Geesthacht. SPD und FDP wollen die Öffnungszeiten der Geesthachter Stadtbücherei revolutionieren. Was genau geplant ist.
Ausleihen rund um die Uhr: Die Geesthachter SPD und FDP wollen die Öffnungszeiten der Stadtbücherei revolutionieren. Das Konzept der Offenen Bücherei, die auch außerhalb der mit Personal besetzten Zeiten zugänglich ist, solle auch in Geesthacht eingeführt werden, so der Vorstoß. „Die SPD und FDP schlagen vor, dieses Konzept auch in Geesthacht umzusetzen und einen entsprechenden Prüfauftrag zu beschließen“, lautet der Antrag, der am 20. Februar für den Ausschuss für Bildung und Sport vorgesehen ist.
So soll Verwaltung die technischen und strukturellen Voraussetzungen für die Erweiterung der Öffnungszeiten ermitteln, eine Kostenschätzung für die Umsetzung abgeben sowie mögliche Fördermittel herausfinden und einen möglichen Zeitplan vorlegen. Und das alles rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen, „damit Haushaltsmittel für die Umsetzung für 2025 eingeworben werden können“.
Geesthacht: Öffnungszeiten der Stadtbücherei sollen revolutioniert werden
„Die Anpassung der Öffnungszeiten würde die Stadtbücherei als fortschrittliche und zeitgemäße Einrichtung in Geesthacht positionieren. Dies stärkt das Image der Stadt als eine, die sich den Bedürfnissen ihrer Bürger und Bürgerinnen anpasst“, so der Wortlaut des Antrages. 46.000 Medien stehen zum Ausleihen zur Verfügung.
Zudem versprechen sich SPD und FDP neben den Vorteilen gerade bei zeitlich eingeschränkten Nutzern Vorteile auch für das Personal, „um sich der Organisation und Durchführung von kulturellen Veranstaltungen, Lesungen und anderen bindungsfördernden Aktivitäten zu widmen. Dies würde die Rolle der Bibliothek als kulturelles Zentrum in Geesthacht stärken“, heißt es.
Technik würde Öffnungszeiten erweitern, statt sie zu verkürzen
Ein wichtiger Hintergrund für den Vorstoß ist die nach wie vor angespannte Personalsituation in der Stadtbücherei. Mittlerweile befindet sich zudem Leiterin Amelie Kroll im Mutterschutz. Die Öffnungszeiten wurden im August verkürzt, als Reaktion auf die dünner gewordene Personaldecke. Aktuell sind die Öffnungszeiten: Montag und Sonnabend jeweils von 10 bis 13 Uhr, dienstags 10 bis 13 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr, donnerstags 10 bis 13 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr, freitags 10 bis 13 Uhr sowie 14 bis 16 Uhr, mittwochs ist geschlossen.
Mit dem Einsatz von Technik ließen sich die Öffnungszeiten dagegen erweitern, statt sie verkürzen zu müssen, meinen SPD und FDP. Die Anregung stammt von Dennis Weber (SPD), der das Konzept bei einer Bücherhalle im Hamburger Norden gesehen hatte. Auch die Bücherei in Bergedorf ist mittlerweile außerhalb der normalen Öffnungszeiten betretbar, wenn auch nicht rund um die Uhr.
Ist die Stadtbücherei in Plön ein Vorbild für Geesthacht?
„FlexiBib – Öffnungszeit ohne Fachpersonal“, heißt das Motto in Hamburg. Eine Einschränkung gibt es. Der Zutritt wird nur volljährigen Mitgliedern der Bücherei eingeräumt. Sie müssen sich dafür die Karte freischalten lassen, können dann ab 7 Uhr und bis 22 Uhr deutlich länger die Angebote nutzen. Sonntags ist geschlossen.
Morgens bereits ab 6 Uhr und zudem auch am Sonntag gibt es Zugang in die Plöner Stadtbücherei. Sie ist eine der Büchereien in Schleswig-Holstein, die nach Recherchen der SPD ein Vorbild für Geesthacht sein könnte. So sollen die erweiterten Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr diesem Beispiel folgen, so der Antrag. „In Plön wurden gute Erfahrungen gemacht“, weiß Christine Backs (SPD). So seien die Öffnungsstunden um 256 Prozent gesteigert worden.
Alle Besucher gaben Zustimmung, von Überwachungskameras gefilmt zu werden
Die Plöner waren damals die erst dritte Bücherei in Schleswig-Holstein, die Fördermittel für diese Erweiterung beantragt hatten. Das Angebot gibt es seit Oktober 2020, der Umbau ging schnell. Mittlerweile wird die Offene Bücherei auch in Norderstedt, Glücksburg und Büsum angeboten. Das Konzept ist in Dänemark weit verbreitet, dort hatte es auch die Plöner Büchereileiterin Nicola Schöpke kennengelernt. Sie habe das Thema dann an den damaligen Bürgermeister herangetragen, der begeistert gewesen sei.
Der Zugang zur Bücherei erfolgt über das Scannen der Büchereikarte am Kartenleser vor der Eingangstür, so lässt sich die Tür öffnen. Gleichzeitig werden Lesernummer und Zeitpunkt registriert. Das Ausleihen und die Rückgabe von Medien erfolgt über den Selbstverbuchungsautomaten. Für die Sicherheit sorgen Videokameras, die aufgezeichneten Daten werden nach einer Woche gelöscht. Im Nutzvertrag steht die Einwilligung, während des Aufenthaltes gefilmt zu werden. Das klappt. „Bisher wurde weder etwas gestohlen noch gab es Vandalismus“, berichtet Nicola Schöpke.
Zur Geisterstunde durch das Regal mit den Gruselbüchern schmökern
Zeitliche Einschränkungen müssten generell eigentlich gar nicht sein, meint Büchereileitern Nicola Schöpke. 24 Stunden lang in die Räume zu kommen, sofern vor Ort gewünscht, sei eine Sache, die sich über die Programmierung am PC sicher regeln ließe. Sich zur Geisterstunde durch das Regal mit den Gruselbüchern zu schmökern, eigentlich spricht nichts dagegen. Dass die Plöner es nicht machen, liegt eher an pragmatischen Überlegungen. „Eigentlich stünden nur die Stromkosten dagegen. Wir haben gemerkt, dass zwischen 21 und 22 Uhr kaum noch jemand kommt“, sagt Nicola Schöpke.
Sie hat neben den Vorteilen für die Nutzer auch einen positiven Effekt für die Bücherei bemerkt. Da auch hier der erweiterte Zugang erst ab 18 Jahren möglich ist, wurden viele Anmeldungen von Erwachsenen registriert. Eltern nämlich, die das Bücherei-Angebot bisher über die Karten ihrer Kinder genutzt hatten und nun eigene Karten beantragten, um die neuen Zeiten nutzen zu können.
Bleibt die Frage, wer die neue Technik finanziert. „Etwa 75 Prozent der Gesamtsumme für den Umbau sind bezuschusst worden, die Stadt hatte nur 25.000 Euro dazu bezahlt“, erinnert sich Nicola Schöpke.
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So teuer dürfte es für Geesthacht nicht werden. Die Plöner starteten in Sachen digitalem Umbau fast bei null, in der Geesthachter Stadtbücherei dagegen stehen seit Dezember 2019 bereits die Automaten für die Selbstverbucher, dort sind die Medien mittlerweile auf das digitale Ausleihen präpariert. „Eigentlich benötigt man in so einem Fall nur jemanden, der die Kameras anschraubt und den PC und die Tür programmiert“, ermuntert Nicola Schöpke die Geesthachter salopp.