Lauenburg/Schwarzenbek/Geesthacht. Einen Neubau für einen beschränkten Nutzerkreis sehen manche Bürger kritisch. Grüne fordern, dass der Kreis in die Verantwortung geht.
„Butter bei die Fische“ verlangte jüngst ein Leser unserer Zeitung mit Blick auf die anhaltende Diskussion um eine Schwimmhalle für den Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Der Senior aus dem Lauenburger Umland ist mit seiner Kritik nicht allein. Aus der Politik mehren sich Stimmen, den Ärger der Bürger ernst zu nehmen, ihm zu begegnen. Die Grünen wollen Standortfragen mit Blick auf Zukunftsperspektiven und Nachhaltigkeit diskutieren. Eine Option: das Hallenbad im Lauenburger Industrie- und Gewerbegebiet bauen.
„Wieso wird überhaupt über eine neue Halle diskutiert, wenn die Mehrzahl der Menschen ausgeschlossen bleiben soll?“, fragt dagegen Britta Steiner. „Wenn eine neue Halle nur für Vereine offenstehen soll, bin ich dagegen“, sagt die junge Mutter, die heute mit Mann und Kind in Mecklenburg lebt.
Neues Hallenbad im Lauenburgischen: Kreis will Normalbürger aussperren
Obwohl das frühere Schwarzenbeker Hallenbad kein Spaßbad gewesen ist, habe sie als Kind die Besuche mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder genossen. „Das macht keinen Sinn, wenn einerseits gesagt wird, eine neue Halle sei nötig, damit Kinder das Schwimmen lernen können. Wenn sie andererseits danach keine Möglichkeit haben zu üben, verlernen sie das bis zum nächsten Sommer wieder.“
Solchen Überzeugungen stehen aktuell die Vorgaben des Kreises Herzogtum Lauenburg entgegen. Der Kreistag hat, wie berichtet, bis zu 1,6 Millionen Euro für Planungskosten beschlossen. Die Aufforderung an Städte und Gemeinden, sich in einem Interessenbekundungsverfahren als Standort im Südkreis zu bewerben, ist an einige Vorgaben geknüpft.
Bahnlänge von 25 Metern gefordert – auch für Wettkampftraining
Gefordert ist unter anderem eine Bahnlänge von 25 Metern – dies wäre ausreichend auch für Wettkampftraining. Und die Institutionen, die ein solches Bad künftig nutzen möchten, Schulen, Vereine, Rettungsorganisationen und Co., sollen selbst notwendiges Personal für Training wie auch die Aufsicht stellen.
Das Konzept eines vom Kreis unterstützten Hallenbads biete nur eine eingeschränkte Nutzung, so die Grünen der Stadt Lauenburg in einer Stellungnahmen. „Das Hallenbad stünde nicht für eine freie und öffentliche Nutzung durch die Bürger zur Verfügung.“ Genauer: Der Kreis wolle für das Hallenbad eine „möglichst vollständige Auslastung im Zeitraum von 8 bis 20 Uhr durch öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kitas sowie in Vereinen organisierte Nutzergruppen mit Schwerpunkt auf Schwimm- und Rettungssport“.
Grüne: Konzept des Kreises ist unterstützenswert
Protest gegen eine solche Vorgabe lässt sich aus der Stellungnahme der Lauenburger und einem Antrag der Geesthachter Grünen nicht herauslesen, im Gegenteil: Das Konzept des Kreises, „im Südkreis wieder eine Möglichkeit für einen dringend notwendigen ganzjährigen Schwimmbetrieb für Schulen, Kitas, Vereine und Rettungs- und Hilfsorganisationen zu schaffen“ sei „nachvollziehbar“ und „unterstützenswert“, heißt es aus Lauenburg.
Weit weniger nachvollziehbar erscheint den Grünen allerdings, warum eine Kommune im Süden verwirklichen und finanzieren soll, was der Kreis wünscht: Es wäre „konsequent, dass der Kreis insgesamt als Initiator und Betreiber des Hallenbades agiert und es als Kreisaufgabe definiert und nach der für den Kreis geeignetsten Möglichkeit der Realisierung sucht“.
Kreis soll sein Wunschprojekt selbst betreiben
Das malerische Lauenburger Freibad lehnen die Grünen der Schifferstadt als Standort wie berichtet ab. Wenn denn Lauenburg infrage kommen solle, solle nach Flächen gesucht werden, die die Nutzung industrieller Prozesswärme von Unternehmen ermöglichen, fordert Thorsten Pollfuß, Fraktionschef der Grünen.
Oder die geeignet sind, die notwendige Wärme aus dem Elbwasser zu gewinnen. Für den Fall sei eine „Errichtung des Hallenbades im Lauenburger Industriegebiet denkbar und wünschenswert“.
Nachhaltig? Ein Hallenbad im Industriegebiet Lauenburg
Geesthachts Grüne haben durchgesetzt, dass die Frage der Interessenbekundung erst in der kommenden Ratsversammlung diskutiert wird. Im Gegensatz zu den Lauenburger Parteikollegen können sie sich unter gewissen Umständen jedoch mit einem Hallenbau auf dem Geesthachter Freizeitbad-Gelände anfreunden.
Die Kostenfrage spielt jedoch auch im fast dreimal größeren Geesthacht eine wichtige Rolle. Das Vorhaben müsse von Anfang an so konzipiert werden, „dass es möglichst kostendeckend betrieben werden kann“, lautet eine Forderung, über die in der Geesthachter Ratsversammlung am Freitag, 10. November, abgestimmt werden soll.
Schwimmhalle möglichst kostendeckend planen
Wenn auch keine grundsätzlichen Zweifel an der Beschränkung für den Betrieb geäußert werden, so drängt der Geesthachter Fraktionschef Ali Demirhan doch darauf, den Belangen vor Ort mehr Gewicht einzuräumen. So sollen Pläne des VfL Geesthacht für Baby-Schwimmen und Reha-Kurse berücksichtigt werden.
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Die Chancen für ein vollwertiges Hallenbad beurteilt auch Thorsten Pollfuß zurückhaltend. Als problematisch wertet er, dass das „eingeschränkte Nutzungskonzept des Kreises noch nicht hinreichend kommuniziert wurde und teilweise die Erwartungshaltung der Bürger besteht, es ginge um ein echtes Hallenbad, das allen offensteht.“
Kostenübernahme durch den Kreis ist möglich
Daher hätten manche Bürger den falschen Eindruck gewonnen, die Politik lehne leichtfertig die „kostengünstige Chance für ein tolles Hallenbad“ ab, so Pollfuß. Für die dauerhafte Finanzierung setzt er auf einen kostengünstigen Betrieb ohne Aufsichtspersonal der Kommune. Dann würden sich die Kosten „auch im Rahmen halten“. Die Grünen hoffen: „Eine dauerhafte Kostenübernahme durch den Kreis wäre möglich.“