Lauenburg. Ausbildungsbetriebe gehen ungewöhnliche Wege, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auszubildende verdienen mehr, als viele glauben.
Wenn kleine Kinder gefragt werden, was sie einmal werden möchten, dann ist es heute dies, morgen das. Schließlich gibt es so viele spannende Möglichkeiten, und alles scheint ihnen möglich. Doch wenn sich die Schulzeit dem Ende zuneigt, rückt die Entscheidung näher. An der Albinus-Gemeinschaftsschule haben die jährlichen Berufsinformationstage Tradition. Am Dienstag und Mittwoch, 16. und 17. Januar, haben sich im Forum der Schule potenziell Arbeitgeber der Region vorgestellt. Rund 20 Firmen nutzten in diesem Jahr die Möglichkeit, auf sich als Ausbildungsbetrieb aufmerksam zu machen, denn der Fachkräftemangel macht vor kaum einer Firma halt.
Die Generation der Eltern heutiger Schulabgänger musste sich noch Sorgen machen, eine Ausbildungsstelle zu ergattern. Heutzutage hat sich das Blatt gewendet. Zu Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres gab es in Deutschland 256.000 freie Ausbildungsplätze. Die Firmen, die sich auf der Messe „Berufe. Vielfalt. Hautnah.“ präsentierten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Großunternehmen wie die Lauenburger Mewa oder Fette Compacting aus Schwarzenbek waren ebenso vertreten wie kleine Handwerksbetriebe und Pflegeeinrichtungen aus der Region.
Slogan gegen Fachräftemangel: „Schock‘ deine Eltern, mach ‘ne Ausbildung im Gastgewerbe“
Um Aufmerksamkeit zu erregen, ließen sich die Firmen allerhand einfallen. Wer wollte, konnte seine Talente und Stärken per Kurztest ermitteln oder den Traumjob per Fragerunde einem Realitätscheck unterziehen. „Schock‘ deine Eltern, mach ‘ne Ausbildung im Gastgewerbe“ – mit diesem Slogan warb das Hotel und Restaurant „Bellevue“ um künftige junge Mitarbeiter. Hotelier Thomas Timm spielte damit augenzwinkernd mit klassischen Klischees seiner Branche.
Geistert doch vielfach immer noch das Bild von cholerischen Küchenchefs in den Köpfen, die mit Bratpfannen nach den Azubis werfen. Abgesehen davon, dass die mittlerweile ausgestorben sein dürften, ist eine Ausbildung in der Gastronomie durchaus auch finanziell attraktiv. Aktuell verdient ein Koch im dritten Lehrjahr 1171 Euro. Zum Vergleich: Beim Kraftfahrzeugmechatroniker sind es 1014 Euro, beim Augenoptiker 859 und beim Maurer 1491 Euro.
Tourismusexperten des Kreises fördern Berufsnachwuchs
Diese originelle Ansprache traf ganz den Nerv von Carina Jahnke am Stand der Herzogtum Lauenburg Marketing & Service GmbH (HLMS). Das Tourismusunternehmen des Kreises wirbt seit Jahren für neue Wege, um dem Fachkräftemangel gerade in der Gastrobranche zu begegnen. Im vergangenen Jahr veranstaltete die HLMS erstmals einen Berufskundetag im Kreis, der zur Tradition werden soll.
Dass die HLMS an Berufsmessen in Schulen teilnimmt. liegt auch daran, dass in der gesamten Tourismusbranche Fachkräftemangel herrscht. Auf unterschiedlichen Veranstaltungen der Berufsorientierung präsentiert sich die HLMS regelmäßig gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg und dem Berufsbildungszentrum Mölln, um für die vielfältigen Berufe des Gastgewerbes und des Tourismus zu werben.
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Traumjob im Realitätscheck: das Berufspraktikum
Seit 2009 veranstaltet die Albinus-Gemeinschaftsschule jeweils zu Jahresbeginn die Berufsinformationstage. Es gibt keine Zahlen darüber, in wie viel Fällen der erste Kontakt tatsächlich in ein Ausbildungsverhältnis gemündet ist. Eine weitere Orientierung dürften die Berufspraktika geben, von Ende Januar bis Anfang Februar für die 9. und 12. Klassen der Albinus-Gemeinschaftsschule vorgesehen sind.
In den vergangenen Jahren war es nicht immer leicht für die Jugendlichen, einen Praktikumsplatz zu ergattern, insbesondere in der Branche, in der sie sich eine berufliche Zukunft vorstellen konnten. Doch auch hier scheint es langsam ein Umdenken in den Unternehmen zu geben. Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer hatte im vergangenen Jahr jeder zweite Ausbildungsbetrieb Praktikumsplätze für Schüler bereitgestellt.