Geesthacht. Tausende Besucher, aber geringerer Zuspruch als sonst. Ob so ein zusätzlicher Öffnungstag noch zeitgemäß ist, soll diskutiert werden.

Tausende Besucher, zu denen auch Jan Andersen und seine Frau Tanja gehörten, bevölkerten beim ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres die Fußgängerzone in Geesthacht. „Wir kommen eigentlich regelmäßig, wenn der ist und laufen einmal rüber“, sagte der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Grünhof-Tesperhude und hatte eine Tüte eines Schuhhändlers in der Hand. „Ich habe Socken gekauft“, verriet er. Allerdings, das räumte Mitorganisator Oliver Fries (Zigarren Fries) ein, sei der Zuspruch auch schon mal größer gewesen. Ob so ein zusätzlicher Öffnungstag noch zeitgemäß ist, diese Frage will die Wirtschaftliche Vereinigung Geesthacht (WVG) anschließend bewerten.

Oliver Fries ist zwiegespalten. „Verkaufsoffene Sonntage stammen aus einer Zeit, wo wir Einzelhändler alle am Sonnabend um 14 Uhr schließen mussten“, sagt das Mitglied der City-Gemeinschaft Geesthacht, die zur WVG gehört. Heute fehlt vielen Geschäften schlicht das Personal für einen weiteren Öffnungstag. „Die Mitarbeiter müssen mitspielen. Heute sehe ich viele Inhaber hinter dem Tresen“, so Fries. Ein Teil der Läden machte gar nicht erst auf, darunter auch der Rewe-Markt im Rewe-Center. „Andererseits“, sagt Fries, „bewegt so ein Tag die Menschen doch noch, wie man heute sieht. Die Leute wollen einfach unterwegs sein.“ Gelockt wurden sie mit einigen Sonderangeboten, im Schuhhaus Purwin gab es etwa Rabatt auf Kinderschuhe.

Zukunft der verkaufsoffenen Sonntage in Geesthacht offen

Der Geesthachter Kai Laackmann, unterwegs mit Frau Daniela und Tochter Nele, war auf der Suche nach einer leichten Hose für den Herbsturlaub, die er im Kaufhaus Nessler zu finden hoffte. Das ist ganz nach Oliver Fries‘ Geschmack. „Nessler ist unser Anker in der Fußgängerzone. Geesthachter müssen hier einkaufen, nur so bleibt die Fußgängerzone belebt“, sagt Fries. Sein Lob ging zudem an die Lokalpolitik, dass diese sich entschlossen hatte, diese ab 2014 für viel Geld umzubauen.

Nina Niemann (v.l.), Monique Kaßler und Laura Friedrich vom Lady Circle Geesthacht, dem weiblichen Ableger des Round Table, verkauften Essen und Getränke für den Förderverein Peter Pan der Vamed-Klinik.
Nina Niemann (v.l.), Monique Kaßler und Laura Friedrich vom Lady Circle Geesthacht, dem weiblichen Ableger des Round Table, verkauften Essen und Getränke für den Förderverein Peter Pan der Vamed-Klinik. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Ob es Kai Laackmann jedoch bis zu Nessler schaffte, war unklar, nachdem die Tochter erfahren hatte, dass im zweiten Stockwerk des Kreissparkassen-Gebäude das Team von „Einfachmalmachen – Die Tour“ eine große Carrera-Bahn zum kostenlosen Fahren aufgebaut hatte. Danach gab es für die Kleine nur noch ein Ziel.

Einige Kunden kamen aus Hamburg mit der „Karoline“

„Familienzeit“ lautete auch das Motto des Tages. So ein Gesamtthema zu haben, ist in Schleswig-Holstein gesetzlich für Marktsonntage vorgeschrieben. Neben der Carrera-Bahn gab es unter anderem auch eine Hüpfburg und Kinderschminken. „Wir sind alles Ehrenamtliche, die das auf die Beine stellen. Unsere Arbeit wird durch die Motto-Vorschrift nicht erleichtert“, sagt Oliver Fries. Weil ihnen die Planungskapazitäten fehlte, hatte die City-Gemeinschaft auch die Ende 2022 geäußerte Idee von zwei Motto-Wochenenden wieder verworfen.

Jörg Zimmer, Gründer der inzwischen von seinem Sohn Denis geführten Bäckerei Zimmer, war derweil vom Zuspruch des verkaufsoffenen Sonntags angetan. „Das Wetter hat sicher mitgespielt. Was mir hier fehlt, ist Musik“, sagte Zimmer. Bereits vor dem offiziellen Beginn um 13 Uhr waren merklich mehr Menschen in der Bergedorfer Straße unterwegs. „Bei Regen wie am Sonnabend hätten wir hier ziemlich alleine gestanden“, sagte Oliver Fries.

Einige Kunden waren sogar tatsächlich auch aus Hamburg mit der historischen Dampflok „Karoline“ gekommen, wie die Familie der Nettelnburgerin Kim Nadine Müller. „Mein jüngerer Sohn Paul ist großer Eisenbahn-Fan. Wir fahren regelmäßig und wollen jetzt in Geesthacht noch einkaufen und essen gehen“, sagte Kim Nadine Müller, deren Mann mit dem Rest der Familie per Auto nachkam – abends fuhr die „Karoline“ nicht mehr.

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Und nachdem Oliver Fries von einem Dassendorfer Kunden ein Lob bekommen hatte („Geesthacht ist die beste Stadt zum Einkaufen hier um die Ecke. Da können Bergedorf, Lauenburg und Schwarzenbek nicht mithalten“), sagte er abschließend: „Zumindest einen verkaufsoffenen Sonntag werden wir wohl auch 2024 machen. Dann aber auf jeden Fall zu einer Jahreszeit mit verlässlich besserem Wetter.“