Ratzeburg/Lauenburg. Wenn angemeldete Bauern-Demos abgesagt werden, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass ihre Traktoren auf den Höfen bleiben.
Eine ursprünglich für Freitagabend, 12. Januar, angemeldete Demonstration protestierender Bauern zwischen Groß Sarau und Ratzeburg wurde am Vortag abgesagt. Die Ansage, damit werde den Bürgern ein Tag Pause gegönnt, bevor es am Wochenende auf den Straßen richtig eng wird, hat nicht alle überzeugt. Mussten doch Freitag Pendler Treckerkolonnen im Kreisgebiet passieren lassen, deren Fahrer zwar nicht vordringlich im Herzogtum demonstrieren wollten, sich aber Richtung Kiel auf den Weg gemacht hatten.
Neue Proteste und Staus am Wochenende
Im Herzogtum sind erneute Proteste beziehungsweise Verkehrsbehinderungen am Wochenende absehbar. Obwohl eine Anmeldung für Sonntag inzwischen ebenfalls abgesagt wurde. Die Anmelder haben umdisponiert, heißt es dazu aus dem Kreishaus.
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Für Sonnabend dagegen ist in der Zeit von 10 bis 16 Uhr eine Protestfahrt angemeldet. Zwischen Ratzeburg (Vorstadt) und Lübeck sind auf B207/B208 landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs. Das Ziel ist eine erneute Demonstration in der Hansestadt. Doch auch auf Hin- und Rückweg sei mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen, warnt der Kreis.
Staus auf dem Weg nach Lübeck
Innerhalb Schleswig-Holsteins kann es reichen, dass die Ordnungsbehörde eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt informiert wird, auch wenn Nachbarregionen betroffen sind. „Das regeln Landesgesetze“, bestätigt Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises.
Landesgrenzen überschreitender Protest stellt tatsächlich besondere Anforderungen, wenn es etwa nach Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Niedersachsen gehen soll. Ein Grund: Der Einsatz der jeweiligen Polizeikräfte, um eine solche Demonstration zu begleiten, ist Sache der jeweiligen Bundesländer.
Großdemo Berlin: Manche Teilnehmer fahren Bus, andere Trecker
Am Montag haben die Protestierer die angekündigte Großdemo am Brandenburger Tor in Berlin als Ziel. Veranstalter ist der Deutsche Bauernverband. „Allein aus Schleswig-Holstein rechnen wir mit mindestens 1000 Teilnehmern“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer der Kreisbauernverbände Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Viele werden sich mit eigens organisierten Bussen auf den Weg machen.
Wer im Herzogtum mit den Trecker startet, tut dies bereits Sonntag gegen Mittag, „voraussichtlich über die Bundesstraße 5“, so Koll. Es ist eine Übernachtung geplant. Von Sammelpunkten am Rande Berlins soll der Protest dann in die Stadt rollen. Als Redner werden neben anderen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen wie auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) erwartet.