Ratzeburg. Betrüger unterscheiden immer weniger nach Jung und Alt: Derzeit sind sie mit ihren Tricks wieder im Kreis Herzogtum Lauenburg aktiv.
Kaum ein Monat vergeht, in dem im Herzogtum Lauenburg keine Anzeigen zu Schockanrufen und versuchten Enkeltrickbetrügereien bei der Polizei eingehen. Auffällig: Vermehrt sind jüngere Menschen das Ziel der Betrüger. Aktuell im Fokus der Kriminellen sind die Stadt Ratzeburg und das Umland, teilt die Polizeidirektion mit. Und warnt zugleich: Die Täter haben ihre Strategie geändert. Sie wählen nicht ausgesuchte, sondern möglichst viele Menschen an, deren Telefonnummern sie sich verschaffen können. Dann ziehen sie weiter, kommt die nächste Region, das nächste Telefonbuch an die Reihe.
Eines hat sich kaum geändert: Die Anrufer zielen darauf ab, ihre Gesprächspartner mit häufig abenteuerlichen Geschichten dazu zu bewegen, ihnen größere Geldsummen zu überweisen oder auch Geld oder Schmuck persönlich zu übergeben.
Schockanrufe im Herzogtum: Betrüger ändern ihre Strategie
Mal ist es der Enkel, dem nach einem schweren Autounfall Gefängnis drohe, wenn keine hohe Kaution für ihn hinterlegt werde. Mal ist es die entfernte Nichte, die im Ausland schwer erkrankt sei und eine teure medizinische Behandlung benötige. Oder der Freund der Enkelin, der im Ausland im Gefängnisse sitze, weil ihm Drogen untergejubelt worden seien.
Viele Behauptungen sind so abenteuerlich, dass ihr Wahrheitsgehalt schon beim zweiten Blick auf null sinkt. Damit die Angerufenen erst gar nicht dazu kommen, selbst darüber nachzudenken oder Rat einzuholen, setzen viele Anrufer die Opfer massiv unter Zeitdruck: Wenn nicht umgehend gezahlt werde, verstreiche die Frist für eine lebensrettende Operation oder der Termin für eine Kautionszahlung, um einen Gefängnisaufenthalt abzuwehren.
Nach Unfall droht in Deutschland keine U-Haft
Viele derartige Anrufe seien zu erkennen, weil gemachte Angaben in mehrfacher Hinsicht falsch sind, rät Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg, zu Umsicht. Anders als etwa in den USA sei in Deutschland das Erheben einer Kaution zur Vermeidung eines Gefängnisaufenthaltes nicht Praxis. Mehr noch: „Ein Unfallfahrer oder eine Fahrerin bleiben in aller Regel auf freiem Fuß.“ Es sei denn, gegen die Person bestehe bereits ein Haftbefehl, „oder der Unfall wird als Mordversuch gewertet“.
Die meisten Angerufenen reagieren richtig
Aktuell erreichen die Kripo Ratzeburg vermehrt Hinweise auf sogenannte Schockanrufe durch falsche Polizeibeamte, weiß Kollegin Sandra Kilian. Nach Einschätzung der Kripo mit bislang wenig Erfolg: „Nach derzeitigem Ermittlungsstand reagierten die Angerufenen richtig, indem sie das Gespräch misstrauisch selbst beendeten und die richtige Polizei informierten.“
Sandra Kilian rät, sich nicht am Telefon einschüchtern zu lassen, derartige Gespräche rasch zu beenden und umgehend die Polizei zu informieren. Fremden gegenüber sollten niemals Angaben zu den eigenen Lebensumständen oder Vermögensverhältnissen gemacht werden. Und besonders wichtig: „Die Polizei fordert niemals Geld, Schmuck oder sonstige Wertgegenstände.“
Falsche Polizisten ergaunern Bargeld und Schmuck
Ein immer wieder versuchter Trick: Ein angeblicher Polizeibeamter teilt mit, im Zusammenhang mit einem Einbruch sei ein Zettel gefunden worden, auf dem die Adresse des Angerufenen stehe. Übergibt derjenige später Bargeld oder Wertgegenstände an einen angeblichen Polizisten, um sie vor einem potenziellen Einbrecher in Sicherheit zu bringen, ist vor allem eines sicher: Geld oder Schmuck sind weg.
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Aus Namen lässt sich immer weniger aufs Lebensalter schließen
Vor Schockanrufen sind auch jüngere Menschen nicht sicher, wissen die Beamtinnen. Viele Betrüger machen sich inzwischen auch gar nicht mehr die Mühe, in Telefonbüchern nach Vornamen Ausschau zu halten, die auf einen Menschen mit höherem Lebensalter schließen lassen könnten. Fischer: „Namen wie Paul und Paula sind wieder beliebt. Sie sind aktuell kein sichererer Hinweis auf das Lebensalter.“