Schwarzenbek. Zur Jumelage 2025 treffen sich fünf Partnerstädte im Herzogtum Lauenburg. Die Mitglieder wollen insbesondere voneinander lernen.

Jumelage – was? Jumelage wie Partnerschaft. Weil es 1955 weder im deutschen noch im französischen Sprachgebrauch das Wort Städteverbrüderung gab, feierten vier europäische Gemeinden ihre Freundschaft damals unter dem Motto „Jumelage de villes“. Zwei Jahre nach Erhalt der Stadtrechte war Schwarzenbek stolzer Gastgeber der ersten Jumelage. 2025 ist es wieder so weit und das Verbrüderungstreffen findet im Kreis Herzogtum Lauenburg statt. Die Vorbereitungen dafür laufen schon jetzt auf Hochtouren.

Städtepartnerschaften: Treffen erstmals 1955 in Schwarzenbek

Beim ersten Treffen vor 70 Jahren hielt der Enkel von Reichskanzler Otto von Bismarck die Festansprache und als Zeichen des Friedens schickte Bürgermeister Hans Koch weiße Tauben in den Himmel über dem Sachsenwald. Schwarzenbek hatte damals 7000 Einwohner, darunter viele Geflüchtete. Heute zählt die Stadt rund 10.000 Bewohner mehr. Viel hat sich verändert. Der Name „Jumelage“ und die Freundschaft zwischen den europäischen Partner-Gemeinden blieb aber bestehen.

Neben dem französischen Aubenas, der Schweizer Gemeinde Sierre und dem belgischen Zerzate ist der 1960 hinzugekommene Küstenort Cesenatico jüngstes Mitglied im Städtebund. Im August fand dort, 20 Kilometer nördlich von Rimini, das diesjährige Jumelage-Treffen statt. Für Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens eine willkommene Gelegenheit zum Austausch auf Augenhöhe: „Man steigt nach 1.400 Kilometern Fahrt in Italien aus, trifft den Gastgeber und die Kollegen aus Frankreich, der Schweiz und Belgien und ist zu Hause. Man nimmt sich in den Arm und hat Tausend Dinge zu besprechen. Das ist eine tolle Erfahrung“, erinnert er sich an die herzliche Atmosphäre vor Ort.

Im Festsaal des Rathauses werden bereits die ersten Vorbereitungen für das Treffen im Jahr 2025 in Schwarzenbek getroffen.
Im Festsaal des Rathauses werden bereits die ersten Vorbereitungen für das Treffen im Jahr 2025 in Schwarzenbek getroffen. © Stadt Schwarznbek | Stadt Schwarznbek

Zu den Besonderheiten des alle zwei Jahre stattfindenden Treffens gehört die Fokussierung auf aktuelle Themen, die alle Mitgliedsgemeinden bewegen. In Cesenatico ging es dieses Jahr um die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt. Sechs Wochen nach dem Besuch in Italien traf man sich nun in Schwarzenbek. Die Nachbereitung war gleichzeitig Auftakt zu den Planungen für die Jumelage 2025.

Schüleraustausch und Praktika in anderen Städten

Unter den 50 Teilnehmern war die komplette Italien-Delegation, Vertreter aus Politik und Verwaltung, aber auch neue, junge Gesichter. „Da ist uns das Herz aufgegangen“, sagt Norbert Lütjens. Junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden die Basis einer Neubelebung der ursprünglichen Idee der Jumelage, in deren Rahmen auch regelmäßige Schüleraustausche und die Vergabe von Berufspraktika in den Unternehmen der Partnerstädte stattfinden.

Neben diesen wertvollen und gelernten Routinen ist die Planung des viertägigen Treffens 2025 durchaus eine Herausforderung. Zu stemmen ist sie nur dank der Mithilfe ehrenamtlicher Kräfte. Umso mehr freuen sich Bürgermeister Lütjens und Schwarzenbeks Kulturbeauftragte Hannah Kloosterman, dass alle, die Anfang Oktober dabei waren, ehrenamtlich für das Projekt arbeiten wollen.

Gemeinden haben mit dem Klimawandel zu kämpfen

Der Klimaschutz wird auch 2025 Thema sein. Im französischen Aubenas sind es die zunehmenden Dürren, die jedes Jahr aufs Neue die Ernte bedrohen, im italienischen Cesenatico kommt zu viel Wasser die Berge herunter, weil die Stadt an der Küste unter dem Meeresspiegel liegt. Im schweizerischen Sierre ist man vom Klima verwöhnt, behält jedoch die Bewegungen in den Bergen des Wallis im Auge.

So haben alle Partnerstädte mit der Klimaveränderung zu kämpfen und werden aktiv. „Wir mit unserem Perfektionismus, die Franzosen unter der Direktive aus Paris und die Italiener mit einem Hauch mehr Gelassenheit“, erklärt Norbert Lütjens. Er schätzt an der Jumelage, dass alle von der unterschiedlichen Herangehensweise des Gegenübers lernen können. Auch das Problem der Migration und die Flüchtlingspolitik wird 2025 zur Sprache kommen. Und auch dazu will man nicht nur Vorträge hören, sondern gemeinschaftlich an den Auswirkungen und Herausforderungen auf kommunaler Ebene arbeiten.

Städte überlegen Petition in Brüssel einzureichen

Passend zur grenzüberschreitenden Jumelage denken die befreundeten Gemeinden, so Lütjens, durchaus groß: „Wir sind fünf Städte, immerhin, vielleicht reichen wir ja bald eine Petition in Brüssel ein. Wir machen uns über europäische Probleme Gedanken und das wollen wir die Politik auch hören lassen.“

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Für Schwarzenbeks Kulturmanagerin Hannah Kloosterman ist der europäische Gedanke, aus dem die Jumelage erwachsen ist, allein schon eine wichtige Botschaft. Warum ist es wichtig zur Europawahl zu gehen? Wie wertvoll ist der Zusammenhalt? Was bedeutet es, ein Teil des europäischen Bündnisses zu sein? Die politische Ebene will sie nicht aus den Augen verlieren. Gleichzeitig arbeitet Kloosterman an der Vernetzung unter den Schulen und den Vereinen der Partnerstädte, um immer wieder neue, junge Europa-Fans ins Boot zu holen. Der Generationswechsel im Organisationsteam der Jumelage stimmt sie optimistisch. Die jüngste Mitfahrerin des letzten Treffens war 17 Jahre alt und der Planungsauftakt Anfang Oktober hat gezeigt, dass eine feste Gruppe jüngerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabeibleibt.

Treffen 2025 mit Festakt und Party geplant

Zum inhaltlichen Programm der viertägigen Jumelage, der Bildung von Arbeitsgruppen und dem Austausch über die anvisierten Themen, wird sich die Gemeinde im Zusammenschluss mit ihren ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern in den nächsten Monaten regelmäßig austauschen. Der Spaß soll während der Festtage natürlich auch nicht zu kurz kommen. Von Festakt bis Party will Schwarzenbek ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine stellen. Die Unterbringung von etwa 60 Besucherinnen und Besuchern in Gastfamilien ist natürlich eine Herausforderung. „Da setzen wir auf die Unterstützung von Familien in Schwarzenbek“, so Kloosterman: „Wir schauen im Vorfeld, wer gut zusammenpassen könnte und wir wissen, dass die Jugendlichen gern zusammen untergebracht sein möchten. Das werden wir berücksichtigen.“

Auch Norbert Lütjens ist zuversichtlich: „Wer sich drauf einlässt, bleibt dabei“, sagt er. Jetzt geht es darum, Vertrauen zu gewinnen und noch einige neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen. Nach dem Auftakt Anfang Oktober bleiben knapp zwei Jahre Zeit. Ein fester Termin für die Jumelage 2025 steht noch nicht fest. Das Organisationsteam peilt den September und damit die Zeit nach den Sommerferien an. Bis dahin bleibt genug zu tun.