Büchen. Politik diskutiert Solardach über Parkplatz am Bahnhof in Büchen. Doch einige sehen ein Problem: Wohin mit dem ganzen erzeugten Strom?

Einen neuen Anlauf für den Bau einer Photovoltaikanlage am Büchener Bahnhof unternimmt der Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde auf seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 26. Oktober. Im September waren dieses Thema sowie weitere vertagt worden. Der Grund: Die Diskussionen über eine Stellplatzsatzung für Büchen hatte sehr viel Zeit in Anspruch genommen.

Ein mit 30.000 Euro dotierter Prüfauftrag für ein Photovoltaik-Dach über dem P&R-Platz am Bahnhof war bereits im November 2021 beschlossen worden. Inzwischen vorliegende Prognosen stimmen die Vertreter der Aktiven Bürger Büchen (ABB) hoffnungsfroh: Im günstigsten Fall und bei maximaler Förderung kann sich ein Photovoltaik-Dach in weniger als fünf Jahren amortisieren, hat Fraktionschef Markus Räth mit Blick auf die Zahlen erklärt.

Bahnhof Büchen: Solardach über P&R-Platz könnte Strom für E-Busse liefern

Doch auch weniger optimistische Prognosen lassen aufhorchen. Zwei weitere Szenarien gehen davon aus, dass Millionen-Investitionen für den Bau eines Sonnenpaneeldaches über dem Parkplatz in neun bis zehn Jahren wieder eingespielt sein können.

Die ABB setzt darauf, dass mit der Bahn oder dem Betreiber des Busverkehrs Kunden gewonnen werden, die die Abnahme des produzierten Stromes garantieren. „Am besten wäre, auf dem Platz könnten gleich E-Busse betankt werden“, so Markus Räth.

Suche nach sicheren Abnehmern von Solarstrom

Eine Idee, der auch Büchens Bürgermeister Uwe Möller etwas abgewinnen kann. Technisch sei dies sicherlich sinnvoll. Neue E-Busse würden größere Akkus benötigen, um in der Fläche auf längeren Strecken eingesetzt werden zu können. Über den Tag verteilt immer wieder Strom tanken zu müssen, sei keine Option für den Linienverkehr.

Dass am Standort Büchen eine Stromtankstelle für Busse entsteht, ist jedoch keinesfalls sicher. „Eine Frage ist, wo man den Strom loswird. Müssten wir ihn anders verkaufen, etwa Stromleitungen über Nachbargrundstücke legen, würde die Gemeinde selbst zum Stromhändler“, warnt Möller vor erheblichem Aufwand.

Büchen kann Busbetreiber nicht zur Abnahme zwingen

Die Stromabnahme längerfristig am Ort zu sichern, ist aus seiner Sicht in mehrfacher Hinsicht ein Problem. „Wir können ja Busbetreiber nicht verpflichten, ihre Fahrzeuge bei uns aufzutanken. Zudem werden die Linien regelmäßig durch den Kreis Herzogtum Lauenburg neu ausgeschrieben.“

Hans H. Andreae (ABB) kritisierte bereits im Frühjahr, dass die Schaffung von Photovoltaik-Anlagen an der P & R-Anlage Ladestraße in Büchen nicht vorankommt.
Hans H. Andreae (ABB) kritisierte bereits im Frühjahr, dass die Schaffung von Photovoltaik-Anlagen an der P & R-Anlage Ladestraße in Büchen nicht vorankommt. © ABB | Abb

Zuletzt waren Lauenburg und Ratzeburg als Aufladepunkte für E-Busse im Gespräch. Dafür müßte die Leistungsfähigkeit örtlicher Stromnetze jedoch deutlich verbessert werden, um die stromhungrigen Busse betanken zu können.

Netzausbau ist Voraussetzung für E-Bus-Betrieb

Auch Büchens Klimaschutzmanagerin sieht die Bäume noch nicht in den Himmel wachsen. Wo Ladepunkte für E-Busse entstehen, darauf habe weder die Gemeinde Büchen noch ein möglicher Investor Einfluss, sagt Maria Hagemeier-Klose. Die Forderung, den ÖPNV deutschlandweit rasch klimaneutral zu machen, könne aber Büchen durchaus in die Hände spielen.

„Die fahrplanmäßigen Stehzeiten von Bussen an unserem Bahnhof würden es möglich machen, hier auch Fahrzeuge zu wechseln.“ Die Idee: Ist der Akku leer, bleibt der Bus zum Laden zurück, der Fahrer fährt mit einem aufgeladenen Bus weiter.

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Auch für die angeblich so formidable Amortisation eines Photovoltaik-Feldes über dem P&R-Platz sieht die Fachfrau noch Klärungsbedarf. „Die guten Prognosen beruhen vor allem auf den hohen Zuschussmöglichkeiten“, so Hagemeier-Klose. Ob diese Zuschüsse in der angenommenen Höhe tatsächlich gezahlt würden, sei durch die Gutachter aber noch nicht abschließend geklärt worden.

Mit wie viel Förderung dürfen Gemeinde oder Investor rechnen?

Die öffentliche Sitzung beginnt am 26. Oktober um 19 Uhr im Sitzungssaal des Bürgerhauses (Amtsplatz 1). Dann soll es auch um mehrere Bebauungspläne gehen sowie um den Wunsch der Büchener Nachbargemeinde Klein Pampau, den Nüssauer Weg zu sperren. Vermehrter Schwerlastverkehr auf der Gemeindeverbindungsstraße soll auf diesem Wege verhindert werden. Die Grüne Fraktion bringt zudem einen Antrag ein, Büchen solle der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beitreten.

Die Reduzierung des privaten Autoverkehrs wertet CDU-Fraktionschef Henning Lüneburg als „hehres Ziel“. Doch Büchen sei nicht nur für den überörtlichen Verkehr, sondern auch in der Gemeinde weiterhin auf Autoverkehr angewiesen. Lüneburg: „Unser Dorf hat ja kein ausgebautes Busnetz von Großstädten wie etwa Lübeck oder gar Hamburg.“