Geesthacht. Senior (68) wird seit Wochen mit Mahnungen für angebliche „erotische Dienstleistungen“ drangsaliert. Das rät die Verbraucherzentrale.

Als das Postverteilungszentrum auf seinem Handy anrief, dachte sich der ältere Geesthachter nichts dabei. Die Post hätte vor Tagen einen Einschreibe-Abholschein verschickt, auf den er sich noch nicht gemeldet habe. Jetzt wollte der Mann am anderen Ende der Leitung zur Sicherheit die Adresse abgleichen. Und tatsächlich, die genannte Hausnummer lag um neun Nummern daneben. „Ich hatte gerade erst mit der Post wegen einer Zustellung dreimal Kontakt und dachte mir nur, das ist ja wieder typisch“, sagte der Senior, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Denn seit diesem Anruf Ende Oktober wurde und ist er Angriffen von Betrügern ausgesetzt, auf deren Masche er aufmerksam machen möchte. Er steckt in einer Telefonsex-Falle aus Tschechien.

Nur vier Tage nach dem Anruf erhielt er eine SMS mit einer Zahlungsaufforderung über 90 Euro. Er hätte im Juni telefonisch eine erotische Dienstleistung in Anspruch genommen, für die er jetzt bezahlen sollte. Sowohl beim Anrufer als auch bei dem SMS-Absender wurden unterschiedliche Mobilfunknummern mit deutscher Vorwahl (+49) angezeigt. Jetzt ahnte der Geesthachter, der sich seiner Unschuld sicher ist, dass es sich um Betrüger handeln muss. „Spamverdacht“ meldete sich dann auch sein Handy, als er besagte Nummern zurückrufen wollte, aber schnell auflegte.

Diese SMS hat der Geesthachter unter anderem bekommen.
Diese SMS hat der Geesthachter unter anderem bekommen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Mahnungen für angebliche erotische Dienstleistungen

Stattdessen ging der Mann zur Polizei. „Ich soll das ignorieren. Und weil mir nichts passiert ist, machte der Polizist nur eine Aktennotiz“, berichtet der 68-Jährige. Später forderten die Betrüger dann schon 140 Euro Mahngebühren. Auch das meldete der Geesthachter bei der Polizei. Schließlich wurde er am Montag, 11. Dezember, ein drittes Mal vorstellig. Diesmal hatte er Post aus Frankfurt erhalten. Absender war wie schon bei den SMS-Nachrichten eine angebliche Firma aus Tschechien: Tework. Nun forderte das Tework-Forderungsmanagement unverzüglich nun schon 270 Euro von ihm.

„Als ich einem Freund davon erzählt habe, hat der mir berichtet, dass sich ein ähnlicher Fall bei ihm über drei Jahren hingezogen hat. Am Ende sollte er 4000 Euro zahlen, dann hat er nichts mehr davon gehört“, sagt der Geesthachter. „Meine Frau ist zwar ganz ruhig, aber mich nervt das und ich bin Herzpatient“, räumt er ein.

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Der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (verbraucherzentrale.sh) sind ähnliche Fälle bekannt. Auch ihrer Internetseite wird von „Dubiosen Mahnungen aus Tschechien für angeblichen Telefonsex“ gewarnt. Die Absender würde verschiedene Firmennamen verwenden wie Novacall, Kawora, Werso oder Madaco. Das Europäische Verbraucherzentrum (evz.de) nennt dazu auch Tework, Easycom und Allround.

„Die Rechnungen und Mahnungen wirken auf den ersten Blick meist seriös: Angegeben sind Telefonnummer, Datum und Uhrzeit des angeblichen Anrufs bei der Telefonsex-Hotline“, schreibt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Bei genauerem Hinsehen fallen formale Fehler aus, bei dem Geesthachter fehlt etwa sein Vorname. Auf der Seite finden Betrugsopfer auch einen Musterbrief, mit dem sie eine unberechtigte Forderung abwehren können. Wer tatsächlich einen Erotikanbieter angerufen hat, so die Verbraucherzentrale, müsse lediglich die Verbindungskosten bezahlen. Weitere Kosten fallen nur an, wenn vorher ein Vertrag abgeschlossen und der Preis festgelegt wurde.