Schwarzenbek. Steht er im Weg, oder erinnert er an die Stadtgeschichte? Der Nachbau von 1989 auf dem Alten Markt polarisiert. Nun herrscht Klarheit.

Eine wirkliche Funktion hat er nicht. Dennoch hängt der ein oder andere Schwarzenbeker an dem Brunnen auf dem Alten Markt. Der hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Bei Veranstaltungen wie dem Weinfest stehe er nur im Weg, sagen die einen. Für andere ist er historisches Zeugnis für Schwarzenbeks jahrhundertelange Geschichte – auch wenn er erst seit 1989 in seiner jetzigen Form auf dem Markt steht. Jetzt wurde im Bauausschuss der Stadt darüber entschieden, ob der Brunnen an seinem Platz bleiben darf.

Gestiftet wurde der Brunnen vor mehr als 30 Jahren vom Bürgerverein Schwarzenbek und während des ersten Weinfestes der Wirtschaftlichen Vereinigung eingeweiht. Direkt am Fuße der St. Franziskus-Kirche und in Sichtweite der ehemaligen kaiserlichen Post ist er mit seiner Feldsteinummauerung ein Element im Zentrum der Europastadt, das auf Schwarzenbeks Anfänge im ausgehenden 13. Jahrhundert hinweist. Damals, vor mehr als 700 Jahren, fand Schwarzenbek erstmalig urkundliche Erwähnung, nachdem Ritter Wulf an der Schwarzen Beke eine Turmhügelburg errichtet hatte.

Schwarzenbek streitet über Brunnen auf Altem Markt – und entscheidet

Doch wirklich historisch ist der Brunnen nicht. Wie Bauamtsleiter Ralf Hinzmann sagt, habe er nur einen historisierenden Charakter – er wirkt alt. Zur Zeit, als die Schwarzenbeker Kirche errichtet wurde, holten Siedlungsbewohner Wasser mit einem Eimer an einer Seilwinde aus einem Schacht. Der jetzige Brunnen auf dem Alten Markt verfügt jedoch über eine metallene Pumpe, die allerdings mit einer Kette befestigt ist und deshalb nicht genutzt werden kann.

Im Bauausschuss der Stadt zeichnete sich ein gespaltenes Stimmungsbild: Sigrid Binder, Ausschussmitglied für die SPD, stimmte dafür, dass der Brunnen Bestand haben solle. „Ich bin der Meinung, dass das gemeinsam mit der Kirche ein schönes Ensemble ist“, sagt sie. Da es in Schwarzenbek nicht allzu viele einladende Orte gebe, sei es sinnvoll, diesen zu erhalten. Binder verwies auch auf die Kosten, die durch die Abtragung entstünden. Rund 8.000 Euro wären für die Arbeiten des Bauhofs zu veranschlagen. „Da wir in der aktuellen Zeit an jeder Ecke sparen sollen, widerspricht das einem Abriss“, so Binder.

Ist Kirchenvorplatz ohne Brunnen besserer Marktstandort?

Anders sieht das die CDU-Fraktion, deren Mitglieder geschlossen dafür stimmten, den Brunnen abzureißen. „Wir wollen den Alten Markt wiederbeleben. Dafür ist es notwendig, dass dort mehr Platz vorhanden ist“, sagt Hans-Jürgen Stribrny, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender. Er wisse, dass die Marktbeschicker zurzeit keinen Umzug foricerten. Wäre der Platz für Verkaufsstände oder Lkw größer, würde dies aber auch den Marktstandort attraktiver machen.

Das Argument, dass durch einen Abriss mehr Platz für die Beschicker des Wochenmarktes entstünden, lässt Sigrid Binder nicht gelten. „Das wird ja als eine Vormaßnahme für den Umzug des Marktes genannt“, sagt sie. „Viele Beschicker wollen aber grundsätzlich nicht vom Ritter-Wulf-Platz wegziehen“, bemerkt sie. Durch die Parkplätze bei Penny, Rossmann und Action können Besucher den Markt an seinem jetzigen Stadnort mit dem Auto besser erreichen.

CDU: Mehr Platz für Veranstaltungen nötig

Hans-Jürgen Stribrny meint, dass größere Events leichter durchgeführt werden könnten, wenn der Brunnen verschwände. Es gehe dabei nicht nur um die wenigen Quadratmeter des Brunnens selbst, sondern auch um die Umgebung. Dass das Weinfest trotz des Brunnens stattfinden kann, sei für ihn kein Grund für einen Erhalt. Bei anderen Festen würde mehr Platz gebraucht werden. „Wir haben im Prinzip nichts gegen Brunnen und wissen, dass das Herz einiger Menschen daran hängt“, sagt Stribrny. „Er steht zukünftigen Planungen aber im Weg.“

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Die Mitglieder des Bauausschusses stimmten letztlich für den Erhalt des Brunnens. Lediglich die drei Abgeordneten der CDU-Fraktion votierten für einen Abriss.