Geesthacht. Heinz Gauger ist ein Superbastler und hat manchmal skurrile Ideen. Jetzt hat er ganz neue Pläne, die auch andere Menschen betreffen.
Etwas kaufen und es dann so lassen, wie es ist? Viel zu profan für den Bastler Heinz Gauger. „Egal, was man kauft, man kauft die Idee anderer Leute, man muss nur etwas weiterdenken und kann dann etwas umfunktionieren“, verrät er seine Devise. Klarer Fall: Der Geesthachter hat das „Daniel-Düsentrieb-Gen“.
Wie die von Zeichner-Legende Carl Barks erdachte berühmte Comicfigur Daniel Düsentrieb bastelt, schraubt und tüftelt er gern an den Dingen herum. Dabei verpasst er Gegenständen häufig eine neue Funktion. Aber auch Fahrräder und vieles mehr macht er wieder gangbar. Jetzt geht Heinz Gauger noch einen Schritt weiter: Er will zudem zum Helferlein werden. So heißt Düsentriebs kleiner Roboter-Assistent.
Geesthachter Bastler möchte anderen Menschen helfen
Im Rahmen einer erweiterten Nachbarschaftshilfe möchte er Menschen bei kleineren Reparaturen unter die Arme greifen. „Die Technik ist heute so weit, ich könnte mir vorstellen, dass ich einiges auch Schritt für Schritt via Videoanruf erklären kann. Mein Anliegen ist es, Hilfestellung bei der Selbsthilfe zu geben“, sagt Heinz Gauger.
In seiner Wohnung hat er sich eine Bastelecke eingerichtet. Auf Regalbrettern sind Werkzeuge und Schrauben sortiert, an Halterungen hängen fein säuberlich Kabel und einige Elektrosachen. Heinz Gauger mag es, wenn alles ordentlich ist. An seinem Schreibtisch, der direkt vor dem Fenster steht, tüftelt er an einem aktuellen Projekt, wie es typisch ist für ihn.
Geruchsneutraler Aschenbecher mit Hilfe der Sanitärabteilung
Es geht um einen Aschenbecher, der auch Nichtraucher erfreut. Er soll den lästigen Rauch schlucken. Die Idee dazu kam ihm beim Teetrinken. „Ich habe einen Teebecher mit einem passendem Keramikstövchen. Da kam mir der Gedanke, dass man nach einem ähnlichen Prinzip einen Aschenbecher bauen könnte, der einen Geruchsstopp hat.“
Aus der Sanitärabteilung im Baumarkt besorgte er sich ein Übergangsrohr mit einer sogenannten exzentrischen Reduktion. Das Teilstück, wie es im Hochbau für Abwasserleitungen verbaut wird, um zwei Rohre verschiedener Durchmesser zu verbinden, wurde zum Prototypen. In die Schiebevorrichtung bohrte Heinz Gauger ein Loch, so groß, dass eine Zigarette hineingesteckt werden kann. Ziel ist, dass der Rauch wie sonst das Abwasser „geschluckt“ wird.
Das TV-Gegengewicht benötigt eine Damenstrumpfhose
An seiner Wand hängt eine TV-Halterung – natürlich Marke Eigenbau. Hierfür hat er ein Gasrohr montiert und mithilfe eines Stahlseils, ein paar Ringschrauben, einer blickdichten Damenstrumpfhose, einem Gefrierbeutel und Sand ein Kontergewicht gebaut. „Die Strumpfhose habe ich meiner Frau gemopst. Damit der Sand nicht hinaus rieselt, habe ich ihn in einen Gefrierbeutel gefüllt. Mit dem Gegengewicht kann ich den Flachbildschirm je nach Bedarf hoch und herunterziehen“, erklärt der Geesthachter.
Obwohl er handwerklich jede Menge drauf hat, hat er nie einen Beruf in dieser Richtung erlernt. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörtem ihm zwei Musikkneipen und eine Diskothek in Bergedorf und in Nettelnburg, darunter das „Miami Beach“ und die Edel-Disco „Time-Club“.
Fahrradflicken mit dem Flüssigsilikongemisch
Die Clubs sind Geschichte, und Heinz Gauger suchte sich neue Aufgaben. „Ich war eine Zeit lang für die Flüchtlingshilfe tätig. Dort habe ich in der Fahrradwerkstatt Flüchtlingen beigebracht, wie man Fahrräder repariert“, berichtet er.
Somit hat der 65-Jährige auch einen Trick zum Reifenflicken parat. Statt ihn abzumontieren, lässt er mit einer Spritze und einem Schlauch ein Gemisch aus Flüssigsilikon und Wasser in den Schlauch des Reifens laufen. „Der Schlauch ist eigentlich ein Zubehörteil fürs Aquarium“ schmunzelt Heinz Gauger. Sobald er das Gemisch hineingefüllt hat, dreht er das Rad, das Gemisch verteilt sich und verklebt das Loch.
Gauger kritisiert: „Heute wird alles gleich weggeworfen“
Nun hat er eine neue Idee. Er will Menschen helfen, Sachen selbst zu reparieren. „Früher hat man viel von den Großeltern gelernt. Fast alles wurde repariert. Weggeworfen wurde nur das, was wirklich hinüber war. Heute wird alles gleich neu gekauft. Das finde ich nicht schön“, sagt Heinz Gauger.
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Wer altes Werkzeug oder Schrauben, Unterlegscheiben und Ähnliches hat, das er nicht mehr braucht, kann es dem Hobbybastler gern überlassen. „Neulich habe ich von einer älteren Dame alte Werkzeuge geschenkt bekommen, da habe ich mich wie ein Schneekönig drüber gefreut“, berichtet er.
Kontakt nimmt man mit ihm per E-Mail auf: heinz.gauger@googlemail.com.