Lauenburg. Das in Lauenburg produzierende Unternehmen setzt auf nachwachsende Rohstoffe. Für welche Entwicklung es jetzt ausgezeichnet wurde.
Die Forderung, „global denken, lokal handeln“ wird mit Blick auf den Schutz von Umwelt und Klima häufig bemüht. Wer dabei allein an die Macht von Verbrauchern denkt, mit geändertem Konsumverhalten ein Umdenken zu erreichen, springt zu kurz. Die Firma Worlée-Chemie wurde gerade zum drittem Mal mit dem Umweltpreis der Wirtschaft ausgezeichnet. Der auch in Lauenburg produzierende Hersteller von Grundstoffen für Lasuren, Farben und Lacke setzt verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe.
Das Unternehmen geht dabei noch einen Schritt weiter, aktuell wird Leinöl durch Leindotteröl ersetzt. Beide sind vielfach gefragt, gelten als wertvolle Nahrungsmittel. Doch es gibt Unterschiede. Während die Leindotter in manchen Regionen Europas bereits in der Jungsteinzeit genutzt wurde, stammt der Lein, die Pflanze, aus deren Samen Leinöl gepresst wird, ursprünglich aus Asien.
Zum dritten Mal: Umweltpreis für Worlée-Chemie aus Lauenburg
Das ist nicht der einzige Unterschied. Produkte mit teils hohen Anteilen von Leinöl sind seit Langem in der Holzpflege erprobt, bietet der Grundstoff doch schon allein gute Eigenschaften, um das natürliche Möbel- und Baumaterial zu schützen. Der Versuch, das häufig aus Übersee exportierte Leinöl durch in Deutschland gewonnenes Öl zu ersetzen, erweist sich als gute Idee.
„Wir haben damit begonnen, in wasserbasierten Holzschutzlasuren Leindotteröl anstelle von Leinöl zu testen, mit gutem Erfolg“, sagt Toine Biemans. „In diesem Einsatzgebiet sind die Eigenschaften sehr ähnlich.“
Soja, Kokos, Sonnenblumen: Viele Pflanzenöle werden genutzt
Neben Leinöl kommen in Worlée-Produktion viele weitere Pflanzenöle zum Einsatz, auch europäisches Sonnenblumenöl. „Sojaöl und Kokosöl müssen dagegen über große Entfernungen eingeführt werden, ebenso Palmöl, das wir aber nur in geringen Mengen einsetzen und das auch nur aus zertifizierter Produktion“, erläutert Biemans. Der Manager ist bei Worlée zuständig für Nachhaltigkeit und wissenschaftliche Partnerschaften.
Worlée setzt schon längere Zeit darauf, verstärkt biologische Grundstoffe aus heimischer Produktion einzusetzen. Neben deutlich kürzeren Transportwegen spielen auch die Produktionsbedingungen im Ausland eine wichtige Rolle. So steht in Südamerika nicht nur Palmöl, sondern auch der Soja-Anbau unter massiver Kritik, wurden dafür doch bereits riesige Urwaldflächen vernichtet.
Leindotter bietet diverse Vorteile, ist aus mehrfacher Sicht nachhaltig
Bereits 2017 hat Worlée mit der Nutzung von Leindotteröl begonnen. „Unser Unternehmen wurde dafür bereits mit einem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet“, erläutert Pressesprecherin Alicia Aschmann. Der Anbau von Leindotter ist gleich in mehrfacher Hinsicht nachhaltig. Die schnell wachsende Pflanze benötigt im Prinzip keine eigenen Anbauflächen, wächst auch auf kargen Boden oder kann als Zwischensaat nach der Getreideernte eingesetzt werden. Bevor die nächste Hauptsaat ausgebracht wird, kann der Leindotter geerntet werden.
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Zudem eignete sich die Pflanze wunderbar für Mischkultur mit Erbsen. Da sie schnell wächst, hält sie ungeliebte Beikräuter niedrig. Und später dient sie den Erbsen als Rankhilfe. „Und nach der Ölgewinnung werden die Pflanzenreste zu Presskuchen verarbeitet, als Viehfutter genutzt“, bestätigt Sprecherin Alicia Aschmann.
Welche Rolle biologische Öle bei Worlée inzwischen spielen, kann schon eine einzige Zahl verdeutlichen. „Über die gesamte Produktion gerechnet, macht ihr Anteil heute etwa 50 Prozent aus“, sagt Toine Biemans.