Geesthacht. Stadtwerke fördern Elektromobilität und erweitern Ladeinfrastruktur in der Stadt. Wo Nutzer ihren Wagen aufladen können.
Seit der vergangenen Woche ist die E-Lade-Station auf dem Parkplatz hinter der Post (zwischen Neuer Krug und Querstraße) wieder nutzbar. Zuvor war der Standort über ein Jahr lang außer Betrieb. Nun haben die Stadtwerke Geesthacht eine neue Ladesäule installiert, an der zwei Elektrofahrzeuge mit jeweils 22 Kilowatt (kW) gleichzeitig geladen werden können. Damit nicht genug: In diesem Jahr erweitern die Stadtwerke die vorhandene öffentliche Ladeinfrastruktur um acht Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten – darunter auch erstmals zwei sogenannte Schnelllader à 200 kW.
Die Schnellladesäulen, an denen der Akku bereits nach rund einer Viertelstunde zu 80 Prozent aufgeladen ist, werden auf dem Parkplatz der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (Mühlenstraße 85) sowie auf dem städtischen Parkplatz hinter dem Rewe-Center, der von der Bergedorfer Straße (Höhe Hausnummer 65, California Pizza-Service) zu erreichen ist, stehen. Zudem kommen zu den 14 Normalladern sechs weitere hinzu (siehe Grafik). Hier sollte der Akku nach etwa drei Stunden zu 80 Prozent geladen sein. „Die Dauer hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie variiert je nach Fahrzeugmodell, Außentemperatur und Temperatur der Batterie“, sagt Tim Liebstreich von den Stadtwerken.
Elektromobilität: Geesthacht bekommt erste Schnellladesäulen für E-Autos
200.000 Euro kostet die Erweiterung der klimafreundlichen, emissionsfreien Mobilität in der Region Geesthacht, die ab dem Sommer beginnen soll. Rund die Hälfte davon wird über Fördermittel finanziert. Die Ladekapazität der Stadtwerke hat sich in Geesthacht in den vergangenen drei Jahren mehr als verachtfacht: In 2020 waren es noch 10.400 kWh – in 2023 bereits 85.500 kWh. Am häufigsten wird die Ladesäule in der Norderstraße (Haspa-Parkplatz) genutzt.
Mit allen gängigen Karten, etwa von Shell, EnbW, PlugSurfing, Elli oder der Geesthachter Stadtwerke, können Autos im Stadtgebiet geladen werden. Die Preise variieren zwischen den Anbietern und je nachdem welcher Tarif gebucht ist. Die Preise für das AC-Laden (Wechselstrom) bis zu 22 kW liegen meist zwischen 50 und 60 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Somit würde eine volle Ladung eines Fahrzeuges nach Angaben der Stadtwerke mit einem Akku von 58 kW zwischen 30 und 35 Euro kosten. „Damit soll ein VW ID3, den wir fahren, nach Angaben des Herstellers 425 Kilometer weit fahren können“, sagt Tim Liebstreich.
Nur 3,2 Prozent der Autos im Herzogtum fahren elektrisch
Bis die zehn Millionen Elektrofahrzeuge angemeldet sind, die die Bundesregierung zum Erreichen der Klimaziele bis 2030 anstrebt, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Unter den circa 48,8 Millionen Fahrzeugen in Deutschland gab es nach Angaben des Center of Automotive Managements (CAM) am 1. Januar 2023 rund 1,5 Millionen E-Autos. Bis Oktober 2023 kamen demzufolge etwa 425.000 weitere E-Autos hinzu. Das entspricht 18 Prozent aller Zulassungen in dem Zeitraum. Allerdings seien 60 Prozent der E-Autos gewerblich oder dienstlich genutzt.
Das Verhältnis zwischen herkömmlichen Verbrennern und E-Autos im Kreis Herzogtum Lauenburg ist ähnlich. Unter den 120.514 zugelassenen Pkw in der Zulassungsstelle Lanken waren am 9. Februar 2024 „nur“ 3849 E-Pkw (inklusive Hybridfahrzeuge), teilte die Kreisverwaltung auf Anfrage mit. Das entspricht etwa 3,2 Prozent. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte kostet ein E-Auto durchschnittlich 42.000 Euro und damit knapp 11.000 Euro mehr als ein Verbrenner. Die Förderung durch den Bund ist ausgelaufen.
Für den Ausbau der Ladeinfrastruktur gibt es finanzielle Zuschüsse, die auch die Stadtwerke Geesthacht in Anspruch nehmen. Deutschlandweit sind es rund 100.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Allerdings sollen es bis 2030 eine Million sein. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht die Standorte. In Geesthacht befinden sie sich in der Regel bei Automobilhändlern (siehe Grafik). Auch am GITZ im Industriepark Grüner Jäger gibt es zehn Stück.
CDU Geesthacht begrüßt Maßnahme der Stadtwerke
Die CDU Geesthacht begrüßt den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur als wichtigen Schritt, um den CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor bis 2030 um 48 Prozent zu senken. „Nicht zuletzt durch den Beschluss der Standortsicherung von möglichen Ladepunkten im Energieausschuss wurde dies möglich“, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Björn Reuter betont.
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Allerdings gebe es bei der Umsetzung des Masterplans „Ladeinfrastruktur II“ der Bundesregierung einige Herausforderungen. Vom Stromnetzausbau, über die Ladeinfrastruktur für E-Nutzfahrzeuge, bis hin zum Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG), in dem auch Gebäude vorausschauend mit ausreichender Ladeinfrastruktur auszurüsten oder notwendige Voraussetzung zu schaffen sind.
„Wohnungseigentümergemeinschaften sind zwar verpflichtet, den Einbau von Ladepunkten zu ermöglichen, dies birgt allerdings in der Praxis oft Schwierigkeiten, da die Installation mit hohen Kosten und Verwaltungsaufwand verbunden sein kann“, schreibt die CDU. Umso wichtiger sei es, die öffentliche Ladeinfrastruktur, vor allem in Wohnquartieren, beim Einkaufen oder am Arbeitsplatz zu verbessern.