Wentorf. Ab Montag kommt es zur Vollsperrung der Straße Stöckenhoop. Firmen werden von der Außenwelt abgeschnitten – mit gravierenden Folgen.
Nichts geht mehr für drei Tage auf der Straße Stöckenhoop in Wentorf. Ab Montagmorgen, 9. Oktober, 7 Uhr, bis Mittwoch, 11. Oktober, ist die Straße voll gesperrt. Grund dafür sind Bauarbeiten, die Gemeinde lässt die Asphaltdecke erneuern. Danach wird es für Restarbeiten zu Teilsperrungen kommen, kündigt die Gemeinde Wentorf auf ihrer Homepage an.
Kein Auto kommt in dieser Zeit rein oder raus, die ansässigen Gewerbebetriebe und Anwohner am Stöckenhoop und am Südredder sind quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Alle Zufahrten auf den Stöckenhoop – vom Südring, vom Alten Exerzierplatz und von der Straße Zwischen den Toren – sind gesperrt.
Vollsperrung Stöckenhoop: „Das legt alles lahm“
„Das legt alles lahm“, sagt Rüdiger Gramkow, Geschäftsführer der GAC Verwaltung und Entwicklung GmbH, und meint damit nicht nur die 16 Mieter in seinem Bau- und Handwerkerhof, der erst in diesem Jahr fertig gestellt wurde. Sondern auch alle umliegenden Gewerbebetriebe.
So ist beispielsweise der Hof des Autohauses Vorbeck nicht für Fahrzeuge erreichbar. Gleiches gilt für die Auffahrten des TÜV und für das Einrichtungshaus Knutzen. Kunden des Hagebaumarktes werden an drei Tagen nur kaufen können, was sie zu Fuß oder mit dem Rad wegtragen können. „Ganze Lieferketten mussten verändert werden“, sagt Marktleiter Martin Steinhoefel etwas zerknirscht. Sein Markt bleibe aber in jedem Fall geöffnet. Er bezeichnet die Informationspolitik und die Planung der Gemeinde als „Katastrophe“.
So hat Grundstücksnachbar Rüdiger Gramkow nur „per Zufall“ von der Straßensperrung erfahren, da das verschickte Informationsschreiben nicht bei ihm angekommen ist. Sofort hat der Bergedorfer Unternehmer alle Hebel in Bewegung gesetzt und alle Betroffenen sowie Bürgermeisterin Kathrin Schöning zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen, um mögliche Alternativen zu besprechen.
Gemeinde lehnt Alternativvorschläge ab – Gewerbetreibende fühlen sich nicht ernst genommen
„Mir ist bewusst, dass es für die Gewerbetreibenden ein einschneidender Zeitraum ist. Ich bin mit ihnen gerade im Gespräch“, bestätigt Bürgermeisterin Schöning. Auf den Vorschlag der Gewerbetreibenden, die Straßensanierung abschnittsweise und mit Teilsperrungen durchzuführen, ging die Gemeinde trotzdem nicht ein. „Die Vollsperrung ist notwendig, weil eine Durchführung der Arbeiten in zwei Bauabschnitten logistisch zu aufwendig und nicht wirtschaftlich wäre“, sagt Schöning.
Günstig ist die Deckenerneuerung auch so nicht und kostet die Gemeinde 107.000 Euro. Geschoben werden könne die Baumaßnahme auch nicht: „Sie muss durchgeführt werden, bevor der erste Frost kommt“, sagt Schöning.
Dass es keine Alternativen gab, bezweifeln die Gewerbetreibenden: „Wir fühlen uns ein wenig von oben herab behandelt“, sagt Marktleiter Steinhoefel und „wenig ernst genommen“, fügt Stefan Vorbeck, Betreiber des gleichnamigen Autohauses, hinzu. Beide sind gespannt, ob es nun zum Verkehrschaos kommt und ob der Zeitplan auch wirklich gehalten werden kann. Die Hoffnung ist groß, dass ab Mittwochnachmittag die Zufahrt zumindest teilweise wieder möglich ist.
Informationspanne: Bestatter erfährt erst am Freitag von der Sperrung
Bei dem Gespräch waren die Mieter von Rüdiger Gramkow nicht dabei. Aus allen Wolken fiel Susanne Leverenz, vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen, als sie erst am vergangenen Freitagnachmittag durch die Recherchen für diesen Artikel von der Sperrung erfuhr.
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Plötzlich stand das Unternehmen so kurz vor dem Wochenende vor großen logistischen Herausforderungen, denn der Bestatter hat im Gewerbehof Räume für die Kühlung von Verstorbenen angemietet. Susanne Levrenz konnte sich nicht erinnern, im Vorfeld informiert worden zu sein.
Betroffener Unternehmer öffnet illegal Zufahrt von der B207 auf Grundstück
Ein kurzfristiges Umdisponieren war nach einem Gespräch mit Vermieter Rüdiger Gramkow dann aber doch nicht mehr nötig. „Ich lasse meine Mieter jetzt über den Bürgersteig fahren“, sagt er und meint damit, dass diese vom Südring direkt über den öffentlichen Grünstreifen aufs Grundstück biegen sollen. Das ist eigentlich verboten, der Bordstein ist an dieser Stelle nicht abgesenkt. Bojen sollen für ein sanfteres Herauf- und Herunterfahren sorgen. Diese Option räumt Gramkow allen Betroffenen ein, und nimmt zugleich billigend in Kauf, dass er sich damit Ärger einhandelt.
Seit Monaten schon kämpft der Unternehmer für eine direkte Zufahrt von der Bundesstraße 207 auf sein Grundstück. Das allerdings lehnt der Landesbetrieb für Verkehr mit der Begründung, eine Zufahrt würde den Verkehr der Bundesstraße zu stark behindern und sogar unfallträchtige Situationen erzeugen, ab.