Büchen. Die Gemeinde Büchen hat einige Projekte auf der Agenda: Doch Zahlen nähren Zweifel, was wirtschaftlich aufgeht und was nicht.
Ein häufig gehörter Vorwurf lautet, die öffentliche Hand fordere allzu häufig von den Bürgern, die Energiewende voranzutreiben, bleibe aber selbst weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Welche Fragen und Probleme auftreten, wenn eine Gemeinde in dem Punkt voranschreiten will, zeigt ein Blick nach Büchen. Kleinere Vorhaben wurden erneut vertagt, die Prüfung einer großen Photovoltaik-Anlage auf dem P&R-Platz am Bahnhof steht weiterhin aus.
Im Prinzip herrscht Einigkeit: Mit Photovoltaik-Anlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden soll Büchen mit gutem Beispiel vorangehen. Was möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, darüber gehen die Meinungen innerhalb der Politik und teils auch mit der Verwaltung jedoch auseinander, besonders zur Frage der Wirtschaftlichkeit.
Entscheidungen zu Solarstrom erneut vertagt
Im jüngsten Werkausschuss der Gemeinde wurde erneut über die Ausstattung städtischer Kitas mit Solaranlagen beraten. Dazu die Frage, ob eine kleine bereits vorhandene Anlage auf dem neuen Bauhof der Gemeinde stark erweitert werden soll. Auf dem Dach wäre ausreichend Platz für so viele Solarpaneele, dass sich die Speicherung des gewonnenen Sonnenstroms rechne, so die Vorlage der Verwaltung.
Rund 133.000 Euro sind für die möglichen 140 weiteren PV-Kollektoren und einen Akkuspeicher nach aktuellen Preisen veranschlagt. Dass sich diese Investition in überschaubarem Zeitrahmen finanziell rechnen werde, daran bestehen jedoch Zweifel aufseiten der Politik.
„Die Sonne scheint bei uns nicht jeden Tag“
„Ein Experte aus unserer Fraktion hat nachgerechnet“, sagt CDU-Fraktionschef Henning Lüneburg. „Damit sich die Investition binnen weniger Jahre amortisiert, müsste bei uns die Sonne jeden Tag scheinen, doch das tut sie nicht.“ Also gab der Ausschuss die Angelegenheit erneut in die Verwaltung zurück mit der Bitte, noch einmal neu zu rechnen.
Klärungsbedarf sieht die Politik auch in der Frage, ob sich deutlich kleinere Photovoltaik-Anlagen auf Kita-Dächern rechnen. „Möglicherweise sind die Dachflächen dafür zu klein“, gibt SPD-Fraktionschef Thomas Gladbach zu bedenken.
- Büchen investiert Millionen Euro in den Klimaschutz
- Herzogtum Lauenburg: Gebühren für Rettungseinsätze sinken deutlich
Sind Kita-Dächer zu klein für Strom aus der Sonne?
Deutlich größer wird in der Fraktionen der Aktiven Bürger Büchen (ABB) gedacht. Warum nicht gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen?, so die Idee: Mit einer großflächigen PV-Anlage über dem P&R-Platz am Büchener Bahnhof ließe sich einerseits viel Sonnenstrom gewinnen, andererseits eine Überdachung für die dort geparkten Autos schaffen. Und das alles, ohne einen Quadratmeter Wiese oder Feld zu verschatten.
„Wir könnten mit circa 300 überdachten Parkflächen etwa 600.000 kWh Solarstrom jährlich erzeugen. Das entspricht dem Verbrauch von 200 Haushalten“, wirbt Hans Andreae (ABB) für die Idee. Die Installationskosten werden, wie berichtet, auf etwa 10.000 Euro geschätzt – je Standplatz.
Der bis 30.000 Euro dotierte Prüfauftrag wurde bereits im November 2021 beschlossen, kritisiert Antragstellerin Carmen Horn die Gemeindeverwaltung: „Bis heute haben wir dazu keine abschließende Antwort bekommen.“
P&R-Platz: Die Deutsche Bahn redet mit
„Das ist nicht ganz trivial, wir suchen ein Planungsbüro, dass dies für uns rechnen kann“, entgegnet Büchens Bauamtsleiter Michael Kraus. Die propagierte Energiewende zeigt Folgen: Die meisten seien aktuell beschäftigt.
Doch das sei es nicht allein, so Kraus: „Die Deutsche Bahn AG hat dabei natürlich auch ein Wort mitzureden.“ So müsse sichergestellt werden, dass bei Sturm keine PV-Paneele weggerissen werden und den Verkehr auf der benachbarten Bahnstrecke gefährden.
„Wir haben keine Planer in den Schränken sitzen“
Büchens Bürgermeister Uwe Möller zeigt sich über die Kritik verärgert: „Wir haben Schulbauten, planen neue Wohngebiete und Straßen, dazu beschließt die Gemeindevertretung eine neue Kita.“ Das benötige alles seine Zeit. „Ich habe hier keine Planer in den Schränken sitzen, es sind alle gut beschäftigt.“
Deutlich gelassener als die anderen zeigt sich SPD-Fraktionschef Thomas Gladbach: „Die zentrale Frage ist doch, finden wir einen Investor für das Vorhaben? So viel Erfahrung gibt es in Deutschland ja damit nicht.“
Schatten für Schafe und Rinder
Doch Büchen liege in dem Punkt keineswegs zurück, so Gladbach: Es sei ja auch ein Photovoltaik-Feld an der Bahnstrecke Richtung Müssen im Gespräch: „Würde man das Areal nutzen und die Paneele entsprechend aufständern, fänden darunter grasende Schafe und auch Rinder Schatten.“