden, den sehe ich kritisch.“

Keine hohen Lärmschutzwände quer durch Mölln

Klar sei aber, dass letztendlich der Kreis nur Zuschauer sei. „Beim Elbe-Lübeck-Kanal handelt es sich um eine Bundeswasserstraße. Für die Bahntrasse ist die Deutsche Bahn zuständig und für den regionalen Schienenpersonenverkehr das Land.“